Der Feldsperling ist etwas kleiner als der Haussperling, beim Haussperling unterscheiden sich die Geschlechter im Gefieder, beim Feldsperling nicht.
Beiden zu eigen ist jedoch, dass ihnen ihre Beliebtheit wenig genutzt hat – beide sind seit Jahrzehnten in ihren Beständen in ganz Europa im Sinkflug und haben es sogar in die Vorwarnliste der Roten Liste der gefährdeten Arten geschafft – eine Entwicklung, die vor noch gar nicht so langer Zeit niemand erwartet hätte. Doch heute „pfeifen es die Spatzen von den Dächern“, dass diese possierlichen Gefiederten im Schlamassel stecken, wie der NABU Niedersachsen es formuliert – und sowohl mit eigenen Schutzprojekten durch seine ehrenamtlichen Gruppen gegensteuert als auch einen Aufruf an alle Vogelfreunde richtet: Jetzt aktiv werden für den Spatz, den einstigen Allerweltsvogel!
„Wir haben allerdings auch eine gute, Hoffnung gebende Nachricht für alle Spatzenfreunde“, berichtet Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen: „Es scheint zumindest mit dem Haussperling wieder etwas bergauf zu gehen, was seinen Bestand betrifft. Jedenfalls ist er fast jedes Mal unangefochtener Sieger bei der NABU-„Stunde der Gartenvögel“, die nun bald wieder bundesweit ansteht, vom 8. bis 10. Mai, wenn es wieder ‚Vögel zählen‘ heißt in Garten, Kleingarten und Park!“
Gleichwohl könne noch viel mehr für Haus- und Feldsperling getan werden, rät der NABU-Experte:
„Sperlinge sind Opfer sowohl der Ausräumung der Landschaft als auch der Versiegelung von Flächen und des Pestizideinsatzes bis an den Feldrand: Wo Feldgehölze und Hecken als Nahrungs-, Unterschlupf- und Bruträume verschwunden sind, ebenso Obstwiesen, Wegränder und Brachen, da ist der Lebensraum für den Spatz entwertet; wo nur noch lebensfeindliche Maiswüsten gähnen, bis auf den letzten Zentimeter beackert und gespritzt, findet er weder Sämereien und Körner als Nahrung, noch Insekten, die er in großer Menge zur Aufzucht der Brut braucht – und schon gar keine Brutplätze!“ Deshalb offenbare sich die „Misere der Spatzen“ auch stark in der einst mit ihnen reich bestückten Feldflur; Feld- und Haussperling weichen stattdessen in Siedlungsbereiche aus. Aber auch hier haben sie mit einer wachsenden Anzahl von Problemen zu kämpfen: Bodenversiegelung, Überbauung, das „Plattmachen“ alter Gärten für Neubauten, oft auch von Obst- und Nutzgärten, und das Einrichten phantasielosen „Abstandsgrüns“ aus exotischen Pflanzen statt artenreicher Gärten machen ihm zu schaffen.
Aber: Dem Spatz kann geholfen werden! Wie dies geht, zeigt der NABU-Experte auf: „Entscheidend für die Vogelfreundlichkeit eines Gartens – aber auch anderer Flächen wie Kleingarten, Grünanlage, Schulhof oder Gewerbefläche – ist stets das Nahrungs- und Deckungsangebot. Wenn dies nicht ausreicht, nützen die schönsten Nistkästen nichts! Deshalb sollten einheimische Sträucher und Stauden gepflanzt werden, sollte sich ein zumindest kleiner Wiesenteil finden, sollten statt Exoten bewährte hiesige, ungefüllt blühende Gartensorten und Wildpflanzen gepflanzt oder zugelassen werden, können Fassaden oder auch Dächer begrünt werden. Dichte Sträucher dienen den Spatzen als ‚Treffpunkte‘, in denen sie tschilpend, ganz ihrer geselligen Natur folgend, zu manchmal Dutzenden von Tieren zu hören sind, als Unterschlüpfe. Und an den Stauden und Wildpflanzen finden sie Samen und Körner als Nahrung sowie Insekten, die sich fangen können, um sie an die Jungspatzen zu verfüttern“, rät Rüdiger Wohlers.
„Gern mögen sie auch ein Sandbad nehmen; deshalb reicht oft eine kleine Ecke freier Erde, um ihnen diesen Gefallen zu tun, und eine Vogeltränke ist an heißen Tagen ganz besonders willkommen!“
Haus- und Feldsperling bauen riesige, dicht verwobene Nester aus Gräsern, Halmen, Federn, Blättern, leider zunehmend auch aus Plastikmüllteilen, die oft eher an den Kobel eines Eichhörnchens erinnern, aber auch Hinweis auf ihre afrikanischen Verwandten, die Webervögel geben: Als Höhlenbrüter nutzen sie gern jede Art ausreichend großer Hohlräume aus, um darin zu brüten – übrigens mittlerweile bis zu drei Mal im Jahr, wenn ausreichend Nahrung vorhanden ist! „Früher war das Gros der Spatzenbruten unserer Städte und Dörfer hinter Dachpfannen, in Verschalungen und ähnlichem zu finden“, erinnert der NABU-Aktive, „durch veränderte Bauweise von Häusern und Wärmedämmung fielen diese reihenweise weg – der Spatz in Wohnungsnot!“
Da die Sperlinge recht sozial leben und ihre Bruten oft in nächster Nähe stattfinden, hat sich als Nistkasten das „Spatzenreihenhaus“ gut bewährt – ein Dreifach-Nistkasten, dessen einzelne „Wohnungen“ allerdings getrennt sein müssen: „Eigentlich ein dreifacher Kohlmeisenkasten“, bringt es Wohlers auf den Punkt, „der sowohl an Wänden als auch anderen Garagen, Pergolen, sogar auf Balkonrückwänden und natürlich in Bäumen angebracht werden kann und sich in der Regel großer Beliebtheit bei unseren kecken tschilpenden Freunden erfreut!“
Solch ein Kasten kann mit etwas Geschick selbst aus Holz gebaut werden. Gut geeignet sind auch Spatzenreihenhäuser aus dem bewährten, witterungsunempfindlichen Material Holzbeton, das in der Regel viele Jahre hält.
Der NABU Niedersachsen hofft, dass nun noch viele ein oder mehrere Spatzenreihenhäuser anbringen – „so kann noch die zweite Brut dieses Jahres erreicht werden“, ist Rüdiger Wohlers zuversichtlich – und viele Gärten spatzenfreundlich angelegt werden, so manche Staude und so mancher Strauch, so manches Fassadengrün gepflanzt wird. „Und dann freuen wir uns über den Spatzenbesuch am Kaffeetisch“, sagt der NABU-Aktive.
Daher hat der NABU Niedersachsen ein Info-Paket aus der „Spatzenfibel“ des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) und der 30 Seiten starken Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art zusammengestellt. Es kann angefordert werden gegen Einsendung von 5 Euro, Stichwort „Spatz“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.
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