Planung für ein unverwechselbares Objekt

Es gibt Begriffe, die Michael Schmid, Objektberater bei Betriebseinrichter Bedrunka + Hirth, gleich richtig in Fahrt bringen. Wenn etwa in seiner Gegenwart jemand von „Sonderwünschen“ der Kunden spricht, hakt er gleich ein: „Im Objektbereich kennen wir nur kundenbezogene Anfertigungen“, korrigiert er. Auf Wünsche einzugehen und Standards auf Kundenbedürfnisse anzupassen, sei der Kern eines jeden Auftrags im Objektbereich, so Schmid, und habe nichts mit der üblichen Vorstellung von Sonderausstattung und kostenpflichtigen Extras zu tun. Am Beispiel seines jüngsten Objekts, dem neuen Ausbildungszentrum der Aurubis AG in Hamburg, wird deutlich, wie durch sorgfältige Planung in der Objekteinrichtung ein unverwechselbares Konzept entsteht.

Die Firma Aurubis, einer der weltweit führenden Anbieter von Nichteisenmetallen und vor allem Kupfer, investiert an ihrem Stammsitz im Hamburger Stadtteil Veddel rund 18 Mio. Euro in ein neues Ausbildungszentrum. Der Konzern sieht die Ausbildung des Nachwuchses für die weitere Unternehmensentwicklung als existenziell wichtig an. Mit gesellschaftlichem Engagement sowie der Kooperation mit Stadteil- und Berufsschulen konnte der Trend rückläufiger Bewerberzahlen gestoppt werden, berichtet Nils Gerstenkorn, Leiter der Ausbildung in Hamburg. Mittelfristig soll die Zahl der Auszubildenden von derzeit 192 auf bis zu 300 steigen. Dazu gehöre, dass den jungen Leuten ein optimales Umfeld und eine gezielte Förderung geboten werden.

Die Aufgabe: 1.700 m2 komplett neu einrichten

Vor zwei Jahren nahm die Firma Aurubis erstmalig Kontakt zu Bedrunka + Hirth auf. Nils Gerstenkorn hatte ausgiebig recherchiert und sich auf Messen umgesehen, bevor er beim Betriebseinrichter aus dem Schwarzwald vorstellig wurde. „Wir wollten uns die Produktion vor Ort anschauen“, erzählt er. Hohe Qualitätsansprüche sowie die Art und Weise „wie auf alle unsere Sorgen und Nöte“ eingegangen wurde, hätten schließlich den Ausschlag gegeben. So wurde vor Objektberater Michael Schmid der Grundriss einer rund 1.700 m2 großen Halle ausgebreitet: eine Fläche, frei von Pfeilern oder Stützen, komplett neu einzurichten.

So eine Planung sei schon etwas Besonderes, sagt Schmid, selbst für jemanden wie ihn, der seit 40 Jahren im Geschäft ist. In enger Absprache mit Aurubis und mit Hilfe des 3D-Planungstools Google SketchUp plante Schmid die Einrichtung der Halle, wobei digitale Vernetzung, ein klar definiertes Sicherheitskonzept sowie eine größtmögliche Flexibilität als Prämissen vorgegeben waren. Nicht weniger als 74 Werkbänke wurden platziert, spezielle Räume wie etwa Schweißbereich und Lärmkabine integriert, Gruppenarbeitsplätze eingerichtet, mobile und stationäre Schranksysteme um die vorgesehenen CNC-Dreh- und Fräsmaschinen angeordnet.

Suche nach individuellen Lösungen

Dann ging es an die Feinheiten, für die von A (wie Aurubis-Design) bis Z (Zugriffsberechtigungen) kundenspezifische Lösungen zu finden waren. Dabei zeigte sich, dass eine zweijährige Planungsphase keineswegs zu üppig bemessen ist. Gerstenkorn äußert sich lobend über das „tolle Team“, das mit Bedrunka + Hirth gebildet wurde, und versichert: „Zu jedem Punkt, den wir angeregt haben, wurde uns eine geeignete Lösung präsentiert“.

So sind die Fronten von Schränken und Werkbänken nicht nur im exakten RAL-Ton „Aurubis-blau“ lackiert, sondern das Logo als Laserausschnitt mit farblicher Hinterlegung angebracht – ein optisches Schmankerl. Zu den praktischen Details der gegenüberliegenden Werkbänke gehört, dass sie über beidseitig zugängliche Energiekanäle mit 230V-Steckdosen, 24V-Laborbuchsen und Druckluft verfügen. Waagerecht auf den extra starken 40 mm dicken Werkbankplatten wurden Lochwände aus Stahlblech mit innenliegender akustisch dämmender Einlage montiert, in die sich auch Inletts aus den Schubladen einhängen lassen. Diese Inletts wurden nach Aurubis-Vorgaben mit Werkzeugen bestückt. Die Schubladen der Werkbänke sind darüber hinaus mit dem programmierbaren elektronischen Schließsystem Salto gesichert, dessen Schließzylinder „zierlicher, filigraner und optisch schöner“ erschienen, so Schmid, als übliche Systeme.   

Intelligente Waren- und Werkzeugausgabe

Zu den spezifischen Anforderungen gehört bei Aurubis ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem, das dem jeweiligen Auszubildenden nur Zugriff auf bestimmte Schubladen, Werkzeuge oder Zubehör gewährt. An den Schlüssel für eine Maschine gelangt er nur mit dem Nachweis, dass er für diese Maschine die geforderte Unterweisung hatte. Entsprechende Informationen sind auf einer Transponderkarte (berührungslose Chip-Karte) gespeichert, die jeder Aurubis-Beschäftigte bei sich trägt. So weiß auch das elektronische Warenausgabesystem TSM (Tool Server Modular), das Bedrunka + Hirth komplett mit Touchscreen-Monitor und entsprechender Software lieferte, ob jemand etwa den Grenzlehrdorn oder die 3-Punkt-Innenmessschraube entnehmen darf. Das System kontrolliert sogleich die ordnungsgemäße Rückgabe und die Zahl der Einsätze, die ein bestimmtes Messsystem oder CNC-Werkzeug bereits hinter sich hat. 

Flexibel, mobil und zukunftsfähig

„Das elektronische Warenausgabesystem von Bedrunka + Hirth war für uns besonders interessant“, sagt Ausbildungsleiter Gerstenkorn, „da Digitalisierung bei uns ein großes Thema ist“. Dazu gehört nicht nur die weitreichende Vernetzung einzelner Bereiche, sondern auch die damit angestrebte Flexibilität, auf Veränderungen schnell reagieren zu können. E-Learning und selbst gestaltete audiovisuelle Lehrmittel sind bei Aurubis Standard, worauf angrenzende Schulungsräume mit extra großen Touchscreen-Monitoren hindeuten sowie Laptopschränke, die ebenfalls von Bedrunka + Hirth geliefert wurden. Immerhin bildet Aurubis in nicht weniger als 12 Berufsfeldern aus, von Chemiefachkräften und Mechatronikern über die Ausbildung zum Verfahrenstechnologen für Metall mit der Fachrichtung Nichteisenmetallurgie bis hin zu Werksfeuerwehrleuten und Fachkräften für Hafenlogistik. Die Hamburger achten darauf, dass die Ausbildung möglichst breit angelegt wird, wozu auch interdisziplinäre Workshops und Projekte gehören. Kein Wunder also, dass auch zwei Gruppenarbeitsbereiche in 6-Eck-Form zur neuen Einrichtung des Ausbildungszentrums gehören mussten.    

Auffällig in der neuen Halle ist die große Zahl an fahrbaren Schubladenschränken, die es bei Bedrunka + Hirth in Schwerlastausführung mit Auszugssperre, Einzelverriegelung, Zentralverschluss und Soft-Close-Schließung gibt. Der Grund dafür liegt laut Gerstenkorn darin, dass die Schränke so je nach Anforderung einzelnen Bereichen im Ausbildungszentrum flexibel zugeordnet werden können. Das verkürzt Wege und sorgt dafür, dass nichts herumliegt oder -steht, was nicht unmittelbar benötigt wird.

Ungewöhnlich dürfte aber vor allem ein fahrbarer Schubladenschrank sein, der künftig nicht etwa als Depot für Material oder Werkzeug, sondern als rollender Caterer fungiert. Bestückt mit je zwei Getränkeflaschen pro Auszubildenden und ebenfalls durch ein Salto-Schloss gesichert, dürfte er zu den Wünschen gehören, die auch für Objektberater Michael Schmid nicht ganz alltäglich waren. Auch wenn es sich hier „nur“ um einen Standardschrank handelt, der auf einen sehr speziellen Kundenwunsch angepasst wurde.

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