Schlag auf Schlag

Die von den deutschen Jugendämtern veröffentlichten Zahlen sind beängstigend: im Jahr 2018 war das körperliche, geistige oder seelische Wohl von Kindern und Jugendlichen in 50.400 Fällen bedroht, das ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 10 Prozent. „Gleichzeitig gibt es ein so nie dagewesenes Angebot an Präventionsprojekten und Anlaufstellen für Betroffene,“ sagt Petra Windisch de Lates, Vorstandsvorsitzende der Deutsche Lebensbrücke. Wie geht das zusammen? „Das hat mehrere Ursachen. Einmal haben Familien bei vorab angekündigten Besuchen von Seiten der Behörden natürlich immer die Möglichkeit, sich vorzubereiten und von einem Verdacht abzulenken. Aber wie oft wird dieser Verdacht gar nicht erst laut? Die wenigsten Kinder erzählen offen, was ihnen angetan wird. Oder sie werden nicht ernst genommen.“

Ein Teufelskreis
Windisch de Lates kennt die Problematik gut: Die private Hilfsorganisation Deutsche Lebensbrücke unterhält in mehreren deutschen Städten Präventionsprojekte gegen Kinderarmut und soziale Vernachlässigung. „Immer mehr Familien – sehr oft mit nur einem Elternteil – befinden sich auch in Deutschland in einem Teufelskreis aus finanziellen Zwängen, sozialer Isolation und psychosozialen Schwierigkeiten. Leidtragende sind in erster Linie die Kinder. Sie werden vernachlässigt, kommen z.B. ohne Frühstück in die Schule, sind mittags auf sich allein gestellt und haben auch am Abend niemanden, der sich liebevoll um sie kümmert.“

Psychische, seelische und physische Gewalt können Begleiterscheinungen in diesem Teufelskreis sein. Natürlich kommt Gewalt gegen Kinder nicht nur in materiell bedürftigen Familien vor – und auch außerhalb der Familie. Und selbstverständlich werden Kinder in finanziell schwächeren Familien nicht automatisch misshandelt.

Niederschwellig Nöte lindern
„Aber dort, wo wir im Schulalltag sehen, dass es Kindern an Grundsätzlichem wie dem Essen fehlt, können wir zumindest direkt eingreifen und die materielle Not lindern“, so Windisch de Lates. „Das A und O dabei ist die Niederschwelligkeit. „Bei uns muss sich niemand outen, um Hilfe zu bekommen. Wir greifen auch nicht ins Familienleben ein. Die Kinder bekommen bei uns ein Frühstück oder ein Mittagessen, sie erleben soziales Miteinander, echte Gemeinschaft und ein Stück Geborgenheit. Das hilft.“ In manchen Fällen entspannt sich dadurch auf lange Sicht auch die Situation zuhause, weil den Eltern ein Stück weit der Verantwortungsdruck genommen wird.

Die Kinder fassen Vertrauen, und wenn sie tatsächlich von Gewalt bedroht sind – körperlich, geistig oder seelisch, ist der Ruf nach Hilfe für sie leichter.

Es gibt kein Patentrezept. Aber Hinschauen hilft!
„Es gibt kein Patentrezept gegen Gewalt gegen Kinder, zuhause, in der Schule, im Verein oder wo auch immer. Das einzige, was wirklich hilft, ist: Augen auf, nicht wegsehen und lieber einmal mehr nachfragen. Zugegeben, dafür braucht es eine große Portion Zivilcourage –  vor allem, wenn sich der Verdacht dann doch nicht erhärtet. Aber nur, wenn wir alle zusammenstehen, als Gesellschaft, können wir die Schwächeren schützen, in diesem Fall die Kinder. Wenn sie dann  selbst erwachsen sind, werden sie unserem guten Beispiel folgen – und die Welt ein bisschen besser machen.“ Davon ist die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lebensbrücke überzeugt – und lebt dieses Beispiel seit nun über 30 Jahren.

Hilfeportal Missbrauch
Übrigens: Eine nützliche Fülle von Informationen und Hilfsangeboten bietet das Hilfeportal Missbrauch. Vom anonymen Hilfetelefon über Infos für Betroffene, Fachkräfte und Menschen im Umfeld bis zur Suche nach Adressen und Anlaufstellen vor Ort, von Jugendämtern und Beratungsstellen bis zu Selbsthilfeprojekten und Notrufen.

Über Deutsche Lebensbrücke e.V

Deutsche Lebensbrücke und Lebensbrücke International Deutschland sind humanitäre Hilfsorganisationen in München und Hamburg Sie unterstützen z.T. seit über 30 Jahren bedürftige und kranke Kinder und ihre Familien in Deutschland und weltweit. Sie finanzieren ihre Projekte ausschließlich aus Spendengeldern. Vorstandsvorsitzende Petra Windisch de Lates: "Unser Motto: "Geben statt Reden". Wo Wege fehlen, schlagen wir Brücken. Auch bei uns brauchen immer mehr kranke Kinder und Familien in Ausnahmesituationen schnell und dringend Hilfe."

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