Kein Babyboom in Städten mit teuren Immobilien

Laut einer aktuellen Studie des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung (BiB) besteht eine Verbindung zwischen den Geburten und bezahlbarem Wohnraum.

Auch 2016 ist die Zahl der Geburten wieder gestiegen. Mit 792.131 Neugeborenen waren es 54.556 Babys mehr als im Jahr davor. Das sind sieben Prozent. Allerdings zeigt die Studie des BiB erhebliche Regionale Unterschiede. In den Städten und Regionen mit hohen Kosten für Wohnraum werden im Schnitt nur 1,0 bis 1,2 Kinder geboren. So zum Beispiel in München, Düsseldorf, Köln, Passau, Kiel, Gera und Würzburg. Laut Forschungsdirektor des BiB Martin Bujard liegen die Ursachen für die niedrige Kinderzahl in vielen Kommunen unter anderem an dürftigen Betreuungsangeboten, „kinderfeindliche Wohnquartieren“ und zu wenig bezahlbarem Wohnraum. In vielen Städten fehle es an Wohnraum für Familien mit drei oder mehr Kindern. Das liegt auch an der derzeitig erhöhten Nachfrage nach Einraumwohnungen.

Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 1,59 Kindern je Frau – laut Statistischem Bundesamt der höchste Wert seit 1973. Die Geburtenrate in den Städten würde sogar noch deutlich niedriger sein, wenn nicht die vergleichsweise hohe Kinderzahl von Migranten dazukäme. Von 184.660 Neugeborenen haben die Mütter eine ausländische Staatsangehörigkeit. Das ist circa ein Viertel aller Neugeborenen. Während in den westdeutschen Flächenländern und in den Stadtstaaten die Zahl der Babys um durchschnittlich acht Prozent stieg, stieg sie in den neuen Bundesländern um nur vier Prozent.

In den Landkreisen Cloppenburg, Günzburg, Mühldorf am Inn, Vechta, Freudenstadt und Eichstätt werden die meisten Kinder geboren, im Schnitt 2,0 bis 1,9 Kinder pro Frau. Außerdem ist die Zahl auch höher in Regionen mit niedriger Arbeitslosigkeit, die überwiegend katholisch geprägt sind und die einen Männerüberschuss haben.

Laut Martin Bujard von BiB liegen die Geburtenraten auf dem Land deshalb höher, weil sich dort meistens mehr Freiräume für das Familienleben böten. Außerdem seien größere Freizeitangebote in der Stadt eine attraktive Alternative zum Elternsein. Bujard empfiehlt, dass Kommunen gezielt familienfreundliche Umgebungen schaffen, zum Beispiel stark verkehrsberuhigte Wohngebiete, in denen sich Kinder gefahrlos frei bewegen können. Bujard sagte laut Pressemeldung der dpa, dass in der Vergangenheit oft den Bedürfnissen des Autoverkehrs Vorrang eingeräumt wurde. Auch bei Bauvorhaben könnten Kommunen darauf achten, dass auch Wohnungen für große Familien entstehen. Wichtig blieben zudem nach wie vor hochwertige Kita- und Ganztagschulangebote. Auch flexible Arbeitszeitmodelle seien laut Bujard wichtig. „Viele haben nach dem zweiten Kind in der „Rush Hour“ des Lebens das Gefühl, dass ihnen schlicht die Zeit fehlt für weitere Kinder.

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