„Die binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Firmen in Deutschland sind weiterhin gut. Sie profitieren von der stabilen Konjunktur und den günstigen Finanzierungsbedingungen. Zudem nehmen Einkommen und Kaufkraft der Konsumenten weiter zu, was sich wiederum positiv auf die Unternehmen auswirkt“, begründet CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin Ingrid Riehl den erneuten Rückgang der Insolvenzen. Die positive Entwicklung der letzten Jahre hat bei den Unternehmen auch dafür gesorgt, dass viele ihre Eigenkapitalquote verbessern konnten. „Dadurch erhöhen die Firmen ihre finanzielle Stabilität und sind resistenter gegen kleinere Unternehmenskrisen“, so Riehl.
Für das Jahr 2018 rechnet CRIFBÜRGEL mit einer leichten Trendumkehr beim Insolvenzgeschehen. Stagnierende oder steigende Insolvenzzahlen sind im kommenden Jahr nicht mehr auszuschließen. Bei 21.000 Firmeninsolvenzen und einer Basis von vier Millionen Unternehmen in Deutschland ist ein Stand erreicht, der kaum noch unterboten werden kann. Denn unabhängig von der konjunkturellen Lage und anderen günstigen Rahmenbedingungen für Firmen gibt es Unternehmen, die aus anderen Gründen eine Insolvenz anmelden müssen. Zum Beispiel scheitern jedes Jahr Neugründungen oder es kommt zu Anschlussinsolvenzen durch sogenannte Dominoeffekte. Auch Fehler im Management sorgen für eine Vielzahl von Firmeninsolvenzen.
Die Insolvenzschäden summierten sich im 1. Halbjahr 2017 auf circa 11,5 Milliarden Euro. Im Durchschnitt entstehen somit Forderungsausfälle von knapp 1,1 Millionen Euro pro Insolvenz. Verantwortlich für das weiterhin hohe Niveau an Insolvenzschäden sind mehrere Zusammenbrüche von wirtschaftlich bedeutenden Unternehmen. Prominente Beispiele von Firmeninsolvenzen in den ersten sechs Monaten sind SolarWorld, der Schifffahrtskonzern Rickmers Holding, die Einrichtungskette Butlers oder der Schneider Versand.
Beim Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigen sich hinsichtlich des Insolvenzgeschehens in Deutschland im 1. Halbjahr 2017 große regionale Unterschiede. Absolut gesehen stehen Nordrhein-Westfalen (3.130 Firmeninsolvenzen), Bayern (1.247) und Niedersachsen (943) an der Spitze der Insolvenzstatistik. Die Analyse der Insolvenzdichte (Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen) zeigt ein verändertes Ergebnis. Demnach sind Unternehmen in Bremen am stärksten insolvenzgefährdet (51 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen). Der Bundesdurchschnitt lag im 1. Halbjahr 2017 bei 32 Firmenpleiten je 10.000 Unternehmen. In Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen zeigten sich die Unternehmen im 1. Halbjahr 2017 hingegen am wenigsten insolvenzanfällig (21 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen).
Wie schon im letzten Jahr ist Dortmund auch im 1. Halbjahr 2017 Insolvenzspitzenreiter (54 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen). Dies ergab eine Auswertung der 30 deutschen Großstädte. Mit Gelsenkirchen (50), Essen (50) und Duisburg (49) folgen drei weitere Städte aus Nordrhein-Westfalen. Des Schwaben Sparsamkeit zeigt sich auch in der Insolvenzdichte in den Städten. Am besten steht im Ranking der Großstädte Stuttgart da. Hier liegt die Insolvenzquote bei 23 Pleiten je 10.000 Unternehmen.
Der bundesweite Trend sinkender Firmeninsolvenzen zeigt sich in den Bundesländern Baden-Württemberg (plus 14,8 Prozent), Berlin (plus 13,5 Prozent) und Thüringen (plus 2,9 Prozent) nicht. Den deutlichsten Rückgang an Firmeninsolvenzen gab es im 1. Halbjahr 2017 im Saarland. Hier wurde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum knapp ein Drittel weniger Firmenpleiten registriert (minus 32 Prozent).
Die risikoreichste Rechtsform hinsichtlich Insolvenzen bleibt die Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt). Bei der UG (1.080 Firmeninsolvenzen) lag die Insolvenzdichte bei 101 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen.
Beim Blick auf die Hauptbranchen zeigt sich, dass vor allem Unternehmen aus dem Bereich der Logistik (42 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) und dem Baugewerbe (40) überdurchschnittlich von Insolvenzen betroffen sind. Die geringste Insolvenzdichte gibt es mit lediglich 12 Pleiten je 10.000 Unternehmen im Energiesektor.
Die meisten Insolvenzen gehen in Deutschland aber auf das Konto von Kleinstunternehmen. Der Anteil der Firmen mit maximal 5 Mitarbeitern betrug im 1. Halbjahr 2017 81,8 Prozent. Der Anteil am Insolvenzgeschehen nimmt in der Folge mit dem Anstieg der Mitarbeiteranzahl ab. Bei Firmen mit 51 oder mehr Angestellten liegt der Anteil am Insolvenzgeschehen nur noch bei 2,1 Prozent.
14,2 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind nur bis zu zwei Jahre am Markt aktiv gewesen, bevor sie eine Insolvenz anmelden mussten. Die aktuelle Studie zeigt zudem, dass über die Hälfte (58,4 Prozent) der insolventen Unternehmen nicht älter als zehn Jahre werden. Gründe für das Scheitern junger Unternehmen sind vor allem in nicht marktfähigen Geschäftsideen zu sehen.
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