In Süddeutschland und Österreich findet man „Heumilch“ schon länger in den Regalen des Lebensmittelhandels. Doch von einem Bekanntheitsgrad wie in Österreich von ca. 80 % können die Heumilch-Bauern in Deutschland nur träumen. Höhere Preise von Produkten aus Heumilch lassen zwar auf ein hochwertiges Lebensmittel schließen. Doch ist der qualitative Unterschied zur herkömmlichen Milch für Käufer in Deutschland nicht eindeutig.
Mehr als 70 % der Befragten greifen der TÜV SÜD-Umfrage zufolge weiterhin zu klassischer Vollmilch oder fettarmer Milch. Milchähnliche Erzeugnisse auf Basis von Reis, Hafer oder Soja sind nur für ca. 5 % der Verbraucher maßgeblich. Heumilch kaufen in Deutschland nur ca. 2 % der Verbraucher. Ein Viertel der Verbraucher gibt an, nicht zu wissen, welche Eigenschaften die Heumilch hat. „Keine Angabe“ machen 9 %.
23 % der Befragten wissen, dass das Futter aus der Heuwirtschaft stammen muss. 5 % geben an, dass Heumilch ohne Silage hergestellt werden muss. Gut 10 % der Verbraucher verbinden mit dem Begriff „Heumilch“ eine österreichische Herkunft und 18 % eine biologisch kontrollierte Herstellung.
Das Futter macht den Unterschied
Die Unterschiede von üblicher Kuhmilch und traditioneller Heumilch liegen in der Fütterung der Tiere. In der konventionellen Milcherzeugung fressen die Kühe auch Gärfuttermittel (z. B. Mais-Silage), Feucht- oder Gärheu. In der Heumilchwirtschaft wird darauf komplett verzichtet. Nebenprodukte aus Brennereien, Brauereien oder Mostereien sind nicht zulässig. Heumilchkühe fressen im Frühjahr und Sommer frisches Grünlandfutter, das Kräuter, Gräser sowie Leguminosen enthält. Im Winter wird ausschließlich Heu gegeben. Ergänzend bekommen die Tiere auch mineralstoffreiche Trockenschnitzel z.B. aus der Zuckerherstellung oder Eiweißfuttermittel aus der Getreideverarbeitung. Kraftfutter ist zugelassen, aber reguliert. In Deutschland und Österreich gibt es jeweils Arbeitsgemeinschaften, die sich um Richtlinien zur Fütterung, Haltung und Kontrolle in der Heumilchwirtschaft kümmern.
Durch die Fütterung der Tiere mit Grünlandfutter hat die Produktion von Heumilch auch eine Auswirkung auf das Landschaftsbild. Dieser Aspekt spielt für manche Verbraucher auch eine Rolle in der Kaufentscheidung.
Der Begriff „Heumilch“
Die Herstellung von Heumilch ist eine sehr traditionelle Art der Milcherzeugung. Der Begriff Heumilch war jedoch bis 2016 nicht geschützt. Seit März 2016 dürfen – mit Übergangsfrist bis März 2018 – Heumilchprodukte EU-weit die Schutzbezeichnung „garantiert traditionelle Spezialität“ (abgekürzt „g.t.S.“) tragen und müssen dann den Regularien der Heumilch-Arbeitsgemeinschaften entsprechen.
Informationen für Verbraucher
Damit Verbraucher ihre Erwartungen beim Kauf auch erfüllt sehen können, verweist TÜV SÜD auf die wesentlichen Fakten rund um die Heumilch:
- Heumilch ist nicht zwingend Biomilch. Biomilch muss viele weitere Kriterien erfüllen.
- Die Heu-Fütterung wirkt sich auf den Geschmack und die Zusammensetzung der Milch aus. Heumilch enthält z.B. doppelt so viele Omega-3- Fettsäuren wie die Standardmilch.
- Das g.t.S.-Symbol besiegelt die traditionelle Herstellungsweise der Heumilch, nicht die Herkunft.
- Das g.t.S.-Siegel ist mit dem Siegel für die geschützte geographische Angabe (g.g.A) leicht zu verwechseln. Verbraucher sollten die Siegel auf der Verpackung genau unter die Lupe nehmen.
Weitere Informationen rund um das Thema Lebensmittelsicherheit gibt es unter: www.tuev-sued.de/sichere-lebensmittel.
Im Jahr 1866 als Dampfkesselrevisionsverein gegründet, ist TÜV SÜD heute ein weltweit tätiges Unternehmen. Rund 24.000 Mitarbeiter sorgen an mehr als 800 Standorten in über 50 Ländern für die Optimierung von Technik, Systemen und Know-how. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, technische Innovationen wie Industrie 4.0, autonomes Fahren oder Erneuerbare Energien sicher und zuverlässig zu machen. www.tuev-sued.de
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