Sonate F-Dur, Erstausgabe der 1. Fassung (Einzelausgabe)
Die Sonate F-Dur op.6 für Violoncello und Klavier entstand über einen für die frühe Schaffensphase ungewöhnlich langen Zeitraum von drei Jahren. Es entstanden zwei eigenständige Werkfassungen, deren erste in der vorliegenden Ausgabe nach dem Text der Kritischen Ausgabe der Werke von Richard Strauss erstmals als praktisches Notenmaterial publiziert wird. Die Entstehung der beiden Fassungen und die Gründe für die Umarbeitung sind nur teilweise bekannt.
Die Unterschiede der beiden Sonaten-Fassungen sind enorm: Die Sätze II, Larghetto, und III, Allegro vivace, der Erstfassung strich Strauss vollständig und ersetzte sie durch ein neukomponiertes Andante und Finale. Im ersten Satz, Allegro con brio, übernahm Strauss das thematisch-motivische Material sowie kompositorisch komplex gearbeitete Passagen wie die dreistimmige Fuge in der Durchführung beinahe unverändert in die neue Werkfassung. Dennoch nahm er auch im Kopfsatz starke Eingriffe vor, vor allem in der Gestaltung des Klavierparts, der motivisch-thematischen Durcharbeitung und der Harmonik, die er merklich schärfte.
Die nun vorliegende Edition der ersten Fassung seiner Cellosonate ermöglicht es, diese kompositorische Entwicklung des Komponisten eindrucksvoll nachzuvollziehen. Die Deutlichkeit der Fassungsunterschiede bewirkt außerdem, dass nun zwei im Werkcharakter grundverschiedene Sonaten-Kompositionen von Strauss für Violoncello und Klavier für die Musizierpraxis zur Verfügung stehen.
Kammermusik für ein Streichinstrument und Klavier (in: Richard Strauss Werke – Kritische Ausgabe)
In die Welt eines frühen Musikerlebens und Musikschaffens führt uns der vorliegende Editionsband der Kritischen Ausgabe der Werke von Richard Strauss. Herausgegeben sind dabei die Kammermusik-Kompositionen für Streichinstrument und Klavier (Violine/Klavier oder Violoncello/Klavier) des 15- bis 23-jährigen Musikers, ergänzt und kontrastiert durch eine ganz kurze „Handgelenksübung“, ein Allegretto des 84-jährigen, nach seinem eigentlichen Lebenswerk nun wieder auf „freie“ Instrumentalmusik zurückgreifenden Strauss. Ein in der Ausgabe nur als Faksimile wiedergegebenes, zudem fragmentarisches Moderato zeigt einen noch ganz kindlichen Satzversuch des Neunjährigen, immerhin schon als Duo von Violine und Klavier angelegt, und eine fünfstimmige Fuge (1880) gibt einen Einblick in die kontrapunktischen Ambitionen des jungen Musikers, ist aber wohl auch für eine Aufführung, wiederum mit Violine und Klavier, gedacht.
Tragende Pfeiler und Höhepunkt des Bandes sind dank ihrer Werkhaftigkeit die Klavier/Violoncello-Sonate (op. 6) in zwei Fassungen – die Urfassung bisher ungedruckt – und die Violine/Klavier-Sonate (op. 18), die als ein „Nachzügler“ in eine eigentlich schon anders determinierte Schaffensperiode hineinragt. Diese beiden Werke haben es auch von Anfang an bis heute geschafft, sich im bevorzugten Repertoire des Konzertlebens zu behaupten.
Neben der praktischen Bedeutung einer jetzt kritisch gesicherten und ergänzten Notengrundlage für Aufführungen ist der Band ebenso geeignet und willkommen als Einladung zu einem allgemeinen Nachdenken über die frühe Schaffenszeit eines jungen, schon sehr bald durch seine Tondichtungen Furore machenden Komponisten.
Raphaela Gromes, Strauss: Cello Sonatas (Sony Classical)
Im Februar 2020 ist bei Sony Classical das neue Album der Münchner Cellistin Raphaela Gromes mit der Weltersteinspielung der bisher unveröffentlichten Urfassung der Cellosonate op. 6 von Richard Strauss. Mit ihrem Klavierpartner Julian Riem hat Gromes erstmals die eigenständige Frühfassung dieses Geniestreichs eingespielt. In die bekannte, 1883 gedruckte Version, die ebenfalls Teil des Albums ist, hatte der Komponist nur den ersten der drei Sätze übernommen. So kann man bei der Urfassung mit Fug und Recht von einem neuen Werk sprechen, das dem Cellorepertoire geschenkt wird. Die beiden Fassungen der Cellosonate werden ergänzt von eigens arrangierten Bearbeitungen für Cello und Klavier von Liedern, die zentral für das Schaffen von Richard Strauss sind. Dazu gehören so bekannte Stücke wie „Zueignung“, „Die Nacht“, „Morgen!“ und „Cäcilie“. Als Bonustrack ist eine weitere Bearbeitung von Julian Riem zu hören: eine sechsminütige Version der Rosenkavalier-Suite.
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