Nicht zu alt, um Neues zu lernen

Sechzig Jahre und kein bisschen weise" sang der große Curd Jürgens Mitte der Siebziger. Heute könnte dem Mann geholfen werden, denn unzählige Hochschulen, Universitäten und Fernlehrinstitute bieten Studiengänge extra für Senioren an oder haben ihre Lehrveranstaltungen für die Generation "60 Plus" geöffnet. ARAG Experten erläutern die Möglichkeiten und die nötigen Voraussetzungen. 

Warum noch einmal studieren?
Es gibt viele Arten, den Ruhestand zu genießen. Wer nicht mit jedem Cent rechnen muss, geht vielleicht oft auf Reisen, andere widmen sich hingebungsvoll der Familie oder einem lange vernachlässigten Hobby. Doch auch um Neues auszuprobieren, ist es nicht zu spät. Vielen Menschen – ganz besonders Frauen – die in Rente gehen, blieb in ihrer Jugend ein Hochschulstudium verwehrt. Das nachzuholen heißt deshalb auch oft, einen langgehegten Traum in Erfüllung gehen zu lassen. Außerdem hält das Studium an einer Hochschule aktiv, geistig beweglich und der Kontakt zu jungen Kommilitonen und Akademikern eröffnet ganz neue Erfahrungen. Aber Studium ist nicht gleich Studium.

Das Seniorenstudium…
…gibt es nicht. Denn fast jede Universität bietet eigene Programme für ältere Menschen an. Dabei bleibt ein Seniorenstudium meist ohne einen qualifizierten Titel. Das ist der Unterschied zu einem ordentlichen Studium, das mit einem akademischen Abschluss beendet wird. Besonders ambitionierte Senioren können sich an den meisten Hochschulen aber auch für ein ordentliches Studium einschreiben, das mit einem Bachelorgrad bzw. dem Mastertitel abschließt. Das ist natürlich nicht ganz einfach und vor allem arbeitsintensiv. Deshalb bieten viele Hochschulen ein so genanntes Zertifikatsstudium an. Das umfasst in der Regel eine Dauer von vier oder fünf Semestern und macht die Studenten in einem bestimmten Fachgebiet fit. Senioren steht an vielen Hochschulen auch ein Studium Generale frei, ein fächerübergreifendes Studium, in dem man als Gasthörer an ausgewählten Lehrveranstaltungen teilnimmt. Und Senioren, die schon ein Studium absolviert haben, können oft auch im Rahmen eines Promotionsstudiums eine eigene wissenschaftliche Arbeit mit dem Ziel verfassen, den Doktorgrad zu erlangen. Die Studienangebote für Ältere sind vielfältig. Je nach Lebensumstand, Vorbildung und Ambition ist aber für jeden etwas dabei.

Zugangsvoraussetzungen für ein Studium
Da nur ein kleiner Teil der Senioren über 60 in jungen Jahren das Abitur ablegen konnte, benötigen sie keine Hochschulreife, wenn sie als Gasthörer die Uni besuchen, sich für ein Zertifikatsstudium oder Studium Generale entscheiden. Auch für die meisten ordentlichen Studiengänge mit Bachelor- oder Masterabschluss ist das Abitur nicht mehr zwingend erforderlich. Meist genügt eine abgeschlossene Berufsausbildung mit einigen Jahren Berufserfahrung. Stattdessen absolvieren die künftigen Studenten je nach Hochschule eine Eingangsprüfung oder ein Studium auf Probe. Dabei besucht der Seniorstudent ein oder zwei Semester lang Vorlesungen und Seminare, schreibt wie die Kommilitonen Klausuren und Seminararbeiten, die regulär bewertet werden. Dann erst entscheiden die zuständigen Professoren, ob der Kandidat zum Hauptstudium zugelassen wird.

Alternative Fernstudium
Bei einem Präsenzstudium an einer Hochschule oder Fachhochschule muss man mit einem Arbeitsaufwand von 30 bis 40 Wochenstunden rechnen. Für Ruheständler, die eine 40-Stunden-Woche gerade hinter sich gelassen haben, oft zu viel. Aber auch wenn Sie willens sind, sich die Zeit zu nehmen, wohnen Sie vielleicht fernab der begehrten Bildungsstätte. Oder Sie möchten im Ruhestand auf Reisen gehen. Das ist mit einem Präsenzstudium kaum zu schaffen. Dann bietet sich ein Fernstudium an, bei dem man kann fast alles vom Computer aus erledigen kann. Und das bei freier Zeiteinteilung. ARAG Experten geben allerdings zu bedenken, dass viele private und somit kostenpflichtige Fernlehrinstitute zwar bei ihren Angeboten von Fernstudien sprechen. Dabei handelt es sich aber nicht um akademische Aus- und Weiterbildungsangebote. Es gibt zwar auch private Fernhochschulen, deren Angebote beschränken sich aber meist auf berufsrelevante Fächer. Geistes- und kulturwissenschaftliche Fernstudiengänge werden ausschließlich von der einzigen staatlichen Fernhochschule, der Fernuniversität Hagen, angeboten. Dort bekommen Studenten zu Semesterbeginn alle Studienunterlagen zugeschickt. Diese werden dann eigenständig bearbeitet und eingesendet. Im Zeitalter des Internet findet auch ein Fernstudium überwiegend online statt – in Chats und auf Onlineforen tauschen sich die Studenten untereinander aus, ein großer Teil der Kommunikation mit den Lehrstühlen erfolgt per E-Mail.

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