Dr. Klaus Merker, Präsident der Niedersächsischen Landesforsten, blickt auf das abgeschlossene Geschäftsjahr und die weitere Entwicklung: „Die Holzpreise sind am Boden, die Kosten explodieren und der Investitionsbedarf in die Wiederaufforstung ist hoch. Das ist selbst für einen Forstbetrieb der Größe der Landesforsten eine schwierige Situation.“ Die kurzfristige Beseitigung der Schäden und der Kampf gegen den Borkenkäfer gehe im Moment vor. Mittelfristig ergebe sich aber die Notwendigkeit, die unter dem Klima leidenden Wälder zu stabilisieren und in klimastabile Mischwälder zu investieren, so Merker. Mit Blick auf die vorgestellten Geschäftszahlen prognostiziert Merker: „Wir haben zwar Rücklagen für genau diesen Zweck aufgebaut. Aber was wir im Moment im Wald erleben, das übersteigt unsere finanziellen Möglichkeiten.“ Ein Großteil der Schäden, die das vergangene Jahr nach sich zieht, sei aber weder in der vorgestellten Bilanz sichtbar, noch seien alle Spätfolgen abzusehen: „Der Klimawandel präsentiert uns täglich eine neue Rechnung. Derzeit zeigen Buchen und andere Baumarten, dass nicht nur die Fichte das Extremjahr 2018 und die Dürre schlecht verkraftet haben, sondern dass das gesamte Waldökosystem leidet.“ Die nächsten Jahre sieht der Präsident als große Herausforderung für die Försterinnen und Förster, die ähnlich wie Orkan Quimburga 1972 und die Waldbrände der 70er Jahre die Wälder langfristig prägen wird.
Am 18. Januar 2018 fielen vor allem in Harz und Solling insgesamt 1,45 Mio. Kubikmeter Holz dem Orkan „Friederike“ zum Opfer. Die mit erheblichen Kosten verbundene Aufarbeitung der Schäden dauerte bis in den Sommer hinein an. In der von Frühjahr bis Herbst andauernden Dürre fanden Borkenkäfer Idealbedingungen und vermehrten sich massenhaft. Die NLF konzentrierten ihr Personal in den Schadensgebieten in Südniedersachsen, um das befallene Holz aufzuarbeiten und eine weitere Ausbreitung der Borkenkäfer zu verhindern. Bis zum Jahresende wurden so rd. 0,8 Mio. Kubikmeter Käferholz aufgearbeitet. Fast 0,9 Mio. Kubikmeter lagen zum Jahreswechsel unverkauft im Lager und mussten wegen Qualitätsverlusten ergebnismindernd abgewertet werden.
Wegen des größeren Holzanfalls stiegen die Umsatzerlöse in 2018 zwar um 17,1 Mio. EUR auf 145,7 Mio. EUR. Während der Holzmarkt zu Jahresbeginn 2018 bei stabilem Preisniveau noch aufnahmefähig war, kam es wegen des Angebotsüberschusses unterjährig teilweise zum Erliegen und die Preise brachen sortimentsbezogen um bis zu 50% ein. Eine Ausnahme bildet der weiterhin stabile Laubholzmarkt.
Die Niedersächsische Landesforsten (NLF) sind ein öffentliches Unternehmen, das den niedersächsischen Landeswald bewirtschaftet. Der Sitz der Zentrale befindet sich in Braunschweig. Mit rund 1.300 Beschäftigten sind die Landesforsten der wichtigste forstliche Arbeitgeber vor allem in den ländlichen Regionen Niedersachsens. In 2018 bildeten die NLF in den drei Ausbildungsjahren insgesamt 96 Auszubildende für den Beruf des Forstwirts und jeweils 2 für den Beruf des Fischwirtes und des Tierpflegers aus. Darüber hinaus boten die NLF 78 Studierenden Praktikumsplätze. 6 Forstreferendare/innen und 25 Anwärter/innen sowie 3 Trainees ihre Ausbildungszeit in den NLF begonnen. Mit der Neueinstellung von 75 Beschäftigten in allen Berufsgruppen (Vorjahr 44) wurde die Belegschaft weiter verjüngt. Zudem erteilten die Landesforsten Aufträge in Höhe von 77,7 Mio. EUR (Vorjahr 41,0 Mio. EUR) an forstwirtschaftliche Unternehmen, die überwiegend als Familienbetriebe in strukturschwächeren ländlichen Räumen tätig sind.
Neben dem operativen Geschäft im Forstbetrieb sind die Landesforsten im Auftrag für das Land Niedersachsen vor allem im Naturschutz-, Erholungs- und Umweltbildungsbereich tätig. Für die Dienstleistungen, die die Landesforsten 2018 im Auftrag des Landes Niedersachsen erbracht haben, erhielten sie eine Finanzhilfe in Höhe von 23,6 Mio. EUR. In den elf Waldpädagogikzentren, die die Landesforsten niedersachsenweit betreiben konnten 110.000 Kinder erreicht werden, wodurch die Landesforsten größter außerschulischer Lernort Niedersachsens sind. Etwa 315.000 Gäste besuchten 2018 die Walderlebniseinrichtungen der Landesforsten (Vorjahr: 270.000).
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