CARITAS: Nicht weniger Armut in der Schweiz

Obwohl sich die Wirtschaft in einer ausgezeichneten Verfassung zeigt, gelingt es der Schweiz nicht einmal ansatzweise die Armut zu verringern. Das stellt Caritas Schweiz in ihrem zum Jahreswechsel erscheinenden Sozialalmanach fest. Die am 18. Dezember publizierte Sozialhilfe-statistik bestätigt diese Einschätzung: die Quote der Sozialhilfebeziehenden bleibt konstant, die Fallzahlen steigen.

Die Sozialhilfestatistik des Bundesamtes für Statistik BFS weist aus, dass seit dem Jahr 2010 kontinuierlich mehr Menschen Sozialhilfe beziehen. Die Zahl der Fälle lag 2017 bei 278.345. Das sind 5.000 mehr als im Vorjahr. Das größte Risiko in die Sozialhilfe zu fallen tragen weiterhin Kinder und Jugendliche. In der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen ist das Risiko überdurchschnittlich stark angestiegen. In dieser Altersgruppe gibt es viele Menschen, die mit den Anforderungen der Gesellschaft nicht mehr Schritt halten können und dauerhaft auf Sozialhilfe angewiesen sind.

Weiterer Anstieg der Armut
Aus Sicht der Caritas Schweiz sind die Ergebnisse der Sozialhilfestatistik besorgniserregend. Sie bestätigten den Trend, den auch der neue Sozialalmanach 2019 von Caritas Schweiz aufzeige. Während die Wirtschaftslage und die Wachstumsprognosen gut sind, musste im vergangenen Jahr ein weiterer Anstieg der Armut zur Kenntnis genommen werden. 615.000 Menschen in der Schweiz sind von Armut betroffen, weitere 600.000 leben in schwierigen Verhältnissen und sind damit armutsgefährdet.

Armut halbieren wäre das Ziel
Mit der Unterzeichnung der globalen Agenda 2030 hat sich die Schweiz zum Ziel bekannt, die Armut im eigenen Land zu halbieren. Eine Forderung, welche auch Caritas Schweiz schon seit längerer Zeit stelle. „Die Statistiken zeigen, dass es der Schweiz derzeit nicht gelingt, die Armut zu reduzieren, von einer Halbierung ganz zu schweigen“, schreibt Bettina Fredrich in ihrem Bericht über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz 2018 im Sozialalmanach. Umso anstößiger sei es, dass sich der Bund im laufenden Jahr dafür entschieden habe, das Nationale Programm zur Bekämpfung der Armut nur noch auf Sparflamme weiterzuführen und die Armutspolitik damit faktisch den Kantonen und Gemeinden überlasse.

Anstieg kritischer Arbeitsverhältnisse – auch wegen der Digitalisierung
Dass nicht alle Menschen von der guten Wirtschaftslage profitierten, zeige der Anstieg der kritischen Arbeitsverhältnisse, die eine Existenzsicherung aus eigener Kraft kaum mehr zuließen. 2017 waren acht Prozent der Bevölkerung von befristeten Anstellungen betroffen, 2010 waren es noch 6,7 Prozent. Auch Mehrfacherwerbstätigkeit und Unterbeschäftigung hätten zugenommen.

Digitale Transformation ist gestaltbar
Mit dem Schwerpunktthema „Digitalisierung – und wo bleibt der Mensch?“ nimmt Caritas Schweiz im Sozialalmanach 2019 eine wesentliche Ursache solcher Entwicklungen auf. Expertinnen und Experten äußern sich darin aus verschiedenen Blickwinkeln zu den sozialen Folgen der digitalen Transformation. Mit der Wahl des Themas weist Caritas darauf hin, dass die Digitalisierung aus sozialpolitischer Sicht nicht einfach wie ein Naturgesetz verstanden werden dürfe, sondern gestaltbar sei und gestaltet werden müsse. Dazu zähle nicht zuletzt, dass die konsequente Anwendung bestehender Gesetze hinsichtlich Arbeitnehmerschutz und sozialer Absicherung auch in Zeiten der Digitalisierung gelten müssten.

Das Caritas-Jahrbuch zur sozialen Lage der Schweiz mit dem Schwerpunkt „Digitalisierung – und wo bleibt der Mensch?“ online beziehen unter: http://ow.ly/NDCT30n1XgO

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