Sein Leben gestalten, statt es zu ertragen

Die Posttraumatische Belastungsstörung gehört zu den am weitesten verbreiteten Krankheitsbildern. Dennoch wird sie von Medizinern und Medien meist unterschätzt, was zu Fehldiagnosen oder ernsthaften Folgeerkrankungen führt. Statt die Krankheit wie ein Verhängnis zu ertragen und Symptome zu behandeln, stellt Daniel Dufour die Betroffenen selbst ins Zentrum seiner ganzheitlichen Therapie.

Die Folgen traumatischer Erlebnisse
Unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) versteht man die Gesamtheit der unmittelbaren, mittelbaren und später chronischen Symptome, die ein Mensch nach einem traumatischen Ereignis entwickelt, das seine körperliche oder psychische Unversehrtheit bedroht hat. Diese Symptome können über Monate, Jahre oder sogar ein Leben lang anhalten, wenn sie nicht behandelt werden.
In seinem neuen Buch "Das Ende des Tunnels" stellt Dr. med. Daniel Dufour verschiedene Fälle vor. Es handelt sich um Patienten, die er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit getroffen hat. Sie zeigen, dass ein Trauma plötzlich und recht brutal im Alltag entstehen kann und dass die Verbindung zwischen demselben und dem Leidensdruck allzu oft leider nicht hergestellt wird. Die Folge sind Fehldiagnosen und ungeeignete oder nutzlose Behandlungen. Dagegen führt er seine eigene OGE-Methode ins Feld, die sich seit dreißig Jahren bewährt hat: "Sie ist aus dem selbst Erlebten hervorgegangen, denn ich habe alles getan, um von dieser Störung geheilt zu werden, statt nur irgendwie weiterzumachen und mich mit ihr zu arrangieren."

Risikogruppen und betroffene Berufe
Bereits in seiner Autobiografie J’ai failli y laisser mon âme (2015) berichtete Daniel Dufour, dass er selbst an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) gelitten hat, und zwar nach verschiedenen Erlebnissen im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit als Arzt in Krisengebieten.
Schätzungen zufolge ist jeder Zehnte von einer PTBS betroffen. Sie gehört zu den verbreitetsten gesundheitlichen Problemen, wird aber immer noch viel zu selten erkannt. Man trifft sie genauso häufig bei Erwachsenen wie bei Kindern. Frauen haben ein beinahe zweifach erhöhtes Risiko, an einer PTBS zu erkranken. Fast neunzig Prozent der Bevölkerung durchleben mindestens einmal im Leben ein traumatisches Ereignis. Laut jüngsten Studien erleben 40 Prozent der Menschen einen körperlichen Übergriff, 29 Prozent sind anwesend, wenn jemand anderes stirbt oder ernsthaft verletzt wird, 28 Prozent haben einen schweren Autounfall und 17 Prozent werden Opfer einer Naturkatastrophe. Eine von drei Frauen und einer von fünf Männern sind in ihrer Kindheit Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Menschen bei der Ausübung bestimmter Berufe sind anfälliger für eine PTBS. Bei diesen Risikoberufen handelt es sich um Militär, Polizei, Feuerwehr, Gefängniswärter, Sanitäter, Notarzt, Pflegepersonal, Mitarbeiter von humanitären Hilfsorganisationen, Busfahrer, Lokführer genau wie alle Menschen in der Justiz und im Sozialwesen, die in betreuender Funktion mit Problemen wie Vergewaltigungen und Missbrauch zu tun haben.

Krankheit als Verhängnis vs. Krankheit als Botschaft
Nach Dr. Dufours Meinung kann man eine Krankheit von zwei völlig entgegengesetzten Standpunkten aus betrachten: Entweder sieht man sie als "Verhängnis", von dem man befallen wird – dann muss man sie mithilfe von Spezialisten und Mitteln loswerden. Oder es handelt sich um eine Botschaft, die unser Körper aussendet, um uns davon in Kenntnis zu setzen, dass wir uns etwas Schädliches antun.
Im ersten Fall gilt der Patient nicht als verantwortlich für das, woran er leidet. Da man in ihm einen Unmündigen sieht, ist es notwendig, ihn zu umsorgen (oder zu bevormunden?), um ihm dabei zu helfen, die Krankheit zu besiegen. Einzig der Therapeut verfügt über die Macht, zu behandeln und zu heilen. Diese Auffassung von Krankheit reduziert den leidenden Menschen auf eine Ansammlung von Zellen und Gewebe, die aus nicht bekannten Gründen plötzlich nicht mehr funktioniert. Gleichzeitig wird auch die Tätigkeit des Therapeuten darauf beschränkt, gegen die Symptome anzukämpfen, statt zusammen mit dem Erkrankten nach den Ursachen der Krankheit zu suchen.
Für die andere Auffassung von Krankheit, für die Dr. Dufour eintritt, geht es für den Erkrankten nicht darum, "gegen" diese Botschaft anzukämpfen, sondern zu verstehen, was sich dahinter verbirgt. Bei diesem Ansatz ist es der Patient und nicht der Therapeut, der im Zentrum des Vorgehens steht. Nur der Patient kann sich heilen, denn er allein hält den Schlüssel zu seiner Genesung in Händen.

Buch-Tipp:
Dr. med. Daniel Dufour: Das Ende des Tunnels – Posttraumatische Belastungsstörungen erkennen und überwinden. Die OGE-Methode. Mankau Verlag 2019, Klappenbroschur, 13,5 x 21,5 cm, 190 Seiten, 16,95 Euro (D) / 17,50 Euro (A), ISBN 978-3-86374-493-9.

Link-Empfehlungen:
Mehr Informationen zum Buch "Das Ende des Tunnels. Posttraumatische Belastungsstörungen erkennen und überwinden"
Zur Leseprobe im PDF-Format
Zum Youtube-Video über "Das Ende des Tunnels"
Mehr über den Autor Dr. med. Daniel Dufour
Zum Internetforum mit Dr. med. Daniel Dufour

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