Frauengeschichten aus der Logistikbranche: Biljana Muratovska aus Mazedonien

Im Interview mit TimoCom verrät die Generalsekretärin Biljana Muratovska, was ihren Transportverband MAKAM-TRANS aus Mazedonien ausmacht und wieso eine morgendliche Partie Backgammon zu besseren Arbeitsbedingungen im Transport führt.

Frau Muratovska, können Sie sich bitte kurz vorstellen?

Mein Name ist Biljana Muratovska und ich bin Generalsekretärin des mazedonischen Transportverbands MAKAM-TRANS. Nach meiner Ausbildung in Wirtschaftspolitik und Entwicklung habe ich Erfahrungen in mehreren Unternehmen gesammelt. Durch meinen Vater bin ich seit frühester Kindheit mit der Transportbranche verbunden. Daher liegt es mir besonders am Herzen, sein Erbe fortzuführen und die Arbeitsbedingungen der mazedonischen Transporteure zu verbessern. Das ist eine riesige Aufgabe. Um den Kopf frei zu bekommen, spiele ich deswegen jeden Morgen bei einer Tasse Kaffee eine Partie Backgammon. 

Was sind die wichtigsten Anliegen Ihres Verbandes?
Wir machen uns für bessere wirtschaftliche und soziale Arbeitsbedingungen der mazedonischen Transportunternehmer stark. Besonders stolz bin ich darauf, die Gesetze unseres Landes mitzubestimmen und dadurch faire Verhältnisse zu schaffen. Als ich 2003 dem Verband beigetreten bin, war die Branche noch sehr chaotisch. Wichtige Transportgenehmigungen bekam man nur über Schmiergeldzahlungen. Es gab Fahrzeuge aus zweiter Hand, gefälschte Zertifikate und Ausbeutung der Transporteure. Das alles hat mich dazu veranlasst, all meine Bemühungen in den Verband zu investieren. Heute sind es 1895 Mitglieder, die von den Transportunternehmen und den staatlichen Behörden endlich respektiert werden. Wir investieren viel in Ausbildungen und Workshops, damit alle am Transport Beteiligten ein breites Wissen erhalten. Dieses Jahr wurde ich von den Verbänden in Süd-Ost- und Mitteleuropa mit dem Titel Bester Manager/in ausgezeichnet. Das ist eine große Ehre, aber auch eine tolle Anerkennung für die Arbeit der letzten 15 Jahre.

Warum finden Sie die Transportbranche so interessant?

Ich vergleiche die Transportindustrie gerne mit einem Blutkreislauf. Wenn man ihn stoppt, wird unsere Wirtschaft stillgelegt. Der Transport ermöglicht es uns erst, allen alles zugänglich zu machen. Auf vielen Reisen mit meinem Vater hat mich die Leidenschaft der Transporteure gepackt. Sie waren stolz darauf, mit ihrer Arbeit zu großen Projekten beizutragen. Dank Ihrer Lieferungen konnten Straßen, Brücken, sogar Krankenhäuser und Schulen gebaut und ausgestattet werden.

Sollte es mehr Frauen in Führungspositionen in der Logistik geben?

Wenn wir Frauen unsere ganze Ausdauer, den angeborenen Wunsch nach Nachhaltigkeit, Erfolg und Fortschritt, auch auf die Arbeitswelt übertragen, beweisen wir, dass diese Branche genauso gut von Frauen angeführt werden kann. Ich lebe in einem Patriarchat und habe es trotzdem geschafft, einen Verband zu führen, der zu 95 Prozent aus männlichen Mitgliedern besteht. Es gibt bereits viele Frauen mit eigenen Transportunternehmen und ich finde, es sollte noch viel mehr geben.

Was sind Stärken und Schwächen der Transportbranche?

Ich denke Bestechung und Korruption sind vor allem in südeuropäischen Ländern noch sehr weit verbreitet. Die Kontrollbehörden nutzen oft die fehlenden Vorschriftenkenntnisse der Transporteure aus und verlangen ungerechtfertigte Bußgelder. Daran müssen wir etwas ändern. Besonders stark an der Logistik ist aber, dass wir international verbunden sind und es immer wieder neue Ziele und Herausforderungen gibt. Ohne Logistik hätten wir keine Basis für eine umfassende wirtschaftliche Entwicklung. Wir können jetzt die Digitalisierung nutzen, um uns zu vernetzen. Wenn sich überall Verbände mit klaren Zielen wie MAKAM-TRANS gründen und untereinander austauschen, dann könnten wir unsere Branche viel besser schützen und noch bessere Ergebnisse erzielen. MAKAM-TRANS hat diesen Schritt durch den Beitritt zur Allianz für die Zukunft des Straßengütertransportes bereits getan.

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