Zeitweise waren mehr als 60% der Soldaten in den verschiedenen Rebellen- und Armeeeinheiten unter 18 Jahren, manche Kinder waren gerade mal 5 Jahre alt.
Seit vielen Jahren kommt die DR Kongo nicht zur Ruhe, immer wieder brechen Kämpfe zwischen verfeindeten Rebellengruppen und der Armee in verschiedenen Regionen aus. Seit Februar 2017 kam es auch in der zuvor friedlichen Kasai-Region zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Etwa 3000 Personen – unter ihnen viele Kinder – kamen dabei ums Leben. Mehr als eine Millionen Menschen wurden, zum Teil mehrfach, vertrieben. Oft flohen die Bewohner ganzer Dörfer vor den herannahenden Kämpfen in die Wälder. Wenn sie zurückkamen, waren ihre Häuser und Felder verbrannt, die Haustiere gestohlen oder getötet. Viele Kinder mussten mit ansehen, wie ihre Mütter und Schwestern vergewaltigt und getötet wurden. Enthauptungen waren hierbei eine häufige Methode. Viele junge Mädchen wurden zwangsweise verheiratet, Kinder wurden versklavt und mussten für ihre Peiniger schwere Arbeit verrichten.
Von 100 befragen Kindern und Jugendlichen mussten 20 Militärdienste verrichten. Manche von ihnen wurden von ihren Vätern oder älteren Brüdern rekrutiert.
Pierre, 15: „Ich wollte keine Menschen töten, aber sie zwangen mich.“
Norbert, 10: „Ich tötete 13 Soldaten mit einer Machete.“
Sarah, 15: „Ich war beim Militär und als ich sah, wie meine Eltern und Geschwister getötet wurden, floh ich. Wenn ich an sie denke, muss ich immer weinen.“
Studien über ehemalige Kindersoldaten erbrachten, dass 97% von ihnen in irgendeiner Form unter post-traumatischem Stress leiden. „Kinder, die Gräueltaten mitansehen mussten oder gezwungen wurden zu töten, haben später häufig Probleme, soziale Bindungen einzugehen“, so Eva Rosenkranz. „Und je jünger sie waren, als sie zum Militärdienst gezwungen wurden, desto schwerer fällt es ihnen, den Konflikt zu verarbeiten“. Viele der Kinder leben in ständiger Angst, erneut rekrutiert zu werden. Die Schuld, die sie auf sich geladen haben, lässt sie nicht schlafen und sie müssen ständig damit rechnen, für ihre Taten ins Gefängnis gesperrt zu werden.
Auch Kinder, die nicht in einer Armee waren, leiden unter den Folgen der ständige Kämpfe. Mehr als 52% der Kinder in der Kasai-Region haben nicht genug zu essen. Etwa 400.000 Kinder sind so schwer unterernährt, dass das Risiko besteht, dass sie sterben.
Fast alle der durch World Vision befragten Mädchen und Jungen berichten von Flucht-Erfahrungen, die sie nicht vergessen können:
Marie, 12: „Immer wieder mussten wir mit unseren Eltern und anderen Dorfbewohnern fliehen und uns verstecken. Die Soldaten töteten viele von uns. Immer wieder verfolgten sie uns.“
Kanana, 10: „Wir lebten 2 Monate im Wald. Es war schwer, Essen zu finden und wir waren krank.“
Agnes, 13: „Ich bin mit meinen zwei kleinen Brüdern hierhergekommen. Die anderen waren zu schwach, weil sie unterernährt waren. Ich musste sie zu Hause lassen, weil ich sie nicht hätte tragen können.“
In der Kasai-Region, die ungefähr so groß wie Deutschland ist, benötigen rund 3,8 Millionen Menschen humanitäre Hilfe oder Schutz, davon über zwei Millionen Minderjährige. World Vision fordert die internationale Gemeinschaft auf, die zugesagten Hilfsgelder bereit zu stellen. Aktuell wurden bisher nur 17% der benötigten Gelder überwiesen. Investitionen in psychosoziale Betreuung sind dringend nötig. Rehabilitation ehemaliger Kindersoldaten ist Pflicht, wie Artikel 39 der UN-Kinderrechte besagt, Investitionen in wirtschaftliche Entwicklung, Schulbildung und die Bekämpfung von Mangel- und Unterernährung sind dringend nötig, um eine langfristige Stabilität für die Region zu erreichen.
World Vision hat in der Kasai-Region sechs Kinderbetreuungszentren errichtet. Viele der von der Organisation betreuten Kinder nehmen an Aktionen und Spielen teil. Einige der Kinder erklärten, dass sie dort ihre Erlebnisse vergessen würden und neue Freunde gefunden hätten. Untersuchungen zeigen, dass Kinder, die regelmäßig in die Zentren kommen, ihre Erlebnisse besser verarbeiten und dass psychosoziale Betreuung hilft, Traumata zu überwinden.
INTERVIEWS mit Experten vermittelt die Pressestelle von World Vision Deutschland.
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