Mit Herzblut Nebenerwerbslandwirt: …und nach der Arbeit aufs Feld

Beim Gang durch zwei große halboffene Ställe, vorbei an einer äußerst gut bestückten Maschinenhalle und dem anschließenden Blick auf weiteres Land, auf dem Oliver Seim gerne noch ein Lager errichten will, staunt Landwirtschaftsdezernent Dr. Jens Mischak nicht schlecht: „Das ist kaum vorstellbar, dass Sie das alles im Nebenerwerb betreiben – solche Dimensionen würde man vielleicht bei einem Vollerwerbsbetrieb vermuten.“ Doch für Oliver Seim ist seine Mutterkuhhaltung und die Bewirtschaftung der rund 377 Hektar Land eine Mischung aus Geschäft und Hobby – „unser Erwirtschaftetes investiere ich in Maschinen, glaube ich“, sagt er. Sein Herz schlägt für seinen Fuhrpark, das merkt und sieht man sofort. Jetzt soll noch Lagerkapazität für Getreide, Futter und Düngemittel geschaffen werden.

Dafür sucht er woanders nach pragmatischen und günstigen Lösungen: Eine Halle hat er eigens in Alsfeld abgebaut, die Träger verzinken lassen und sie schließlich in Ehringshausen wieder aufgebaut. Das Ganze hat drei Jahre gedauert. Und auch die Maschinenhalle ist „second hand“, sie ist aus dem Dachgeschoss eines Bürogebäudes entstanden. Oliver Seim arbeitet tagsüber als gelernter Industriemechaniker bei der Firma FFT in Mücke-Merlau, bevor es in den Abendstunden aufs Feld oder in den Stall geht. Seit 25 Jahren besitzt er eine Mutterkuhhaltung, die mit zehn Tieren startete und sich seitdem stetig weiterentwickelt hat. In dem Stall warten rund 90 Mutterkühe, fast genauso viele Kälber und Mastrinder – Angus, Limousin und Fleckvieh – auf Futter und Einstreu.

Sein Vater habe im Nebenerwerb rund 30 Milchkühe gehalten, erzählte Seim. Inzwischen gebe es in Gemünden vielleicht noch vier bis fünf Milchviehbetriebe, und auch er habe vor etwa zehn Jahren zuerst in Betracht gezogen den Milchviehbetrieb zu vergrößern. Die Tiere werden an Viehhändler verkauft, vereinzelt auch sogenannte „Absetzer“, wenn sie mit sechs bis elf Monaten vom Mutterrind entwöhnt sind.

Auch Ehefrau Sonja – hauptberuflich beschäftigt bei der Firma Seipp und Kehl in Nieder-Gemünden – packt mit an und sitzt auch schon mal auf einem Traktor, jedoch nicht auf den großen Erntemaschinen, sagt sie. Ihr gefällt am besten die Rasse Angus – nicht nur das Aussehen, sondern auch die Qualität der Rasse. Für den Eigenbedarf werden etwa zwei Tiere im Jahr zum Metzger gebracht und dort verarbeitet. Vom guten Geschmack konnten sich die Besucherinnen und Besucher dann zum Schluss mit einem Biss ins Hausmacher-Wurstbrot überzeugen.

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