Deutscher Naturschutztag fordert verstärkten Meeres- und Küstenschutz

Heute endet mit der Verabschiedung der „Kieler Erklärung“ der 34. Deutsche Naturschutztag (DNT) in Kiel. Seit vergangenem Mittwoch diskutierten auf dem Campus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel über 1.300 Fachleute aus ganz Deutschland, die sich beruflich oder ehrenamtlich für den Naturschutz einsetzen. Erfreulich war das große Interesse junger Menschen am DNT. Den Schwerpunkt bildeten der nationale und internationale Meeresnatur- und Küstenschutz.

Die Teilnehmenden des DNT fordern in der „Kieler Erklärung“, dass der aktive Schutz der Meere und Küsten eine wesentliche Leitlinie aller politisch handelnden Akteure wird. Ein wichtiges Ziel müsse es sein, einen wirklich nachhaltigen Umgang mit Meeren und Küsten zu bewirken. Trotz einer rasant wachsenden Weltbevölkerung müssen die negativen Auswirkungen auf die Meeresnatur – wie zum Beispiel Überfischung, Vermüllung, Versauerung und massiver Unterwasserlärm -­ umfassend vermieden oder so gemindert werden, dass man zu einem „guten Umweltzustand“ der Meere zurückkommt.

Dazu ist es notwendig, alle Arten und Lebensräume umfassend vor weiter anhaltenden Belastungen zu schützen. Auch ist es dringend erforderlich, das Schutzgebietssystem in deutschen Meeresgewässern weiter zu optimieren und die Ausweisung neuer, internationaler Schutzgebiete zu unterstützen.

Da internationale Abkommen zum Schutz der Meere ihre Wirkung noch nicht ausreichend entfalten und nur schleppend umgesetzt werden, fordert die „Kieler Erklärung“ auch, die negativen Auswirkungen der Fischerei und des Seeverkehrs auf Natur und Umwelt zu reduzieren. Erreicht werden soll dies zum Beispiel mithilfe technischer Modernisierungen, verbesserten Kontrollen und einem intensiveren Vorgehen gegen illegale Fischerei.

Darüber hinaus ist eine drastische Reduktion der weltweit anfallenden Müllmengen erforderlich. Deutschland muss den weltweiten Aufbau von fachgerechten Entsorgungs- und Recyclingsystemen verstärkt unterstützen. Ferner müssen Mikroplastik in Kosmetika, Reinigungs- und Haushaltsmitteln verboten und die Müllentsorgung auf See gestoppt werden; Netzreste, sogenannte Geisternetze, dürfen nicht weiter ins Meer gelangen.

Eine weitere wichtige Forderung ist die Einführung einer Stickstoffüberschuss- und Pestizidabgabe, um den Eintrag dieser schädlichen Stoffe über die Flüsse in die Meere drastisch zu reduzieren. Ein weiteres großes Problem stellt die durch CO2 verursachte Versauerung der Meere dar. Daher ist die Einführung einer wirksamen CO2-Bepreisung vonnöten.

Zudem fordern die Verfasser der „Kieler Erklärung“ einen Stopp der Öl-, Gas- und Rohstoffförderung in Schutzgebieten. Die energiepolitischen Ziele sollen immer mit den meerespolitischen Verpflichtungen Deutschlands zusammengedacht werden. Beim Ausbau der Offshore-Windenergienutzung müssen die naturschutzfachlichen Grenzen von Nord- und Ostsee konsequent eingehalten werden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DNT sehen es außerdem als notwendig an, eine oberste internationale Behörde einzurichten, um den umfassenden Schutz der Meeresumwelt zu gewährleisten.

Auch die Belastungen fernab der Küsten wurden auf dem Deutschen Naturschutztag diskutiert. Hier wurden insbesondere die schädlichen Einflüsse der zunehmend intensiven Landwirtschaft genannt. Eine Reihe von Fachvorträgen illustrierte dies eindrucksvoll anhand des dramatischen Verlustes artenreicher Wiesen und Weiden und der dort lebenden Tier- und Pflanzenarten. Mehr als 75% der Insekten sind in einigen Regionen Deutschlands bereits verschwunden. Auch hier besteht großer Handlungsbedarf. Hauptursache ist ein starker Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden, die über die Flüsse in die Meere gelangen. Die Teilnehmenden fordern deshalb eindringlich ein Umsteuern der nationalen und europäischen Agrarpolitik.

Mit ihrem dringlichen Appell wenden sich die über 1.300 Fachleute aus ganz Deutschland an die Bundesregierung sowie die Landesregierungen und Akteure der Zivilgesellschaft.

Informationen

Die vollständige „Kieler Erklärung“ finden Sie unter www.deutscher-naturschutztag.de

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