In den meisten Fällen war der Chef oder die Chefin selbst operativ tätig und hat bereits über Jahre hinweg alle wichtigen Kontakte zu Kunden und Lieferanten gepflegt. „Die Unternehmen mit ihrem Wissen und ihren Kundenkontakten stellen erhebliche Werte dar, die wir unbedingt erhalten und weitergeben möchten. Deshalb ist das Thema Unternehmensnachfolge sehr wichtig für den Wirtschaftsstandort Region Hannover“, sagt Wirtschaftsdezernent Ulf-Birger Franz. Dass der Abschied und Rückzug aus dem eigenen Unternehmen vielen Eigentümern schwer fällt, macht die Nachfolge zu einem sensiblen Thema. „Wir haben das im Blick und sprechen das Thema rechtzeitig an, damit sich die Firmeninhaber auf die Übergabe vorbereiten können“, berichtet Thomas Löhr, der die Unternehmen bei der Nachfolgeregelung berät und zwischen den Partnern vermittelt. Seine Erfahrung: Oft findet der Chef oder die Chefin im Tagesgeschäft keine Zeit, sich um eine Nachfolge zu kümmern. Hinzu kommt, dass die Wertvorstellungen des Firmeninhabers und die Renditeerwartungen des Käufers nicht unbedingt übereinstimmen. „Die Verkaufsverhandlungen zwischen Interessent und Unternehmen sollten daran nicht scheitern. Es ist wichtig, dass dieser Prozess professionell moderiert und begleitet wird“, ergänzt Löhr.
Zwei Beispiele für eine gelungene Übergabe sind der Outdoor-Ausrüster Bluesky und die Firma EFI Rempuschefsky Maschinen und Formenbau. Die Geschäftsführung des seit 1984 am Markt bestehenden Fachgeschäfts für Outdoor- und Reisezubehör Bluesky in Hannover liegt zu jeweils 50 Prozent bei Jürgen Schöpke und seit Oktober 2017 bei Ilka Neinhardt. Nachdem die Chancen und Risiken einer Selbstständigkeit geklärt und die Finanzierung der Übergabe für alle Beteiligten zufriedenstellend geregelt war, ist die langjährige Mitarbeiterin als gleichberechtigte Gesellschafterin in das Unternehmen an der Kurt-Schumacher Straße in Hannover eingestiegen.
„Für Ulli Schottmann und mich stellte sich seit einiger Zeit die Frage, wie wir uns eine Weiterführung nach unserem Ausscheiden vorstellen“, berichtet Jürgen Schöpke, der 1984 gemeinsam mit Ulli Schottmann das Unternehmen Bluesky gegründet hat. „Uns liegt das Unternehmen und seine Weiterführung natürlich am Herzen und somit war es uns sehr wichtig, aus dem Mitarbeiterstamm eine Nachfolge zu gewinnen.“ Und so freue es ihn besonders, dass Ilka Neinhardt sich diese Aufgabe zutraut und „sie den Mut und die Kompetenzen hat, bluesky in unserem Sinne weiterzuführen“, so Schöpke weiter.
Für Ilka Neinhardt kein selbstverständlicher Schritt. „Die Frage der Nachfolge hat mich zwei Jahre beschäftigt, bis ich mich dazu entschieden habe, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen“, sagt sie. Vor zwölf Jahren hat Ilka Neinhardt als Aushilfe bei Bluesky angefangen, hat sich nach und nach in viele Arbeitsbereiche eingearbeitet. „Mit der konsequenten Unterstützung von Jürgen Schöpke und Ulli Schottmann, von Thomas Löhr von der Wirtschaftsförderung der Region Hannover, Familie und Kollegen habe ich alle Hürden genommen und konnte mein Ziel verwirklichen, einem erfolgreichen Unternehmen eine Zukunft zu geben.“
„Alle Beteiligten haben professionell agiert, so konnten wir die Interessen auf beiden Seiten miteinander in Einklang bringen“, so die Einschätzung von Thomas Löhr, der für die Gespräche zwischen übergebender Geschäftsführung und übernehmendem Partner eine externe Moderation anbietet, damit alle Perspektiven gleichermaßen berücksichtigt werden.
Das hat auch bei EFI Rempuschefsky Maschinen und Formenbau gut funktioniert. Ursprünglich befasste sich das hannoversche Unternehmen mit dem Herstellen und dem Nachbilden von Schuhsohlenformen auf so genannten Kopierfräsmaschinen. Dann kamen technische Produkte wie Gummipuffer- oder Dämpferformen hinzu. In der Zeit von 1967 bis 2017, in der der bisherige Geschäftsführer tägig war, hat sich das Unternehmen im Elastomeren-Formenbau etabliert. Das Ergebnis der Gespräche zwischen dem scheidenden Geschäftsführer Wilfried Braun und dem neuen Inhaber Edgar Fitz: Zum 1. Juli hat der Inhaber die Geschäfte an seinen ehemaligen Lehrling und Gesellen übertragen. Dieser hatte sich zunächst fortgebildet und Erfahrungen bei anderen Unternehmen derselben Branche gesammelt, in dieser Zeit aber den Kontakt zum Ausbildungsbetrieb gehalten. Auf diese Weise kann das 1909 gegründete Unternehmen in die nächste Generation gehen
„Ich wäre den Schritt in die Selbstständigkeit vermutlich nie gegangen, wenn ich nicht das Unternehmen schon so lange gekannt hätte“, sagt Edgar Fitz zurückblickend. Ihn habe schon immer das Management gereizt, „nirgends kann man sich besser verwirklichen als im eigenen Betrieb“, sagt Fitz. „Der Unternehmensservice der Region war bei der Vorbereitung sehr hilfreich: die Formulare wurden bereitgestellt, wir haben den Businessplan gemeinsam erarbeitet und den Feinschliff vorgenommen“, sagt Fitz. Dass er den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen ist, bereut Fitz nicht: „Es ist mehr Verantwortung, als ich mir vorgestellt hatte. Und viel Arbeit – die aber sehr viel Spaß macht.“
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