Nach einigen Jahren mit satten Zuwächsen (und einem leichten Rückgang im Vorjahr) weist die Kammerstatistik für 2017 demnach ein Minus von 1,9 Prozent aus. Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert hält allerdings die Fokussierung auf einen rein statistischen Vergleich für nur bedingt aussagekräftig, alleine schon aus strukturellen Gründen. „Ein Kleinbetrieb mit einem Auszubildenden besetzt die Stelle erst dann wieder neu, wenn ein Lehrling erfolgreich abgeschlossen hat. Obwohl dieser Betrieb regelmäßig ausbildet, taucht er in der Statistik der Neuverträge nur alle drei Jahre auf.“
Für viele Betriebe, so Eisert, sei es grundsätzlich schwieriger geworden, die dringend benötigten Nachwuchskräfte zu gewinnen. Die Ursachen sieht er zum einen in der demografischen Entwicklung und zum anderen im Trend zum höheren Schulabschluss. Trotz sicherer Jobs und guter Karriereperspektiven gerate die duale Ausbildung dabei immer mehr ins Hintertreffen.
„Die Vorstellung, dass nur Abitur und Studium zählen, finden wir bei Jugendlichen, aber vor allem bei deren Eltern und Lehrern. In vielen Fällen sind die Möglichkeiten, die eine Berufsausbildung im Handwerk bietet, gar nicht bekannt." Erfreulich sei allerdings, dass der Anteil der Abiturienten bei den neu abgeschlossenen Verträgen erneut angestiegen sei, und zwar auf jetzt 14,2 Prozent (Vorjahr: 13 Prozent).
Bei einer repräsentativen Umfrage im vergangenen Jahr hatte sich ergeben, dass die Faszination an Materialien (wie zum Beispiel Holz oder Lebensmittel), ein allgemeines Interesse an Technik oder die kreativen Möglichkeiten die Hauptgründe für Abiturienten seien, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen.
Rund 40 Prozent aller neuen Auszubildenden lernen im Übrigen einen Metall- und Elektroberuf. 797 Neuverträge entfallen demnach auf die gewerblichen Zulieferer (2016: 837), die damit die zahlenmäßig wichtigsten Ausbilder im Handwerk sind. Es folgt das Bau- und Ausbaugewerbe, das 425 neu abgeschlossene Lehrverträge verzeichnet (2015: 461).
Regionaldaten
Die Bilanz in den einzelnen Landkreisen fällt uneinheitlich aus. Während die Betriebe in den Landkreisen Reutlingen (- 4,6 Prozent), Tübingen (- 6,4 Prozent) und Zollernalb (-1,1 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr weniger Ausbildungsverträge abschließen konnten, übertrafen ihre Kollegen in Sigmaringen (+ 6,8 Prozent) und Freudenstadt (+ 1,2 Prozent) die Vorjahreswerte.
Lehrstellenbörse im Internet
Eine wichtige Adresse für Bewerber ist die Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer. „Wir schreiben viermal im Jahr alle Betriebe an und fragen die offenen Lehrstellen ab, um das Angebot aktuell zu halten“, erklärt Eisert www.hwk-reutlingen.de/ausbildung).
Die ausgeschriebenen Ausbildungsplätze für die Jahre 2018 und 2019 sind unter www.hwk-reutlingen.de/ausbildung abrufbar. Dort sind auch Informationen zu den mehr als 130 Ausbildungsberufen im Handwerk und Tipps zur Berufswahl zu finden.
Freie Lehrstellen können von Betrieben unter www.hwk-reutlingen.de/lehrstellen schnell und einfach eingetragen werden.
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