Für mehr Zuversicht und Unternehmergeist

Deutschland ist ein reiches Land. Es geht uns – gerade im internationalen Vergleich – wirtschaftlich sehr gut. Und trotzdem mangelt es an Zuversicht und Unternehmergeist, meint der Personalexperte Michael Zondler. „Die Stimmung im Land und die veröffentlichten und gesendeten Nachrichten passen nicht richtig mit unserer realen Lage zusammen. Mir geht es nicht um Schönfärberei oder das Verschweigen schlechter Nachrichten. Doch wenn unsere Gedankenwelt nur noch von Angst, Pessimismus und dem Ruf nach mehr Sicherheit bestimmt ist, laufen wir Gefahr, die Balance zu verlieren und zu einer hysterischen Gesellschaft zu werden“, so der Chef des Stuttgarter Beratungsunternehmens CENTOMO http://www.centomo.de

„Dass zurzeit so viele Menschen nach Deutschland kommen wollen, hat ja auch etwas damit zu tun, dass wir ein freies, attraktives und starkes Land sind. Natürlich haben wir auch unsere Schwierigkeiten. Doch insbesondere im Vergleich zu Ländern wie Italien, Spanien oder Griechenland haben die jungen Menschen bei uns gute Startchancen. Das liegt unter anderem an der Qualität unserer dualen Ausbildung und an verantwortungsbewussten und innovativen Unternehmen. Es wäre schön, wenn in unseren Schulen und auch in den Medien etwas positiver über die soziale Marktwirtschaft und berufliche Selbstständigkeit berichtet würde. Eine angst- und sicherheitsfixierte Gesellschaft scheut aber jedes unternehmerische Risiko. Doch nur mit Angestellten und Beamten lässt sich unser Wohlstand nicht halten“, so Zondler.

Duale Ausbildung muss wieder mehr wertgeschätzt werden

In einem Beitrag für das PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft kommt der frühere saarländische Wirtschaftsminister Hanspeter Georgi zu einem ähnlichen Schluss. Reife Gesellschaften wie Deutschland litten an einem Mangel an Unternehmergeist und Unternehmertum. „Wohlstand für alle“(Ludwig Erhards Erfolgsformel) zu schaffen werde primär als Aufgabe der Politik angesehen, nicht der Arbeiter, Angestellten und Freiberufler. „Was wären unsere Städte und Gemeinden ohne die Italiener, Griechen, Türken und andere Ethnien, die mit ihren Geschäften das heutige Stadtbild prägen? Ohne deren unternehmerisches Tun würde manche Stadt doch verarmen“, so Georgi.

Zondler bestätigt diesen Befund: „Leider diskutieren wir häufig hysterisch über Fragen der Zuwanderung. Die eine Variante fand himmelhochjauchzend in Form einer übersteigerten Willkommenskultur statt, die andere Variante sieht in jedem Ausländer und Flüchtling einen potentiellen Terroristen. Beides ist Unfug. Deutschland braucht Zuwanderung und profitiert von gut integrierten Migranten. Über Zuwanderung muss auch ganz pragmatisch gesprochen werden. Kosten und Nutzen müssen wieder sachlich und nicht moralisierend oder fremdenfeindlich dargestellt werden.“

Dass die Zukunftszuversicht und der Blick für ökonomische Realitäten eher abnehmen führt Georgi auch auf veränderte kulturelle Prägungen zurück. Früher seien Generationen überwiegend geprägt worden durch die Ausbildung nach dem Dualen System. Nur ein geringer Prozentsatz machte Abitur und studierte. Heute ist es so, dass die berufliche zugunsten der universitären Ausbildung ständig abgewertet wird. Und auch die Schulen sind so durchreglementiert, dass der kulturelle Wert von Selbstständigkeit immer weniger vermittelt wird.

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