Joseph Joachim war es, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts Beethovens Violinkonzert D-Dur zum Durchbruch verhalf. Vom zeitgenössischen Publikum war es zwar wohlwollend aufgenommen, seine Neuartigkeit aber nicht verstanden worden. Nicht Virtuosentum und reine Orchesterbegleitung zeichnen es aus, sondern ein Zusammenspiel von Sologeige und den Orchesterstimmen, das für Beethovens Zeit neuartig war. Und auch die Anlage der Themen gleich zu Beginn verblüffte: man sprach von „Zerrissenheit“ angesichts einer Vielzahl thematischer Einfälle, auch das in dieser Zeit höchst ungewöhnlich.
Heute besteht kein Zweifel mehr daran, dass dieses Konzert zu den Meisterwerken für die Violine gehört. Bekannt und beliebt gleichermaßen, überrascht doch der eine oder andere Solist mit einer originellen Kadenz (Beethoven hatte keine selbst auskomponiert), darauf darf man bei Christian Tetzlaff ebenso gespannt sein wie auf die Fassung, die er in Dresden spielt.
Michael Sanderling gilt als Kenner und überzeugender Interpret der Sinfonien Schostakowitschs. Mit der Dresdner Philharmonie stellt er nun die Sinfonie Nr. 9 vor, die viele Zeitgenossen als Apotheose Stalins hörten. Und offiziell sollte sie es auch sein, in nichts anderem bestand der Auftrag an Schostakowitsch, der in dieser Zeit bereits heftig mit seiner Rolle als „Staatskünstler“ rang und Auswege suchte. Mit seiner Neunten schuf er denn auch eine spottgetränkte Anti-Apotheose voller subtiler Anspielungen. An der Oberfläche klassizistisch, ist der Klassizismus dieser Sinfonie zu keinem Moment geheuer. Der damals schwerwiegende Vorwurf des Formalismus ließ Schostakowitsch als Sinfoniker für lange Zeit verstummen.
Heutige Hörer können den hintergründigen Humor des Stücks unbeschwert genießen.
Christian Tetzlaff
Christian Tetzlaff ist einer der gefragtesten Geiger unserer Zeit. „The greatest performance of the work I’ve ever heard“, schrieb Tim Ashley im Guardian über seine Interpretation des Beethoven-Violinkonzerts mit Daniel Harding. Konzerte mit Christian Tetzlaff werden oft zu einer existenziellen Erfahrung für Interpret und Publikum gleichermaßen, altvertraute Stücke erscheinen in völlig neuem Licht. Er lenkt den Blick aber auch immer wieder auf vergessene Meisterwerke und versucht, gehaltvolle neue Werke im Repertoire zu etablieren. Er pflegt ein ungewöhnlich breites Repertoire und gibt rund 100 Konzerte pro Jahr.
Christian Tetzlaff war „Artist in Residence“ bei den Berliner Philharmonikern, hat eine mehrere Spielzeiten umfassende Konzertserie mit dem Orchester der New Yorker Met unter James Levine bestritten und gastiert regelmäßig u. a. bei den Wiener und den New Yorker Philharmonikern, dem Concertgebouworkest Amsterdam und den großen Londoner Orchestern. Dabei arbeitet er mit Dirigenten wie Andris Nelsons, Robin Ticciati und Vladimir Jurowski zusammen.
Was den 1966 in Hamburg geborenen und inzwischen mit seiner Familie in Berlin lebenden Musiker so einzigartig macht, sind – neben seinem großen geigerischen Können – vor allem drei Dinge: Er nimmt den Notentext wörtlich, er versteht Musik als Sprache, und er liest die großen Werke als Erzählungen, die von zentralen Erfahrungen handeln. Dem Publikum das zu vermitteln, ist Christian Tetzlaffs Ziel. Als Geiger versucht er, hinter dem Werk zu verschwinden – aber gerade das macht seine Interpretationen sehr individuell. Christian Tetzlaff „spricht“ mit seiner Geige, sein Spiel umfasst eine große Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten und ist nicht allein auf Wohlklang und virtuosen Glanz ausgerichtet.
Bereits 1994 gründete Christian Tetzlaff sein eigenes Streichquartett, und bis heute liegt ihm die Kammermusik ebenso am Herzen wie seine Arbeit als Solist mit und ohne Orchester. Das Tetzlaff Quartett wurde u. a. mit dem Diapason d’or ausgezeichnet, das Trio mit seiner Schwester Tanja Tetzlaff und dem Pianisten Lars Vogt für den Grammy nominiert. Aber auch für seine solistischen CD-Aufnahmen hat Christian Tetzlaff zahlreiche CD-Preise erhalten. 2017 erschien eine neue Solo-Einspielung der Sonaten und Partiten von Bach.
Christian Tetzlaff spielt eine Geige des deutschen Geigenbauers Peter Greiner und unterrichtet regelmäßig an der Kronberg Akademie.
Eventuelle Resttickets sind an den Abendkassen erhältlich.
Programm:
6. OKT 2018, SA, 19.30 Uhr
7. OKT 2018, SO, 11.00 Uhr
Konzertsaal
KULTURPALAST
Ludwig van Beethoven
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 (1806)
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 9 Es-Dur op. 70 (1945)
Michael Sanderling, Dirigent
Christian Tetzlaff, Violine (Artist in Residence)
Dresdner Philharmonie
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