Je mehr Elektronik die Hersteller in die Fahrzeuge stopfen, desto leichter machen sie es Betrügern. Rund ein Drittel aller Gebrauchtwagen sind nach Erkenntnissen der Polizei manipuliert. Darauf weist der Automobilclub seit vielen Jahren hin, doch Politik und Fahrzeughersteller handeln nicht. „Den Schaden haben weder die Hersteller noch deren (Erst-)Kunden“, betont Steffen Dominsky Redakteur „kfz-betrieb“: „Der Dumme ist der Gebrauchtwagenkäufer, doch der hat keine Lobby.“
Bereits seit Jahren verbaut die Zulieferindustrie Speicherchips mit „HSM“-Technik in ihre Steuergeräte. Nur die Autobauer nutzen diese Sicherheitstechnik nicht, die Tachomanipulation so gut wie unmöglich macht. Außer zu ihrem eigenen Vorteil, z.B. um sich vor Chiptuning zu schützen. Manche Hersteller wünschen sich sogar Steuergeräte mit veralteter „SHE“-Technik. Dem Zulieferer bleibt dann nichts anderes übrig, als in moderne HSM-Chips die simplere und unwirksamere SHE-Technik einzupflanzen. „Das wäre, als würden Sie auf die Platine eines Matrix-LED-Scheinwerfers eine H4-Birne stecken wollen. Ein absoluter Rückschritt in Sachen Sicherheit“, erklärt ein ADAC-Experte.
Ebenfalls einen Rückschritt stellt der Club seit Kurzem bei einem weiteren Si-cherheitsthema fest: Keyless Go. Während die klassische Funkfernbedienung dank „Rolling Code“-Technologie überaus angriffssicher ist, arbeitet das Keyless-Go-System im Prinzip völlig ungeschützt. Mithilfe eines einfachen „Reichweitenverlängerers“ überlisten Kriminelle die Fahrzeuge. Die Kosten für die gesamte Technik: keine 100 Euro.
Autobesitzer würden beim Einhalten von Mindeststandards nicht nur im Fall Tachomanipulation profitieren. Eine verbesserte IT-Sicherheit wäre für diese sowie die Allgemeinheit im Hinblick auf Car-to-x-Kommunikation bzw. autonomes Fahren essenziell. Denn wer möchte schon aufgrund simpler Manipulationen seine Gesundheit gefährden und einen Unfall riskieren?
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