„Bereits im vergangenen Sommer wurde die Sammlung durch den Sohn des Sammlers und Rechteinhaber, Matthias Gottschalk, an die Hochschule gespendet“, erklärt Prof. Dr. Jascha Nemtsov, der die Erschließung der Sammlung leiten wird. Im Beisein von Matthias Gottschalk erfolgt die Übergabe nun am Mittwoch, 17. April um 18:30 Uhr im Hörsaal des Hochschulzentrums am Horn in Weimar. Neben einem Grußwort von Hochschul-Vizepräsidentin Prof. Anne-Kathrin Lindig wird Jascha Nemtsov in seiner Rolle als arrivierter Konzertpianist jüdische Musik aus der Sammlung interpretieren, darunter Tanzstücke von Joachim Stutschewsky und Alexander Krein.
Der Schwerpunkt der Sammlung Gottschalk liegt auf der jüdischen Musik; ein Teil ist den verwandten Themen „jüdisches Theater“ und „jüdischer Humor“ gewidmet. Es ist eine in Deutschland einzigartige private Sammlung, die von Jürgen Gottschalk in den letzten 25 Jahren seines Lebens mit viel Engagement und einem beträchtlichen finanziellen Aufwand zusammengetragen wurde. Neben vielen bibliographischen Raritäten, die aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen und schätzungsweise ca. die Hälfte der Sammlung ausmachen, enthält diese auch eine repräsentative Auswahl an entsprechender Standardliteratur.
Es ist geplant, die Raritäten der Sammlung in Form eines Findbuches zu erfassen, zu beschreiben und primär auszuwerten. Das Findbuch „Raritäten der Archiv- und Bibliotheksammlung Musica Judaica von Jürgen Gottschalk“ soll in der Schriftenreihe „Jüdische Musik. Studien und Quellen zur jüdischen Musikkultur“ im Harrassowitz-Verlag (Wiesbaden) erscheinen. Als weiterer Schritt ist eine Digitalisierung und anschließende Internet-Veröffentlichung einiger ausgewählter, bibliographisch besonders wertvoller Ausgaben aus der Sammlung angedacht.
Der Sammler Jürgen Gottschalk wurde 1950 in Berlin als Sohn eines Tiefbauunter-nehmers geboren. Bis zu Beginn der 1990er Jahre war er als Konservator der Numismatischen Sammlung im Museum für Deutsche Geschichte im Zeughaus Berlin tätig. Darüber hinaus arbeitete er am Forschungsinstitut für Museumswesen und dem Deutschen Verlag der Wissenschaften. Nachdem er aus dem aktiven Arbeitsleben ausgeschieden war, widmete er sich ausschließlich dem Aufbau der Sammlung „Musica Judaica“. Dazu gehören u.a. folgende Quellen:
- 150 seltene Drucke jiddischer Musik (Yiddish Sheet Music) aus den USA von 1900-1925,
- mehrere Notenbände jüdischer Synagogenmusik von Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1930er Jahre,
- eine Reihe zionistischer Liederbücher, die in Deutschland von 1894 bis 1935 erschienen sind,
- zahlreiche Notenausgaben von Klezmermusik aus Osteuropa und den USA aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts,
- Editionen jiddischer Volkslieder aus Polen und anderen osteuropäischen Ländern aus der Zwischenkriegszeit,
- Notenausgaben des jüdischen Musikverlags „Hatikwah“ in Berlin von 1913-1922,
- Sammlungen jiddischer Arbeiterlieder aus den USA der 1930er bis 40er Jahre,
- Frühe Abhandlungen zur jüdischen Musikfolklore von Heinrich Löwe, Fritz Mordechai Kaufmann, Abraham Z. Idelsohn u.a. aus den Jahren 1900 bis 1930,
- Originalausgaben von Textsammlungen jüdischer Volkslieder, herausgegeben von Arno Nadel, Pesach Marek, Saul Ginzbirg, Ludwig Strauss u.a. aus den Jahren 1900 bis 1930,
- Sammlungen sephardischer Lieder aus Lateinamerika aus der Mitte des 20. Jahrhunderts,
- Zahlreiche Originalpublikationen zum jüdischen Humor von Beginn des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts, Texte von jüdischen Possen und Vaudevilles und frühe Sammlungen von jüdischen Witzen.
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