Pflegekräfte in Krankenhäusern, Altenpflegeheimen und Sozialstationen kümmern sich täglich um akut Kranke und Menschen, die auch dauerhaft auf Pflege angewiesen sind. Kirchliche Hospize und ambulante Hospizgruppen sind eine wichtige Ergänzung des Versorgungssystems. „Ohne den enormen Einsatz der überwiegend professionellen Fachkräfte könnte unser Gesundheitswesen gar nicht funktionieren, auch die ärztliche Versorgung wäre nicht möglich, wenn es nicht komplementäre pflegerische Angebote geben würde“, sagt Kaufmann.
Gleichzeitig werde immer wieder vor explodierenden Gesundheitskosten und damit vor einer finanziellen Mehrbelastung der Bevölkerung gewarnt. „Das ist eine grundsätzliche politische Frage, die auch nur politisch gelöst werden kann“, sagt Kirchenrätin Eva-Maria Armbruster, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg. „Letztendlich müssen wir uns darauf einstellen, dass gute Versorgung mehr Geld kosten wird. Dabei müssen wir vor allem diejenigen besonders im Blick haben, die über ein geringes Einkommen verfügen. Über die Qualität der Versorgung darf nicht der Geldbeutel entscheiden.“
Um aus diesem Dilemma herauszukommen, fordert die Diakonie, die Pflegeversicherung mittelfristig neu zu justieren. „Bisher haben wir das System einer zusätzlichen Versicherung mit einer großen Eigenbeteiligung der Betroffenen. Dies führt bei allen Menschen mit hohem Versorgungsbedarf zu einer überproportionalen Belastung. Die Angst, im hohen Alter von der Sozialhilfe abhängig zu werden, wächst. Dieses Problem lösen wir politisch nur durch eine völlige Neugestaltung der Pflegeversicherung“, ist Armbruster überzeugt.
Ebenso wichtig sei es, junge Menschen für die Pflege als Beruf zu interessieren. Die ab dem kommenden Jahr geltende Reform der Pflegeausbildung soll den künftigen Pflegeschülern eine breite generalistische Ausbildung bieten. Dadurch sollen die Attraktivität der Ausbildung, aber auch die Aufstiegsmöglichkeiten verbessert werden. Erleichtert wird auch der Zugang zu einem Hochschulabschluss in Pflegewissenschaften. „Das ist eine gute Perspektive“, sagt Eva-Maria-Armbruster. „Angesichts der demografischen Entwicklungen müssen die Pflegekräfte über eine hohe Professionalität in allen Bereichen verfügen.“
Die Diakonie Württemberg kritisiert aber, dass die Bundesregierung eine Anschubfinanzierung für die Pflegeschulen bisher ablehnt. Diese müssen sich vollkommen neu aufstellen. „Die Berufereform verlangt sowohl den Schulen als auch von den Ausbildungsbetrieben viel ab, zumal die gesetzlichen Anforderungen an die theoretische und praktische Ausbildung steigen. Das ist gut so, aber auch in der Ausbildung ist eine bessere Qualität nur mit dem Einsatz einer besseren Finanzierung zu erreichen“, sagt Eva-Maria Armbruster. Die Diakonie fordert deshalb von der Bundesregierung, der Landesregierung und den Pflegekassen, die Einführung der Ausbildung mit ausreichenden Zuschüssen auszustatten. „Besonders in den ersten fünf Jahren der Reform werden wir viel Geld in die Hand nehmen müssen, um gut ausgebildete und gut motivierte neue Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen beschäftigen zu können.“
Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.
Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.
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