Als Nina vom Tod ihres Freundes Tim erfährt, ist sie schockiert. Kurz vor seinem Ableben hatte er noch versucht, sie zu erreichen – vergeblich. Ein Umstand, der Nina noch mehr schmerzt, als sie nur wenige Tage nach Tims Tod einen Brief erhält. Der Absender ist Tim selbst.
Der mysteriöse Wolff scheint in Tims Tod verwickelt zu sein
Nina ist in einem Dorf im Wald aufgewachsen. Ihr Leben und das der anderen Dorfbewohner änderte sich seinerzeit radikal, als Tims Schwester Gloria spurlos verschwand. Der einzige Verdächtige war damals der mysteriöse Wolff, der allein am Dorfrand lebt und in dessen Haus die Kinder genug Hinweise fanden, die ihn mit Glorias Verschwinden in Verbindung brachten. Allerdings reichten die Spuren zwar für Nina, Tim und ihre kleine Clique, aber nicht für die Erwachsenen.
Soll Nina Tims manische Suche nach des Rätsels Lösung fortsetzen?
Mehr als 20 Jahre später scheint Tim das letzte Puzzleteil zur Lösung des Falls gefunden zu haben. Doch nun ist er tot. Nina steht vor einer schweren Entscheidung: Soll sie Tims fast schon manische Suche fortsetzen und auch ein für sie selbst nie geklärtes, aber sie immer belastendes Rätsel lösen? Was ihr hilft: Nina ist nicht die einzige, die sich – von Tim angeleitet –, auf eine gefährliche Reise in die Vergangenheit begibt.
Melanie Raabe erzählt „Die Wälder“ auf zwei Zeitebenen
Melanie Raabe war mir bis zu meiner Lektüre von „Die Wälder“ unbekannt. Ihr sehr wortgewandter und bildhafter Stil, nahm mich aber schon gleich auf den ersten Seiten für sie ein. Ihren Thriller erzählt sie in zwei Zeitebenen, und schlüsselt nach und nach die Ereignisse der Vergangenheit auf. Was mir dabei komplett unverständlich blieb, ist die Tatsache, dass Melanie Raabe ihre vier Hauptfiguren für die Vergangenheitsebene anders benannt hat. Warum das so ist, wird zwar gegen Ende der Geschichte klar, aber unverständlich bleibt es dennoch.
Eines hat mich bei der Lektüre des Thrillers überrascht
Außerdem wundert es mich, warum Melanie Raabe genaue Ortsangaben vermeidet. Ich vermute, dass dies die Mystik des sehr abgelegenen dunklen Waldes verstärken; dafür, dass der Wald aber titelgebend für das Buch ist, spielt er in der Geschichte eine ziemlich geringe Rolle.
„Die Wälder“ erinnert von der Konstruktion her an Stephen King
Vom Aufbau der zwei unterschiedlichen Zeitstränge erinnert „Die Wälder“ an die Coming-of-Age-Romane von Stephen King. Auch in Melanie Raabes Thriller haben wir es mit Kindern zu tun, die etwas Traumatisches erleben, das ihr ganzes Leben prägen wird, und sie so zusammenschweißt, dass sie einen Schwur leisten, der sie als Erwachsene an den Schauplatz zurückführt. Selbst wenn Melanie Raabe hier einen bekannten Aufbau gewählt hat, ist ihr ein sehr spannender und unterhaltsamer Roman gelungen. Wer blutrünstige Verbrechen und Schockelemente erwartet, für den ist „Die Wälder“ nicht geeignet. Wer sich aber auf einen psychologisch raffinierten Thriller einlassen kann, ist hier genau richtig.
Autor: FRau Bluhm
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