Wer spricht, wenn einer von früher erzählt? Das fragt sich ein Autor in dem kleinen Hotel am Meer, in dem seine Eltern vor Jahrzehnten glückliche Tage verbracht hatten, die letzten vor ihrer Trennung. Er bewohnt das Zimmer, das sie bewohnt haben, und schreibt dort an der Geschichte seiner frühen Jahre, erzählt sie mit der Distanz des Schriftstellers als eine auch fremde Geschichte: Er greift zu den Mitteln und Freiheiten des Romans, um der Geschichte seiner Sexualität, die zugleich die Geschichte seines beginnenden Schreibens ist, einen Rahmen zu geben, eine Lebenslegende, die doch nah an der eigenen schmerzlichen Wahrheit bleibt, zu der auch die gescheiterte Ehe seiner Eltern gehört.
In seinem großen autobiografischen Roman »Dämmer und Aufruhr« dringt Kirchhoff mit starken Erinnerungsbildern und großem erzählerischen Atem in die Tiefen des eigenen Abgrunds vor. Dabei erzählt er davon, wie Wörter zu Worten wurden und daraus schließlich das eigene Schreiben, der Weg hin zur Literatur.
Bodo Kirchhoff, geboren 1948, lebt in Frankfurt am Main und am Gardasee. Nach seinen von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeierten Romanen »Die Liebe in groben Zügen« (FVA 2012) und »Verlangen und Melancholie« (FVA 2014) wurde Kirchhoff für seine Novelle »Widerfahrnis« (FVA 2016), mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.
Die Literatur ist insbesondere im Kommunikationsdesign mit seinen Lehrgebieten »Buchgestaltung«, »Typografie« und »Sprache und Gestalt« bereits eingebunden in die Kunsthochschule. Die Reihe »Sprachkunst« tritt seit nunmehr neun Semestern an, dieses Verhältnis zu vertiefen und auszuweiten. Die Reihe der Lesungen wird fortgesetzt.
Dienstag, 05. Februar 2019 um 20 Uhr,
Kesselhaus Muthesius Kunsthochschule, Legienstraße 35
Eintritt frei!
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