Ausgelöst durch die Corona-Pandemie befindet sich die Weltwirtschaft derzeit in der größten globalen Rezession der Nachkriegszeit. Die gute Nachricht aus Sicht Krämers: So schnell wie noch nie zuvor bei einem ökonomischen Schock seien von allen Beteiligten Gegenmaßnahmen zur Eindämmung der Krise beschlossen worden. Diese gewaltige monetäre und fiskalische Expansion werde nach einer gewissen Zeit einen starken Aufschwung generieren: „Wenn die Ausbreitung des Virus irgendwann zurückgeht und die Maßnahmen wirken, werden wir nach einem der größten Einbrüche auch einen der größten Aufschwünge der Nachkriegszeit bekommen“, erklärt Krämer. „Zurückgestaute Nachfrage, fiskalische und monetäre Impulse und der Effekt des stark gesunkenen Ölpreises werden gerade in Europa (auf absehbare Zeit) ein Konjunkturfeuerwerk entfachen.“
Das Timing dieser Entwicklung sei jedoch noch völlig unklar. Mit Blick auf den Verlauf vergangener Krisen hält Krämer es für unwahrscheinlich, dass die Aktienmarkterholung der letzten Tage bereits das Ende des Bärenmarkts bedeutet: „Weder haben die Aktienmärkte bisher den Punkt wirklicher Kapitulation noch die Sentiment-Indikatoren absolute Tiefstände wie in der Finanzmarktkrise erreicht. Das Risiko eines neuerlichen Einbruchs am Aktienmarkt ist daher immer noch relativ hoch.“
Problematisch ist aus Sicht Krämers, dass sich seit der Finanzmarktkrise 2008 das Marktvolumen der Staatsanleihen global verdoppelt hat. „Diese hohe Staatsverschuldung engt nun für viele Länder den Spielraum des Handelns ein und überlastet die Zentralbanken, die der einzig wirklich flexible Akteur sind“, so Krämer.
Unternehmensanleihen bieten attraktive Einstiegspunkte
Trotz der großen Unsicherheit auf kurze Sicht böten die teils deutlich ermäßigten Bewertungsniveaus einiger Risikoanlagen attraktive Einstiegsgelegenheiten für Investoren mit mittel- bis langfristiger Perspektive. „Wir sehen im Moment besonders Unternehmensanleihen als extrem attraktiv an“, sagt Krämer. „Die Emissionen selbst hochwertiger Unternehmen haben in den letzten Wochen einen starken Renditeanstieg erlebt.“ Gleichzeitig sei das Risiko durch staatliche Garantien und die Wertpapierkäufe der Zentralbank begrenzt.
Grundsätzlich rät Krämer, sich nicht an kurzfristigen Entwicklungen und Jahresprognosen auszurichten. „Ein wohldiversifiziertes, strategisches Portfolio umfasst Anleihen (und vielleicht auch Gold) wegen des Stabilitätscharakters und Aktien, weil sie mittlerweile moderat bewertet sind und von der Zentralbankpolitik unterstützt werden“, sagt Krämer. „Der Verzicht auf eine breite Streuung in die verschiedenen Assetklassen und Regionen wäre das eigentliche Risiko.“
Den vollständigen Marktrückblick Q1-2020 / Marktausblick Q2-2020 von Werner Krämer finden Sie im angehängten PDF.
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