„Mein Heim. Ein symphonisches Selbst- und Familienporträt“ – mit diesem Arbeitstitel scheint Richard Strauss das Anliegen seiner Tondichtung hinreichend benannt zu haben. Und auf eine „Haus- und Herd-Sinfonie“ wurde die Sinfonia domestica von Kritikern auch gern reduziert. Weit entfernt von der Erhabenheit typischer Opernsujets, nimmt sie tatsächlich die tägliche Lebenswelt einer Familie in den kompositorischen Blick. Aber man täte Strauss und seiner Kompositionskunst Unrecht, sie darauf zu reduzieren. In epischer Breite und mit größter kompositorischer Meisterschaft erzählt die Musik von Liebesglück- und leid, von Kinderspiel und Kindergeschrei, von lärmenden Verwandten, aber auch von nächtlicher Stille und Liebeserfüllung. Strauss verlangt neben einer Großbesetzung des Orchesters in den Streichern allein acht Hörner und vier Trompeten – ein gewaltiges Klangerlebnis ist garantiert. Strauss wäre jedoch nicht Strauss, wenn er diesem Riesenorchester nicht auch filigrane, fast kammermusikalische Details abgewönne. Den Instrumenten und ihren Spielern wird dabei nahezu höchstes Können abverlangt.
Strauss bewunderte die Kompositions- und vor allem die Instrumentationskunst von Hector Berlioz. Mit der Symphonie fantastique war jenem 1830 ein sensationeller musikalischer Coup gelungen, der so umstritten wie bewundert wurde. Ganz im Gegensatz zu seiner Vorliebe für das „Riesenhafte“ schuf Berlioz jedoch mit Les Nuits d’été ein Werk von berührender Intimität und Detailliebe. Für den sechs Lieder umfassenden Zyklus vertonte Berlioz Verse seines Freundes Théofile Gauthier. Ursprünglich für verschiedene Sängerinnen und ihre Stimmlagen mit Klavierbegleitung vorgesehen, schuf er später selbst noch eine Fassung für Mezzosopran und kleines Orchester, die heute üblicherweise in den Konzertsälen erklingt. Damit hatte Berlioz eher unabsichtlich eine eigenständige musikalische Gattung begründet, die zugleich Maßstäbe setzte.
Der Titel (deutsch: „Sommernächte“) täuscht jedoch: Nur das erste Lied („Hirtenweise“) spricht von reiner Vorfreude auf den Frühling. Die vier zentralen Lieder widmen sich dagegen den Themen Tod, Trennung und Einsamkeit.
Im Konzert der Dresdner Philharmonie übernimmt die Mezzosopranistin Marina Prudenskaya den Solopart. Sie wurde in St. Petersburg geboren und erhielt im Anschluss an ihr Gesangstudium am dortigen Konservatorium ihr erstes Engagement am Stanislawski-Theater in Moskau. Im Jahr 2000 wechselte sie ans Staatstheater Nürnberg, wo sie sich viele Partien ihres Repertoires erarbeitete. Neben vielen Auszeichnungen gewann sie u. a. 2003 den ARD-Musikwettbewerb.
Von 2005 bis 2007 war sie Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin. Gastengagements u.a. bei den Festspielen in Aix-en-Provence und in Bayreuth sowie an zahlreichen europäischen Opernhäusern folgten. 2007-2013 war sie festes Ensemblemitglied der Oper Stuttgart, wo sie bis heute regelmäßig zu hören ist. 2009/10 sang sie das Verdi-Requiem mit den Berliner Philharmonikern bei den Salzburger Osterfestspielen unter Mariss Jansons und war in der Rheingold-Koproduktion der Mailänder Scala und der Staatsoper Berlin unter Daniel Barenboim zu hören. Ferner gastierte sie als Amneris („Aida“) in Palermo und Hamburg, als Alcina („Orlando furioso“) in Santiago de Compostela und als Octavian an der Bayerischen Staatsoper.
Seit 2013 ist Marina Prudenskaya Ensemblemitglied der Staatsoper Berlin und singt dort u.a. die Partien des Komponisten („Ariadne auf Naxos“), der Venus („Tannhäuser“) und der Eboli („Don Carlo“). Zudem gastierte sie mit Giuseppe Verdis „Aida“ in Valencia, mit Mussorgskis „Chowanschtschina“ in Stuttgart, gab ihr Debüt als Azucena in Verdis „Il trovatore“ am Royal Opera House Covent Garden und kehrte zu den Bayreuther Festspielen als Waltraute „Götterdämmerung“ zurück.
Auf der Konzertbühne war Marina Prudenskaya zuletzt in u.a. Beethovens Missa solemnis unter der Leitung von Sebastian Weigle, Beethovens 9. Sinfonie in Montpellier, geleitet von Christian Arming, sowie in Verdis Messa da Requiem mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski zu hören.
In der Spielzeit 2017/18 gab Marina Prudenskaya u.a. ihr USA-Debüt an der Washington National Opera als Amneris („Aida“). In dieser Rolle war sie zudem am Teatro Municipal de Santiago de Chile zu erleben. Neben den zwei Neuproduktionen – „Hänsel und Gretel“ mit Sebastian Weigle und „Salome“ mit Christoph von Dohnanyi – sowie „Ariadne auf Naxos“ mit Eun Sun Kim am Pult der Staatsoper Unter den Linden Berlin, kehrte Marina Prudenskaya als Fricka („Walküre“) zu den Bayreuther Festspielen zurück. Ferner war sie bei Konzerten in Paris, Madrid und Weimar zu hören.
In der laufenden Spielzeit stehen neben ihrer Rückkehr ans Opernhaus Zürich als Gertrud/Hexe in Robert Carsens Neuinszenierung von „Hänsel und Gretel“ u.a. die beiden Verdi-Neuproduktionen „Macbeth“ (Lady Macbeth) in Antwerpen unter Paolo Carignani und „Don Carlo“ (Eboli) in Mannheim auf dem Programm. An der Berliner Staatsoper steht Marina Prudenskaya als Néris in der Neuproduktion von Cherubinis „Médée“ sowie als Euphrat in der Uraufführung der überarbeiteten Fassung von Jörg Widmanns „Babylon“ auf der Bühne, jeweils unter GMD Daniel Barenboim. Nach ihrem Auftritt mit der Dresdner Philharmonie ist sie als Konzertsängerein auch in Nürnberg zu erleben.
Tickets ab 18 Euro (Schüler und Studierende: 9 Euro) sind über den Ticketservice der Dresdner Philharmonie (auch online) und an den Abendkassen erhältlich.
Jeweils 45 Minuten vor Konzertbeginn findet eine Konzerteinführung statt.
Programm:
13. Oktober 2018, Samstag, 19.30 Uhr
14. Oktober 2018, Sonntag, 18.00 Uhr
Konzertsaal
KULTURPALAST
Hector Berlioz
„Les nuits d’été“ („Sommernächte“) – Sechs Lieder für Mezzosopran und Orchester op. 7 (1841/56)
Richard Strauss
„Sinfonia domestica“ – Sinfonische Dichtung op. 53 (1903)
Marek Janowski, Dirigent
Marina Prudenskaya, Mezzosopran
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