Einzelmaßnahmen sorgen weder für mehr Tierwohl noch für nachhaltiges Wirtschaften

„Die Idee, die Mehrwertsteuer auf Fleisch zu erhöhen, um bessere Tierwohlstandards zu erreichen, wirkt auf den ersten Blick ganz charmant, zumal die Umsetzung schnell möglich  wäre und den gesamten inländischen Verbrauch von Fleischerzeugnissen erfassen würde“, stellt Frank Lenz fest. „Doch wem wäre damit geholfen?“, fragt sich das Vorstandsmitglied der MEG Milch Board. „Steuern sind nicht zweckgebunden, so dass nicht sicher ist, dass die Gelder auch in den Ställen ankommen und damit den Tieren nützen werden.“

Lenz erläutert weiter: „Tierschutz ist im Grundgesetz verankert und muss entsprechend umgesetzt werden. Die Erkenntnis darüber, dass der Weg zu mehr Tierwohl nur schwer mit Dumpingpreisen vereinbar ist, ist ein großer Fortschritt. Diese Dumpingpreise sind nur durch die systemischen Zusammenhänge möglich. Einzelmaßnahmen wie die Anpassung des Mehrwertsteuersatzes sorgen weder für mehr Tierwohl noch für nachhaltiges Wirtschaften. Um das zu erreichen müssen Rahmenbedingung geschaffen werden, die Bäuerinnen und Bauern eine Marktposition auf Augenhöhe mit der verarbeitenden Industrie ermöglichen. Viele Milchbauern würden gern mehr für das Wohl ihrer Tiere tun und fordern dafür die notwendigen Weichenstellungen von der Politik.“

Im Dialog mit allen beteiligten gesellschaftlichen Gruppen sieht der Milchviehhalter aus Sachsen-Anhalt einen Schlüssel, um aus der Spirale der gezeitigten Vorwürfe auszusteigen. Das Ergebnis müsse eine glaubwürdige, langfristig angelegte Nutztierstrategie sein, die alle Tierarten umfasst und den Produzenten eine Marktposition gibt, die eine Umsetzung über die Marktpreise möglich macht.

„Die Berechnungen der Milcherzeugungskosten, die die MEG Milch Board regelmäßig in Auftrag gibt, zeigen seit Beginn der Studie eine ständige Unterdeckung an. Viele Betriebe wirtschaften also seit Jahren am Rande des wirtschaftlich Möglichen. Damit sind keine Investitionen in mehr Tierwohl realisierbar. Die Umsetzung der RoadMap Milch & Markt, also die vertragsgebundene Milchvermarktung, würde die Milchbäuerinnen und -bauern stärken und damit mehr Tierwohl ermöglichen“, ist sich Lenz sicher. „Zudem bieten zivilrechtliche Verträge die Chance, konkrete Verbraucherwünsche zu berücksichtigen und bessere Standards durchzusetzen. Nun geht es darum, diese Zusammenhänge im Dialog bewusst zu machen und gemeinsam die Voraussetzungen durchzusetzen, die für mehr Tierwohl notwendig sind.“

Über MEG Milch Board w.V.

Die MEG Milch Board w. V. ist die im Jahr 2007 gegründete Erzeugerorganisation der Milchbauern in der Bundesrepublik. Grundlage ist das Agrarmarktstrukturgesetz (AgrarMSG), welches in wesentlichen Teilen Eingang in die Satzung gefunden hat. Staatlich genehmigt wurde die Gemeinschaft von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Aufgabe der Erzeugerorganisation ist unter anderem die Aufstellung von Verkaufs- und Vermarktungsregeln für die Mitglieder. Ziel ist es, die Bündelung der Milchbauern weiter voranzutreiben, um diesen den Zugang zum Wettbewerb innerhalb der Lebensmittelkette zu ermöglichen. Unterstützung erfährt dieses wichtige Vorhaben durch das Bundeskartellamt (Sektorbericht Milch), die Europäische Kommission, durch den Rechnungshof der Europäischen Union und durch viele andere Organisationen.
Besondere Satzungsaufgabe ist die Ermittlung der Produktionskosten unter Einbeziehung eines plausiblen Einkommensansatzes und unter Berücksichtigung des eingesetzten Kapitals für Boden und Pacht.
Die MEG Milch Board w. V. fordert die Umsetzung einer vertragsgebundenen Milchvermarktung, die in der RoadMap Milch & Markt beschrieben ist.

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