Um deutsche Geschichte, besser gesagt, um bundesdeutsche – oder wie man im Erscheinungsjahr 1964 von „Das Kreuz am Wege“ eher sagte – westdeutsche Geschichte geht es in diesem Buch von Heinz Kruschel und vor allem darum, wie alter Geist neu erwacht und was man dagegen zu tun versuchte oder auch nicht – im Westdeutschland der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Und fast nebenbei erfährt der Leser auch etwas von der kulturellen Landschaft der damaligen BRD.
Einen Rückblick in deutsche Vergangenheit, allerdings in die der achtziger Jahre der DDR, erlaubt der satirisch-ironische Text „Tanz auf der Ruine. Bilder aus einem vergangenen Land“ von Johannes Helm, auch wenn der Autor eingangs bekennt, dass sich nicht jemals so zugetragen und niemand dergleichen existiert habe wie beschrieben. Alles sei frei erfunden …
Auf ganz ungewöhnliche Weise Mut machen möchte Waldtraut Lewin in und mit ihrem Kinderbuch „Vom Eulchen und der Dunkelheit“, in dem zwar von einer kleinen Eule und deren Ängsten die Rede ist. Aber vielleicht geht es mancher jungen Leserin oder manchem jungen Leser ganz genauso wie dem Eulenkind vor seinem ersten Nacht-Flug?
Mit einem schwierigen DDR-Thema setzt sich Dorothea Iser in ihrem Buch „Neuzugang“ über die Arbeit einer jungen Erzieherin in einem Jugendwerkhof auseinander. Wie entsteht Vertrauen? Und wie findet man die Balance zwischen Disziplin und Menschenwürde? Interessant ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt der Begriff der „sexuellen Verwahrlosung“, eine seinerzeit in der DDR-Heimerziehung offenbar übliche Beschreibung unkorrekten Verhaltens vorwiegend weiblicher Jugendlicher. Aber lesen Sie selbst. Und damit zurück an den Anfang und zu Walter Kaufmann und seiner Lebens-Revue.
Erstmals 2004 erschien bei ddp goldenbogen Dresden „Die Welt des Markus Epstein“ von Walter Kaufmann: Eine gute Gelegenheit, den Menschen, Reporter und Schriftsteller Walter Kaufmann näher kennenzulernen. In insgesamt 105 autobiografischen Geschichten lässt der Autor, damals 80 Jahre alt, sein abenteuerliches und mutiges, trauriges und schönes Leben Revue passieren. Sein Leben als Schriftsteller beginnt in Australien, wo der mit Glück aus Deutschland vor den Nazis zunächst nach England geflüchtete und dann nach Australien deportierte jüdische Junge in einem Arbeitsbataillon Dienst tut. An einem milden Sommersonntag, einem dienstfreien Tag, beginnt er im Camp im australischen Albury aufzuschreiben, was er während eintöniger Verladearbeiten am Bahnhof und im Munitionsdepot durchdacht hatte. Damals ahnte er noch nicht, dass diese Notizen einen begehrten Literaturpreis erringen und binnen eines Jahres in viele Sprachen übersetzt um die Welt gehen würden …
In seinen autobiografischen Geschichten erzählt Kaufmann von kleinen und großen Dingen seiner Kindheit und Jugend in Deutschland, in dem Juden das Leben immer unerträglicher gemacht wurde, von seiner Heimatstadt Duisburg, von Schule und erster Liebe und von den Schrecken und Schikanen dieser Zeit, von der Abreise aus Deutschland, bei der er das letzte Mal seine Mutter sehen kann, von dem Aufenthalt in England, wo er nicht mehr Deutsch sprechen darf, und von der Verbannung nach Australien, wo er in einem Lager eingesperrt wird und in einem Arbeitsbataillon Dienst tun muss – und wo er zu schreiben beginnt. Er erzählt aber auch über seine späteren Jahre in Australien und wie es ihm nach seiner Heimkehr nach Deutschland erging. Im Jahre 1955 war er nach siebzehn Jahren im Ausland zurückgekehrt. Berlin war ihm so fremd wie die Sprache und der Tonfall hier … Hier zwei der mehr als hundert autobiographischen Episoden aus dem abenteuerlichen und mutigen, traurigen und schönen Leben des Walter Kaufmann:
„Die Eidechse
Er drückte die schwere Klinke herunter und stemmte sich gegen das eiserne Tor, bis es knarrend einen Spalt weit aufging, zwängte sich nach draußen und rannte blindlings die Straße hinunter. Die Kinderstimmen vom Schulhof her wurden schwächer, und bald klangen sie wie ferne Musik. Am Ende der Straße bog er links ab und folgte einem Pfad über den Schuttplatz hinter der Schule. Die Sonne schien warm, über ihm der Himmel strahlte leuchtend blau. Er fühlte sich froh und frei.
In seiner Vorstellung verwandelte er den Schuttplatz zu einem eigenen Reich. Im trockenen Gras die Flaschen und Büchsen spiegelten die Sonne, ihm gefiel das Grün der Flaschen, das matte Rotbraun der rostigen Büchsen und wie es silbern in den Glasscherben glitzerte und das Gras gelb im Licht stand. Es war angenehm unter der Sonne. Die Zeit gehörte ihm. Er ging langsamer, setzte sich auf einen Stein und kratzte mit einem Stock Linien und Kreise in den Boden. Er war allein auf der Welt. Die Zeit schien endlos. Plötzlich huschte etwas Geschmeidiges, Braunes, Biegsames vorbei. Ein Schwänzchen, dünn wie ein Halm, schwang hin und her. Vier Füße schnellten den schlanken Körper vorwärts.
„Eidechse“, flüsterte er. Auf einem Sonnenfleck verharrte sie und wandte ihm den Kopf zu. Ihr Zünglein schoss vor und zurück. Er streckte die Hand aus, sofort verschwand die Eidechse im Gras.
„Wo bist du hin?“
„Wer?“, fragte hinter ihm eine Stimme.
„Meine Eidechse.“
„Was soll das! Einfach die Schule schwänzen … Bloß gut, dass ich dich gefunden hab“, hörte er den Jungen sagen. Markus kannte ihn nicht – wer war das? Er war nicht mehr allein auf der Welt.
„War ich lange weg?“
„Warst du. Fräulein Stanek hat mich losgeschickt, dich zu suchen. Dein Schulzeug hast du auch vergessen. Los, komm jetzt!“
Sie rannten los. Markus hielt den Kopf gesenkt, sah im Innern die Lehrerin mit streng erhobenem Kopf, dass ihr Haarknoten den Nacken berührte, sah die große graue Schule mit den vielen Fenstern. Als er hochblickte, ragte die Schule wie eine Festung vor ihm auf. Sein Herz klopfte.
„Mach zu“, drängte der Junge, als sie über den Schulhof liefen. „Schnell jetzt.“ Durch die offenen Fenster hörten sie die Stimmen der Lehrer. In einer Klasse wurde gesungen: „Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg …“ Im Treppenhaus umfing sie Kühle. Kleine Schweißperlen standen Markus auf der Stirn. Seine Verwirrung war groß. Sie rannten die Steintreppen hoch, ihre Sandalen klapperten, dass es hallte.
Oben stürmte der Junge in die Klasse. Markus folgte ihm zögernd. Alle Kinder sahen zu ihm hin. „Auf dem Schuttplatz war er“, hörte er den Jungen zu Fräulein Stanek sagen. Die wandte sich ihm mit strengem Blick zu, die Lippen schmal.
„Was bloß wolltest du da?“
„Ich hab eine Eidechse besucht“, sagte Markus.
Fräulein Stanek lächelte, die Strenge wich aus ihren Augen. Sie zog Markus an sich und strich ihm übers Haar. Die Kinder staunten.
Mittagssonne lag über der Prinzenstraße. Stille umfing die stattlichen Villen in prächtigen Gärten, kein Windhauch bewegte die Blätter der Bäume. Markus war allein in der Straße. Er war über einen Zaun geklettert und hatte dabei Hemd und Hose zerrissen, die Kniestrümpfe waren zu den Knöcheln gerutscht. Jetzt saß er auf dem Bordstein, die Arme um die Knie geschlungen, regungslos im Sonnenlicht, das auf seinem zerzausten Haar spielte. Wie so oft gestaltete er für sich die Umwelt neu: Aus dem Feuermelder wurde ein Ritter in voller Montur, die Bäume wurden zu Palisaden einer Burg und die makellos polierten Autos zu Karossen.
Plötzlich drangen zwei Fremde in seine Traumwelt ein. An der Hand ihrer Mutter kam ein kleines Mädchen in einem rosa Kleid den Bürgersteig entlang gehüpft. Ihre goldbraunen Locken wippten wie Sprungfedern, und ihr Geplapper durchbrach die Stille wie ein Glöckchen.
Markus blickte auf. Augenblicklich verstummte das Mädchen und sah ihn an. Sie löste sich von der Mutter, kam auf ihn zu und hielt ihm eine prallvolle Tüte hin. Markus nahm die Tüte und schob sie ungerührt unter sein Hemd – er tat, als wäre ihm so etwas nicht neu.
Zufrieden wandte sich das Mädchen um und lief weg. Aus einiger Entfernung sah sie noch einmal zu Markus hin. Sie lächelte. Ernst schaute er ihr nach und erst, als die Prinzenstraße wieder leer war, holte er die Tüte unter seinem Hemd hervor und schob ein Bonbon in den Mund. Da hörte er aus dem Garten hinter sich die Stimme seiner Mutter.
„Wie siehst du nur wieder aus. Man muss sich schämen!“
Er sah sie mit einem seltsam reifen Ausdruck des Erstaunens an.
„Was isst du denn da?“
„Bonbons.“
„Und woher hast du die?“
Er erklärte es ihr.
„Wahrscheinlich hielt sie dich für einen dahergelaufenen Betteljungen.“
„Nein“, sagte Markus mit Bestimmtheit. „Ich war der Prinz.“´
Erstmals 1964 veröffentlichte Heinz Kruschel im Deutschen Militärverlag Berlin „Das Kreuz am Wege“: Der Journalist Hans Pohnert, Leiter der Kulturredaktion der Allgemeinen ist froh, dass er bei einer unabhängigen Tageszeitung arbeiten kann und platziert manchen kritischen Artikel. Als der von ihm geschätzte Kollege Salmund einen Artikel über neofaschistische Tendenzen in der Bundesrepublik Ende der 1950er Jahre nicht veröffentlichen darf, hält Pohnert das von Salmund beschriebene Beispiel für ein Einzelproblem, das in der Demokratie keine Chancen hat. Doch dann soll Pohnert an einem Soldatentreffen in Wurmfing teilnehmen und alle verdrängten Erinnerungen an die letzten Kriegstage im Wurmfinger Hochmeer, wohin er mit mehreren Klassenkameraden zum Werwolf kommandiert war, wurden wieder wach: Der Tod seiner ersten Liebe Christine und des Klassenprimus Manni, das sinnlose Gefecht gegen die Amerikaner und die Flucht durch das Moor. Hans will es gar nicht glauben, dass sein damaliger Stammführer Kalle Kozruk, der damals viel Schuld auf sich geladen hatte, bei dem Treffen als anerkannter Bundeswehroffizier die alten Kameraden zu neuen Taten gen Osten aufruft. „Das Kreuz am Wege“ ist ein spannender Roman über den Beginn der Friedensbewegung in der Bundesrepublik und den Umgang mit der faschistischen Vergangenheit. Zu Beginn des Buches treffen wir Hans Pohnert nach einer Theateraufführung:
„Sie lieben keine Entscheidungen um Kopf und Kragen
1. Kapitel
Im Theater erloschen die Lichter. Vor einem Seiteneingang stauten sich junge Leute, die auf ihre Lieblingsschauspieler warteten; Autos fuhren ab; ungetüme Busse, von Reisegesellschaften gechartert, ließen brüllend ihre Motoren an und setzten sich schwerfällig in Bewegung. Stimmengewirr. Lachen, Flüstern. Verabschieden, Gespräche über die Garderobe, die nächste Verabredung, den neuen Schönheitssalon, die letzte Sensation (Alfred Hitchcocks Horrorfilm mit „metaphysischem Sex“).
Hans Pohnert lächelte grimmig. Er blieb eine Weile auf der untersten Stufe der geschwungenen Treppe stehen und schlug den Mantelkragen hoch. Zwar hatte es aufgehört zu regnen, aber die Nässe lag noch in der Luft und war ein untrügliches Zeichen für das Herannahen der kalten Jahreszeit. Vorsichtig trat er auf den feuchtglänzenden Asphalt und schritt, als beträte er eine spiegelglatte Eisfläche, über den sich leerenden Platz. Bei solchem Wetter fühlte er sich immer unbeholfen auf der kniehohen Beinprothese. Schließlich hätte er auch den Wagen nehmen können, aber das war gegen seine Gewohnheit. Nach einem Theaterbesuch liebte er es, allein durch die Straßen zu gehen, in Gedanken schon Einfälle, Beobachtungen und Werturteile sammelnd und ordnend, die er morgen in aller Frühe zur Kritik verarbeiten würde.
Er ging den Steinweg entlang und bog zur Ritterbreite ein, die zum Schloss führte. Gelbgrün zuckten die Firmenzeichen der bienenwabigen Geschäftshäuser, ein Nachtkabarett pries in mannshohen Leuchtbuchstaben die Pariser Revue „L’air de la nuit“ an, vor dem City-Theater auf der gegenüberliegenden Straßenzeile drängten sich Halbwüchsige zur Nachtvorstellung von Olle Hellboms Film „Die Hemmungslosen“. In der Wallstraße war es ruhiger. Einzelne Paare kamen Pohnert entgegen, und einen kleinen Augenblick empfand er seine Einsamkeit schmerzlich, und er tastete nach dem zerknitterten, oft gelesenen Brief in der Manteltasche, aber er bezwang sich schnell und rekapitulierte die Aufführung im Theater.
Es ist leider immer seltener geworden, dass die Stücke der deutschen Autoren zu sehen sind, die Ausländer dominieren. Woran mag das liegen? Da haben wir den problematischen Thornton Wilder gehabt, die Todesfestspiele Monsieur Anouilhs, den Rührreißer „Eine Familie“, das vortreffliche Schauspiel „Leuchtfeuer“ und zwischendurch einen Rehfisch. Es ist nicht einfach, Weisenborn in dieser Reihe unterzubringen, die Aufführung war wirkungsvoll gemacht. Aber „Babel" kann doch nur einen mittleren Rang behaupten.
Hans Pohnert blieb vor einem Schaufenster stehen, sah uninteressiert auf die Ratenzahlungsangebote für Küchengeräte und nahm mechanisch die randlose Brille ab. Es hat eine Zeit gegeben, da habe ich solche Stücke begeistert gesehen und gelobt, dachte er und wischte mit einem weichen Lappen, den er aus seiner Westentasche gefingert hatte, die Augengläser blank. Aber das ist vorbei, überholt, denn der Kapitalismus hat viel von seinem Schrecken verloren. Dieser Fleischkrösus Gamboa war widerwärtig und abstoßend auf der Bühne, wollte um jeden Preis seine Silos fertiggebaut haben und verzichtete merkwürdigerweise auf die geforderte Lohnerhöhung. Wer tut das schon noch? Schließlich setzt er Sparsamkeit und Existenz an falscher Stelle aufs Spiel! Natürlich sind die Finanzwölfe hartherzig, aber doch immer zu ihrem Vorteil und nicht zu ihrem Nachteil, natürlich sind Aktionäre brutal, aber doch nicht dumm!
Der Beifall war mäßig gewesen, zwei Vorhänge für eine Premiere sind fast ein Durchfall. Die Leute wollen so was nicht mehr sehen! Sie lieben keine Entscheidungen um Kopf und Kragen! Sie vermuten dann gleich — und das mit Recht — die leidige Politik. Die Zeit, in der man mit solchen Stücken Publikumserfolge erntete, ist vorbei.
Pohnert lächelte, als sich die Straße vor ihm erweiterte und er sich auf dem Hagenmarkt sah. So war er im Kreise gelaufen. Er sah zur Uhr. Dreiviertel zwölf. Eine angebrochene Nacht, dachte er und trat in ein Lokal, das er gern und oft aufsuchte, hier gab es weder eine Musikbox noch Radiomusik, noch Krakeeler. Zwei Tische waren besetzt, er erkannte undeutlich durch die beschlagene Brille einige Männer und Frauen, die Biergläser vor sich stehen hatten, und setzte sich an seinen Stammplatz.
Der Ober half ihm aus seinem Mantel und brachte einen Kaffee und einen Weinbrand, Marke Bal paré; auch so eine alte Gewohnheit.
Die Dorsch hat das Mädchen Kat mit Höchsthingabe gespielt, aber die Figur schien dennoch ohne Leben zu sein, sie passte nicht zum Milieu. Lediglich die beiden Handlanger des Gamboa wirkten aufs Publikum und spielten mit ihrem zynischen Humor, den ihnen Weisenborn mitgegeben hatte, die Hauptpersonen an die Wand! Es gab gekonnte Passagen, den Selbstmordmonolog zum Beispiel, aber jeder Zuschauer wusste doch, dass sich der Mann nie erschießt.
Vielleicht lässt sich so ein Fazit aus dem Abend ziehen: Da meint ein Autor, etwas sagen zu müssen, und dann hat er nichts gesagt, weil es besser ungesagt bleibt.“
Erstmals 1982 druckte der Kinderbuchverlag Berlin in seiner beliebten Reihe „Die Kleinen Trompeterbücher“ als Band 162 „Vom Eulchen und der Dunkelheit“ von Waldtraut Lewin: Zaghaft klettert Eulchen auf den Nestrand. Sehen kann es wohl, aber es findet’s gruslig im Dunkeln. Wie soll es da lernen, Mäuse zu fangen? Allein im Nest ist es kalt, und es ist noch grusliger, als nachts auszufliegen. Eulchen beschließt, die Nachbarn zu besuchen. Es klopft bei den wilden Bienen an, trifft das Eichhörnchen, und dann weiß es: Es muss beweisen, dass es genauso gut jagen kann wie alle Eulen. Es gab sich einen Ruck und breitete die Schwingen aus, und siehe, es ging. Wie schön war es, zu fliegen, wie groß war die Welt … Zuvor aber fängt die ganze Geschichte erst einmal an, und wir erfahren, wo sie überhaupt spielt …
„Vom Eulchen und der Dunkelheit
Es war einmal ein großer grüner Wald, so groß und grün, dass man seinen Augen kaum traute, wenn man ihn von Weitem erblickte. Wenn man sich aber ein Herz fasste und hineinging, sah man, dass der Wald nicht nur groß und grün und ernst war, sondern auch bunt und lustig, denn die Sonne spielte mit den Blättern Einkriegezeck, die Blumen steckten ihre Nasen um die Wette zwischen den Gräsern hervor, die Vögel machten einen Heidenlärm, und ab und zu lief einem ein Hase beinahe über die Füße.
In dem großen grünen Wald stand genau in der Mitte ein wundersamer, hoher Eichbaum, der war eine Wohnung. Ganz unten hauste das Eichhörnchen, in der Mitte das Bienenvolk, oben aber war das Eulennest. Im Eulennest wohnte der alte Eulerich mit seiner Frau Eulalia und den drei Kindern Eumel, Eugenie und Eulchen. Eulchen war das jüngste und dümmste von den Kindern, und die Eltern schüttelten seufzend den Kopf, wenn sie es so vor sich hin träumen sahen.
Eines schönen Abends nun plusterte sich Vater Eulerich, schüttelte sein Gefieder und sagte: „So, meine lieben Kleinen. Jetzt habe ich euch genug über die Härten des Waldlebens erzählt, und ihr hattet so viel Unterrichtsstunden in der Theorie des Mäusefangens, dass ihr heute Nacht zum ersten Mal mit auf die Jagd könnt. Was denkt ihr, wie gut eine selbst gefangene Maus schmeckt!“
Die Eulchen freuten sich sehr und blinzelten, denn es war noch ziemlich früh am Abend, sodass sie noch nicht so ganz ausgeschlafen hatten — ihr wisst ja, dass Eulen am Tag schlafen und nachts wach sind. Eumel, Eugenie und Eulchen bemühten sich, schnell so richtig wach zu werden, wie es sich gehört, will man auf Jagd gehen. Sie plusterten ihr Gefieder und wetzten die kleinen Krallen am Holz des Eichbaums.
Als erster kroch Eumel aus dem Nest. Schließlich war er der Älteste. Er blinzelte, und als er merkte, dass es schon wundervoll dunkel war, so wie Eulen es nötig haben, um gut zu sehen, breitete er seine graubraunen Schwingen aus und strich davon, leise wie der Nachtwind. Man merkte überhaupt nicht, dass es sein erster großer Flug war.
Dann kam Eugenie an die Reihe. Sie zierte sich immer gern ein bisschen und flüsterte, während sie probeweise mit den Flügeln schlug: „Hoffentlich kommt kein Mondschein auf. Ich mag es nicht, wenn einem so viele zusehen, man wird
unsicher.“ Sie schwebte in die Dunkelheit hinaus, als sei sie ein Nebelstreif. Nein, ihre Flugkünste musste Eugenie wirklich nicht verstecken.
Nun war nur noch Eulchen da. Zaghaft kletterte es auf den Nestrand und starrte hinaus. Seine Augen leuchteten wie zwei Bernsteine, und Mutter Eulalia sah, dass sich ihr Jüngstes mit den Krallen festhielt, als fürchte es, ein großer Sturm könne sich unversehens erheben und es vom Nest wehen. Besorgt fragte sie, wie Eulchen die Dunkelheit fände.
„Na ja, also, ich, also“, begann Eulchen zu stottern und trat von einem Bein aufs andere, „also sehen kann ich. Aber“, fuhr es fort und kriegte einen trotzigen Ton in die Stimme, „wer sich das ausgedacht hat, dass wir Eulen im Dunkeln sehen müssen, der soll mir nicht vor den krummen Schnabel kommen. So was Blödes! Ich finde es nämlich gruslig im Dunkeln.“
Erstmals 2007 legte Johannes Helm bei dissertatio.de – Verlag im Internet GmbH seine Bilder aus einem vergangenem Land „Tanz auf der Ruine“ vor. Seine Frau Helga Schubert schrieb dazu das Vorwort – als Zeugin: Johannes Helm, 1927 in Schlesien geboren, war gerade als Ordentlicher Professor für Klinische Psychologie an der (Ost-)Berliner Humboldt-Universität emeritiert worden, als er 1986 dieses Buch zu schreiben begann. Ich bin Zeugin: Mit Galgenhumor, klug, nachdenklich und ohne Chance auf eine Veröffentlichung in der DDR der achtziger Jahre, wie das eben so war in der Diktatur. Er hatte vorher jahrelang täglich abends Tagebuch geführt, um die Spannungen seines beruflichen Lebens überhaupt auszuhalten. Das war nun sein Lebensmaterial fürs Schreiben, aber dann verwandelte er alles: Wie das so ist in der Literatur. Zu der Geschichte des Josua hat er sich eine Verlags-Lektorin ausgedacht, die vor und nach und zwischen den Kapiteln ihre verdrießlichen Kommentare abgibt. So konnte er sich auch noch über die damals herrschende Zensur lustig machen. Ursprünglich nannte er das Buch ,Josua geht‘ und nahm die traurigen Worte aus ,Undine geht‘ von Ingeborg Bachmann als Motto ,Warum sollt ich’s nicht aussprechen, euch verächtlich machen, ehe ich gehe. Ich gehe ja schon.‘ Das hätte so schön zum Titel gepasst. Aber wundersamerweise ging Alemannien unter: Da konnte Josua bleiben und muss nicht auf den Ruinen tanzen wie auf einem der 557 Ölbilder des geretteten achtzigjährigen Johannes Helm, schrieb Helga Schubert 2007.
Und Johannes Helm setzte seinen Bildern aus einem vergangenen Land folgende bemerkenswerten Zeilen voran. Ich widme dieses Buch Helga, Katrin, Sabine, Thomas und Martin.
Niemand und nichts im folgenden Text gab oder gibt es wirklich. Alles ist frei erfunden.
Johannes Helm
Lesen wir ein Stück nach dem Anfang vom „Tanz auf der Ruine“:
„Zwieleben mit Brecher
Die nächsten Tage verbringt Josua weiterhin im Krankenstand, zwingt sich angesichts seiner hohen Blutfettwerte, gelegentlicher Schwindelgefühle und anderer beunruhigender Zeichen, wenig zu essen und nimmt mit Hilfe von Metes Mithungerei auch einige Kilo ab.
Während dieser Zeit geschehen große Dinge: Es treffen sich die, wie sie sich selbst zu nennen pflegen, führenden Kräfte der wissenschaftlichen Paranologie aus allen
Direktionsbereichen des ganzen Landes. Auch er müsste natürlich an dieser richtungweisenden, die Arbeitsaufgaben des nächsten Jahrzehnts beratenden Konferenz teilnehmen, zumal sich dort der zuständige Minister und Mitarbeiter höchster Gremien des Klassenbundes angesagt haben, hätten ihn nicht seine Befunde daran gehindert. So bleibt ihm nur zu hoffen, durch seine engsten Mitarbeiter, den Oberassessor Egon Grützmacher und die Assessorin Isolde Schnabel, über wichtige Einschätzungen der bisher geleisteten Arbeit sowie über das Kommende solide informiert zu werden.
Schließlich hatte er sich bei seinem Chef, Direktor Brecher, sehr für deren Teilnahme als seine Vertreter eingesetzt und nach einigem Hin und Her die Genehmigung mit einer großzügigen Geste unter der Bedingung erhalten, die Konferenz gründlichst auszuwerten, worüber dann in der nächsten Direktorsitzung ausführlich zu berichten sei, ginge es doch um das Schicksal der Paranologie im kommenden Jahrzehnt in unserem Lande.
Umso mehr also erwartet Josua von seinen Mitarbeitern präzise Berichte. Er studiert gerade den Untersuchungsbefund über seinen Augenhintergrund, dessen Gefäße in ihrer Elastizität zu wünschen übrig ließen, wie Frau Dr. Mark meint, als sich telefonisch Isolde Schnabel mit einer ersten Mitteilung von der Tagung meldet, die ihn sogleich in Unruhe versetzt: Ein Mitglied aus der übergeordneten Instanz des Klassenbundes habe der Angewandten Paranologie, Josuas engerem Gebiet, Vernachlässigung der Theorie und, was noch schlimmer sei, ungenügende Klärung der Ideologie vorgeworfen, wobei die Ursache für das Letztere in einer zu engen Anlehnung an fremdländisches, um nicht zu sagen, gegnerisches Gedankengut zu vermuten sei. Sie habe zudem nebenher mitbekommen, dass dieses harte Urteil Herrn Direktor Brecher erheblich irritiert, wenn nicht gar schockiert hätte. Aber das alles wisse sie nur von Kollegen, denn sie selbst wäre gerade mit Egon Grützmacher Kaffee trinken gegangen, als das höhere Mitglied geredet hatte.
Durch Josuas unmutige Anfrage, ob sie nicht zu anderer Zeit ihren Kaffee hätte trinken können, fühlt sich Isolde ungerecht behandelt: weinend legt sie den Hörer auf. Er weiß nur zu gut, was ihm nun bevorsteht und nimmt sich vor, die harsche Rede bald anzufordern, um zu erfahren, was sie wirklich enthält.
Höflich, doch nicht allzu aufgeschlossen, da angeblich in Zeitnot wie immer, erklärt ihm Mitglied Thomas, so sein Name, sein Befremden über, wie er es ausdrückt, derartige Mutmaßungen und Anwürfe: Eher wohlwollend habe er über die Angewandte Paranologie urteilen können und werde Josua umgehend, denn das sei seine Pflicht und das Geringste in diesem Falle, einen Artikel übersenden, der die Grundgedanken seines Vortrags enthielte und in Kürze in den Ideologischen Blättern erscheine. Ansonsten sei das Ganze unerhört.
Brecher ist die antreibende Kraft in der Unangewandten Paranologie, und Josua weiß sehr gut, dass dem Direktor solche Gerüchte nur recht sind: Er ließ keine Gelegenheit aus, um in geschickt verpackter Form über sie zu lamentieren, sodass man ihm im Widerlegungsfall nichts nachsagen kann. Im Gegenteil, Brecher versteht es immer, als Mahner, Schlichter und Verhüter schlimmerer Dinge dazustehen, besonders in übergeordneten Kreisen. Dort zählt man ihn zu den festen Stützpfeilern des Volksstaates, zur Riege der Prämien- und Medaillenträger, zu der Josua nie gehören wollte, obwohl er Brecher immer wieder, gleichsam gegen seinen Willen, darum beneiden muss.
Bald erreicht Josua der vom höheren Mitglied Thomas angekündigte Beitrag von der Konferenz der führenden Vertreter, dem die Einladung zu dessen Vortrag ,Reichseinheit oder Reichsteilung in Geschichte und Zukunft‘ beiliegt. Gründlich und alles Kritische genau auslotend liest er Zeile für Zeile bis zum gar nicht bitteren, sondern eher süßen Ende: Kein Wort über Versäumnisse, Unklarheiten, Schwächen oder Schnitzer der Angewandten Paranologie, eher manchmal dosiert eingestreut wohlwollendes Anspornen zu noch Besserem und Wirksamerem, also eine typische, wenig besagende Rede aus höherer Warte, weder Anlass zu Besorgtheit noch zu Sorglosigkeit, wie meistens, wenn Kompetenzmangel zu Ausflügen ins zu Allgemeine nötigt. Dies ist es also und zwar aus erster Quelle.
Am regnerischen, diesigen Nachmittag bittet ihn Brecher zu sich. Josua hatte es erwartet, gefasst auf dessen Auslegungen besagten Vortrags, voraussichtlich in erregtem, doch gebremstem Ton. An seiner Zimmertür, die einzige braun gemasert angestrichene der ganzen Etage, alle andern waren beige, prunkt ein metallenes Wappen in Gold und Blau gehalten, mit den verschlungenen Initialen F und B, wobei das F Friedrich bedeutet. Im oberen Teil des B hatte sich Brecher ein kleines Guckloch gebohrt, das, wie er irrtümlich glaubt, bisher niemand bemerkte. Unliebsame, unangemeldete oder unaufgeforderte Besucher hofft er damit rechtzeitig zu erspähen und durch stilles Ausharren auf ihr Klopfen zur Umkehr zu bewegen.
Um nun nicht selbst von außen beobachtet werden zu können, aber auch, um einem Besucher von innen das Loch in der Tür zu verbergen, hängt er immer ein Handtuch an einem Haken oberhalb der Bohrung auf. Dies alles weiß inzwischen jedermann in der Etage: Wie man sagt, habe sich Brechers frühere Sekretärin, eine seiner Geliebten, nach dem Rausschmiss rächen wollen und das geheime Loch an seinen Nachfolger, ihren neuen Chef, verraten.“
Erstmals 1985 erschien im Verlag Neues Leben Berlin „Neuzugang“ von Dorothea Iser: Jutta Timmendorf kommt nach dem Examen als Erzieherin in einen Jugendwerkhof. Sie freut sich auf ihre Aufgabe, endlich mit Jugendlichen zu arbeiten, die in ihrem bisherigen Leben im Abseits standen. Sie will ihnen helfen, wieder Fuß zu fassen. Das bedeutet, ihr Vertrauen zu gewinnen. Von den Kollegen möchte sie anerkannt werden und von der Heimleitung geachtet. Das funktioniert nicht. Wie alle Absolventen muss sie erst lernen, eigene Akzente zu setzen. Sie begegnet der Jugendlichen Wietha, die gegen ihren Willen in den Jugendwerkhof eingewiesen wird. In ihrer Akte steht, das Mädchen hat sich wochenlang herumgetrieben, die Schule gebummelt und ist sexuell verwahrlost. Wietha wünscht sich nur eins. Raus aus den Zwängen der Heimerziehung. Auch Jutta Timmendorf wird reglementiert. Sie beginnt, um sich und um Wietha zu kämpfen. Und das ist die erste Begegnung von Jutta Timmendorf und dem Mädchen Wietha:
„1. Kapitel
Jutta Timmendorf hatte eine Neue vom Büro abzuholen. Sie sprach ruhig über die künftige Arbeit in einer Zwiebackfabrik und erzählte auch von den anderen Mädchen der Gruppe. Was waren schon Gitter vor den Fenstern. Wer ein paar Wochen hier war, dem fielen sie überhaupt nicht mehr auf. „Es wird manches anders sein, als Sie denken“, sagte Jutta Timmendorf zu Wietha, die schweigend neben ihr über den Parkweg ging. Die erste, die ihr ganz anvertraut wurde. Sie sollte sich nicht fürchten. Deshalb zählte Jutta Timmendorf auf, wie schön es hier sein konnte. Sie redete von Kino und Ausgang und Taschengeld. „Wenn die Bäume erst blühen, dann sitzen wir unter der Robinie, manchmal grillen wir auch.“ Damit kommst du ihr nun, dachte sie. Du könntest deine Aufzählung auch mit: du musst, du sollst, du darfst beginnen.
Wietha setzte den Koffer ab, um ihn unter den anderen Arm zu klemmen. Sie war zierlich und blass. Unvorstellbar, dass sie schon zwei Jahre mit einem Mann zusammen gelebt hatte. Die passte eher in eine achte Klasse, vielleicht auf der letzten Bank sitzend, sich wegträumend in ihre Welt. Jutta Timmendorf erinnerte sich solcher Träume in langweiligen Stunden. Man verwandelt das Klassenzimmer in eine Grotte und wartet auf den Erlöser.
„Und rauchen? Ich kann’s mir sowieso nicht abgewöhnen.“ Das waren Wiethas erste Worte. Im Erzieherzimmer der Gruppe, das Kammer genannt wurde, weil früher die Regale mit Wäsche vollgestopft waren, füllte Jutta Karteikarten aus. In der Kammer war es dunkel, und es roch nach Kernseife. Während Jutta eine freie Wäschenummer heraussuchte und nach der Schuhgröße fragte, sagte Wietha: „Hoffentlich findet er mich hier.“ Wietha presste die Lippen fest aufeinander und richtete sich auf. Sie knabberte an den Nägeln, nahm dann erschrocken die Hand zurück.
„Dich hat niemand verschleppt, Wietha.“ Das vertraute Du korrigierte Jutta im nächsten Satz. „Schon morgen werden Ihre Eltern wissen, wo Sie sind.“ Sie fühlte Wiethas Misstrauen, ob sie „du“ oder „Sie“ sagte. Schlimmer, es wäre anders. Auch das gibt es schon am ersten Tag: Ich verspreche, was Sie wollen, Ehrenwort. „Wenn ich etwas vergessen habe zu erklären, fragen Sie mich, dafür bin ich ja da.“ Und nicht nur dafür, dachte sie. Noch waren andere Dinge wichtig, zum Beispiel das Ausfüllen der Kleiderkarte. Na gut, Ordnung musste sein, also Eintragen aller mitgebrachten Sachen.
„Meine Sachen?“ Wietha war erschrocken und sah auf den Koffer, den sie mit der Fußspitze bis an die Wand gerückt hatte.
Jutta dachte, sie schämt sich, wahrscheinlich ist schmutzige Wäsche dabei. Sie wollte es Wietha leicht machen, deshalb sagte sie: „Sie brauchen mir nur immer die Anzahl zu nennen. Wie viel Blusen, wie viel Pullis, wie viel Röcke, Hemden, BHs, Slips und Strümpfe.“
Wietha reagierte nicht.
Mach kein Problem daraus, dachte Jutta. Weigerung, Verweigerung, Bestrafung. In der Sprache des Pädagogiklehrers: Sanktion. Die Kollegin Mariechen nannte so etwas einen Ballon aufblasen. Mariechen müsste das Fach „Praxis“ am Institut lehren, aber dann würde sie dem Werkhof fehlen, denn ohne sie lief nichts, selbst das, was mit ihrem Gewerkschaftsposten nichts zu tun hatte. Stell dir das vor, Jutta, würde sie sagen, so ein Mädchen, vielleicht war sie gerade beim Freund, wird weggerissen von ihm, freiwillig wird sie nicht gehen, sie kann nur an ihn denken, ob du es gut meinst oder nicht.
Verdammt noch mal, ich verstehe ja, dachte Jutta. Vielleicht ist es schlimm oder, was schlimmer ist, inkonsequent, denn es gibt eine Kollegin Mentorin, die heißt Karin Hallamat, ist Gruppenerzieherin in deiner Gruppe, und die nennt inkonsequent, wie du dich verhältst. Das willst du nicht, aber du fühlst, dass du diese Wietha nicht herausfordern kannst. Karin würde sagen, wir haben fünfundzwanzig Mädchen in der Gruppe, da muss man durchgreifen. Du nennst das bürokratisch. Deshalb sagst du zu Wietha: „Lassen wir den Koffer hier, bis Sie ihn holen wollen. Schreibe ich nur auf, was Sie tragen.“ Jutta begann mit dem Ausfüllen der Kleiderkarte: Parka, einen, Pullover, langärmlig, einen…
Wietha saß starr auf dem Stuhl und sah aus dem Fenster. Sie dachte an den Tag, an dem sie bei ihrer Mutter angekommen war.
Wietha ist das kleine Mädchen, das sich freut. Endlich darf sie zur Mutter fahren, von der die Oma zum Opa sagte, da kommt sie wieder, die Bunte mit ihrem Mann, wenn sie Wietha im Siedlungshaus besuchte und Wietha ihnen entgegenlief. Der Vater warf seine kleine Tochter vor Freude in die Luft. In seinem Arm schaukelte sie wie in Großvaters Kahn. Die Mutter duftete. Wenn sie weinte, verliefen ihre Farben im Gesicht. „Bald nehmen wir dich mit, mein Kleines“, sagte sie.
Das Kleine wartete viele Jahre. Die Mutter schrieb nur noch: Vater hat uns verlassen, aber wir haben ein Baby. Es heißt David. Komm!“
Oft ist es eben doch ganz anders als man sich gedacht. Die Ursachen für aktuelle Probleme liegen mitunter tiefer in der Vergangenheit, als man ahnt. So ist es wohl auch bei Wietha. Wird es Jutta gelingen, für das Mädchen und auch für sich Lösungen zu finden? Wie kommt Walter Kaufmann durch die Welt? Wird der Journalist Hans Pohnert mit seinem Kampf für die Demokratie Erfolg haben? Wird die kleine Eule Eulchen ihre Angst vor der Dunkelheut verlieren? Und vor allem – was wird aus der wissenschaftlichen Paranologie und aus Josua, dem Hauptvertreter der Angewandten Paranologie? Aber vielleicht löst sich die gesamte Wissenschaft der Paranologie eines Tages in Theorie und Praxis gänzlich in Luft auf. Fragen über Fragen.
Viel Spaß beim Lesen und bei der Suche nach Antworten und beim Vertreiben der Zeit und der Angst vor der Dunkelheit und bis demnächst.
EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern.
Insgesamt umfasst das Verlagsangebot mehr als 900 Titel (Stand Juni 2018)
EDITION digital Pekrul & Sohn GbR
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