Timing und Positionierung – für Prof. Dr. Arne Westermann die beiden maßgebenden Aspekte, die bei Google+ nicht gepasst haben. „Beim Aufkommen von Google+ im Jahr 2011 hatte Facebook, gegründet 2004, die VZ-Netzwerke als erfolgreichstes Soziales Netzwerk bereits abgelöst. Um dann noch groß ins Geschäft einzusteigen, war es eigentlich schon zu spät. Dazu kam die unklare Position von Google+: War es nun eher ein privates oder ein berufliches Netzwerk?“
Andere Portale wie LinkedIn, das noch ein Jahr vor Facebook entstand, oder Instagram, das sogar erst 2010 aufkam, antworten deutlicher auf diese Frage, so Westermann. „LinkedIn etablierte sich erfolgreich als internationales Business-Netzwerk, Instagram setzt voll auf Bilder. Google+ hatte kein echtes Alleinstellungsmerkmal, das potenzielle Nutzer begeistern konnte.“ An die Zahlen von anderen Portalen konnte das Netzwerk von Beginn an nicht heranreichen. Die Probleme mit der Datensicherheit, die im Frühjahr 2018 bekannt wurden, gaben laut dem ISM-Professor vermutlich den letzten Ausschlag: „Ein Dienst, der bei den Nutzen nicht ankommt, und dann noch Unsicherheiten beim Datenschutz bedeutet, konnte für Google keine Zukunft mehr haben. Dazu äußert sich das Unternehmen auch offen und ehrlich.“
Auch dass Google zunächst noch versuchte, andere seiner Dienste wie Gmail und YouTube mit Google+ zu verknüpfen, brachte nicht den gewünschten Aufwind. Die Konsequenz: Schon seit Anfang Februar können keine neuen Konten mehr auf Google+ angelegt werden, ab April 2019 ist kein Zugriff auf die Nutzerprofile und ihre Inhalte mehr möglich. Das Datenleck wurde laut Google im letzten Jahr sofort behoben. Das Aus für Google+ soll nun dennoch Teil eines Maßnahmenpakets sein, das generell strengere Datenschutzrichtlinien für Google-Nutzer vorsieht.
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