Erst die FDP-Ostpolitik – dann Vogelsberger Schulpolitik

Die „schönste Zeit“ war die als Schuldezernent, die wohl aufregendste die als Erster hauptamtlicher Kreisbeigeordneter. Mehr als 20 Jahre liegen zwischen diesen beiden Stationen. Jahre, die ein langes politisches Engagement dokumentieren, das am Montag mit einer Verabschiedung endete: Hanns Michael Diening ist aus dem Kreisausschuss des Vogelsbergkreises ausgeschieden, Landrat Manfred Görig übergab dem FDP-Urgestein am Montag seine Entlassungsurkunde. In einem würdigen Rahmen versteht sich, nämlich am Ende der Kreistagssitzung in Herbstein, also vor dem Gremium, in dem Hanns Michael Diening ebenfalls über viele Jahre aktiv war.

Diening war junger Student, als sein Interesse für Politik geweckt wurde – damals allerdings für die Bundespolitik, vor allem für die Ostpolitik der FDP. „Im Wesentlichen ging es darum, das starke Spannungsverhältnis zur DDR abzubauen“, blickt der Homberger zurück. Diese Linie der FDP gefiel dem jungen Mann und so wurde er im Dezember 1961 Jungdemokrat, nur einen Monat später Mitglied der FDP. In Mainz war das damals, wo der gebürtige Wuppertaler Chemie studierte. Wirklich politisch aktiv war er in den Folgejahren nicht, sagt er heute. Andere Dinge standen im Fokus: 1965 heiratere Hanns Michael Diening, ein Jahr später kam die gemeinsame Tochter auf die Welt. Zum Studium wechselte er nach Frankfurt, sattelte um auf Lehramt, machte 1969 sein Examen und kam nach Homberg an die Ohmtalschule. „Ich war immer für die Schule für alle“, sagt der Pädagoge. Spannend war es daher für ihn, den Aufbau der Gesamtschule mitzuerleben. Und er machte schnell Karriere: 1972 wurde er Förderstufenleiter, nur zwei Jahre später sogar pädagogischer Leiter.

„Damals habe ich im Kollegium Leute getroffen, die ähnlich dachten wie ich“, erinnert sich Diening an den Beginn seiner kommunalpolitischen Laufbahn. Mit zwei Kollegen rief er zunächst eine Wählerinitiative ins Leben, 1972 gründete er den FDP-Ortsverband – mit acht Mitgliedern. Der Grundstein für seine politische Karriere war gelegt, auch wenn es noch bis 1981 dauerte, bis Diening sein erstes Mandat bekam. Als Stadtverordneter in der Ohmstadt. Gleichzeitig zog er in den Kreistag des Vogelsbergkreises ein und nach nur drei Jahren wurde er zum hauptamtlichen Ersten Kreisbeigeordneten gewählt. Eine „spannungsreiche“ Zeit für den Freien Demokraten, denn: Der Landrat wurde damals nicht direkt, sondern vom Kreistag gewählt. Dr. Jochen Zwecker von der SPD war Chef im Landratsamt, doch für seine Wiederwahl fehlte ihm 1984 im Kreistag die nötige Mehrheit. „Wir hatten einen Deal mit der CDU“, erzählt Diening ganz offen, „wir haben Gerulf Herzog mitgewählt zum Landrat, im Gegenzug wurde ich hauptamtlicher Kreisbeigeordneter.“ Der Amtsanritt am 1. Oktober war frostig: „Der Landrat wies mir mein Zimmer zu, meine Zuständigkeiten waren auf einem Zettel notiert.“ Bis zum Jahreswechsel arbeitete Diening unter Zwecker, viele Worte wurden nicht gewechselt, sagt er heute und muss schmunzeln: „Im Urlaub des Landrates habe ich gemeinsam mit Wolfgang Gerhardt  sogar eine eigene Pressekonferenz abgehalten.“ Zwecker habe später gekontert, ebenfalls die Presse eingeladen – und auch seinen Vize, allerdings mit dem zarten Hinweis, dass er davon ausgehe, dass der FDP-Mann nicht komme.

Diening war es dann, der den neuen CDU-Landrat Herzog beim Amtsantritt im Januar 1985 begrüßte – lange währte die Zusammenarbeit indes nicht: „Im März war Kommunalwahl und die SPD holte die absolute Mehrheit, also wurden wir Beide abgewählt.“ Die FDP musste übrigens bei dieser Wahl keine Federn lassen: „Wir haben zwei Prozent mehr gehabt als zuvor.“

Szenenwechsel: Rudolf Marx (CDU) ist Landrat im Vogelsbergkreis und Hanns Michael Diening nicht nur Mitglied im Kreisausschuss, sondern auch Schuldezernent. „Ich denke, das war die schönste Zeit“, sagt der Freidemokrat. „Das lag an Marx, er hat mich frei entscheiden lassen.“ Nur eine einzige Meinungsverschiedenheit habe es gegeben, ansonsten sei man sich einig gewesen. Hinzu kam: „Es gab viel Geld zu der Zeit, wir haben eine Menge bewegen könne.“ Diening nennt das erste ppp-Modell, das an der Schule an der Wascherde zum Tragen kam, die Finanzierung des Schwimmunterrichts,  die Einführung des Vogelsberg-Tickets für alle Schüler oder auch die elektronischen Tafeln, die in den Schulen installiert wurden. „Nur bei der Mittagsbetreuung hätte ich mehr erwartet, da ist mir nicht alles gelungen“, gesteht sich Diening ein. Es lag an der Finanzierung.

Apropos Betreuung: Da stehen jetzt die drei Enkel im Mittelpunkt. Der stolze Opa hat keinerlei Bedenken, dass es ihm in Zukunft langweilig werden könnte. Die Tochter lebt mit Familie in Dresden und da wird Hanns Michael Diening künftig noch häufiger hinfahren. Er will schließlich sehen, wie die drei Enkel aufwachsen….

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