Bei der Studie stand der komplette Lebenszyklus eines Matratzenkerns im Fokus: angefangen von der Produktion bis zur Fertigstellung des Kerns hin zur Entsorgung. Nicht betrachtet wurden allerdings die Auslieferung zum Endkunden sowie die Nutzungsphase, da hierfür keine oder nur sehr unterschiedliche Daten vorlagen.
Zunächst wurden die Energie- und Stoffströme erfasst, die während des Lebenswegs der Matratzenkerne aus geschäumten Naturlatex, synthetischem Latex (SBR) und Kaltschaum (PUR) anfallen, wie Energie- und Rohstoffverbrauch, Emissionen in Luft, Wasser oder Boden sowie Abfälle. Wie belastend sind diese für die Umwelt? Das untersuchte die Studie in einem zweiten Schritt mit Hilfe verschiedener Umweltparameter: Zu den wichtigsten zählen dabei der Primärenergieverbrauch sowie das Treibhauspotenzial, das angibt, wie stark ein Stoff zum klimaschädlichen Treibhauseffekt beiträgt.
Umweltwirkungen bei der Naturlatexproduktion
Beim Naturlatex, der aus dem Milchsaft von Kautschukbäumen gewonnen wird, erzeugen der Düngemitteleinsatz auf den Plantagen und das zur Stabilisierung eingesetzte Ammoniak die meisten Belastungen für die Umwelt. Bei der weiteren Verarbeitung des Naturlatex wirkt sich der Energieeinsatz für das Schäumen am meisten auf den Primärenergieverbrauch und das Treibhauspotential aus. Danach folgen die chemischen Einsatzstoffe, die Herstellung des zentrifugierten Latex sowie der Transport des Latex nach Europa (die Datengrundlage für die Bilanzierung der chemischen Einsatzstoffe weist allerdings eine große Unsicherheit auf).
Naturlatex im Vergleich: geringste Umweltwirkungen in fast allen Bereichen
Im Vergleich zu Matratzenkernen aus synthetischem Latex und Kaltschaum hat Naturlatex bei der Herstellung im Hinblick auf fast alle Umweltparameter – insbesondere Primärenergieverbrauch und Treibhauspotenzial – die geringsten ökologischen Auswirkungen. Kaltschaum ist nur in zwei Bereichen weniger umweltbelastend als die anderen Materialien (beim sogenannten Ozonabbaupotenzial und dem Potenzial für den abiotischen Abbau nicht-fossiler Ressourcen), synthetischer Latex weist bei allen Parametern die höchsten Belastungen auf. Grund dafür ist der hohe Energiebedarf, der für die Herstellung erdölbasierter Rohstoffe wie synthetischer Latex und Kaltschaum benötigt wird. Naturlatex ist im Gegensatz dazu ein nachwachsender und damit ressourcenschonender Rohstoff. Darüber hinaus binden die Kautschukbäume (und damit der Naturlatex) während ihres Wachstums CO2 aus der Luft – bei der fertigen Matratze entspricht dies 31 kg CO2 pro m² Liegefläche (bei einer Höhe vo 14 cm).
Bei der Entsorgung (als Szenario wurde die Müllverbrennung gewählt) zeigen Naturlatex und synthetischer Latex vergleichbare Werte bei den meisten Umweltparametern, Kaltschaum schneidet hier deutlich schlechter ab.
Vertiefende Anschluss-Studie
Die Daten für die Ökobilanz, die aus Produktionsstätten in Thailand, Malaysia, Europa sowie aus anderen Studien und Fachdatenbanken stammen, lagen nicht alle in ausreichender Qualität vor. Um die Aussagekraft der Studie zu verbessern, ist daher eine weitere, vertiefende Untersuchung geplant. Hier sollen bestimmte Daten – vor allem aus Produktion und Anbau des Naturlatex in Thailand – präzisiert und durch Literaturdaten ergänzt werden. „Wichtig ist auch, chemische Einsatzstoffe, die während der Herstellung der Naturlatexmatratzen zum Einsatz kommen, in der Ökobilanz genauer zu berücksichtigen“, erklärt Philipp Boogman, Projektmanager beim IBO und Bearbeiter der Studie. „Damit ließen sich Gefährdungspotenziale besser erkennen und man könnte aufzeigen, wo sich problematische Substanzen möglicherweise ersetzen lassen.“
Der Qualitätsverband umweltverträgliche Latexmatratzen (QUL e.V.) stellt seit 1994 Kriterien für die Standards von Naturmatratzen auf. Er ist heute eine der wesentlichen Instanzen zur Schadstoffprüfung von Matratzen und hat mit dem QUL-Naturlatex-Label ein eigenes Gütesiegel für höchste Verbrauchersicherheit ins Leben gerufen. Dem QUL gehören derzeit elf Matratzenhersteller sowie Latexlieferanten und -verarbeiter an.
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