Corona-Krise: Auch die Landwirtschaft ist betroffen!

Sicher gibt es Wirtschaftssektoren, die stärker unter der aktuellen Pandemie-Situation leiden. Aber auch bestimmte Bereiche der Landwirtschaft haben mit den Auswirkungen zu kämpfen. Überall wo viele Menschen arbeiten, etwa in Sonderkulturen oder in der Direktvermarktung fehlen Facharbeiter und Erntehelfer. Und effektive Betriebsabläufe werden durch das Einhalten von Abstandregeln deutlich erschwert. Hinzu kommen niedrige Preise für Milch und Rindfleisch, die zu einer angespannten wirtschaftlichen Lage für viele Betriebe beitragen.

Die Landwirte, von der Politik als „systemrelevant“ anerkannt, punkten aktuell in der Gesellschaft als „Helden der Grundversorgung“ und bekommen Lob von allen Seiten. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski wollte sich Mitte April im Agrarausschuss des Europaparlamentes nicht ausmalen, wenn zur

Gesundheitskrise noch eine Versorgungskrise hinzugekommen wäre. Die Tageszeitungen nehmen sich dem Thema an und informieren derzeit ausführlich über die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften und Facharbeitern im Obst- und Gemüsebau. 

Der Kölner Pflanzenschutzspezialist ADAMA hat mit seiner monatlichen Fachumfrage bei landwirtschaftlichen Praktikern bundesweit erstmalig einen tieferen Blick auf die Lage der Betriebe geworfen und dabei auch die psychischen Belastungen für die Landwirte analysiert 1).

Landwirte sehen Auswirkungen auf den Betriebsalltag

Immerhin: 41 Prozent der 132 Landwirte, die an der Umfrage teilnahmen, sehen keine Auswirkungen auf ihre Arbeit in den Betrieben. Fast zwei Drittel der befragten Landwirte (59 Prozent) sehen jedoch direkte wirtschaftliche und soziale Folgen der Corona-Pandemie im Arbeitsprozess. Die Frage nach den Gründen ergab ein sehr differenziertes Bild.             

Der Faktor Fremdarbeit steht bei den meisten Landwirten an erster Stelle. Bei 10 Prozent der Teilnehmer macht sich der Mangel an Facharbeitskräften bemerkbar, bei 29 Prozent ist durch den einzuhaltenden Mindestabstand der Erfahrungsaustausch mit den Angestellten deutlich schwieriger geworden. Auch Arbeitsabläufe müssen komplett neu organisiert werden: Ein Betrieb hat die Fremd-Arbeitskräfte durch einen Lohnunternehmer ersetzt. Neben den Mitarbeiterbesprechungen werden die Arbeitsprozesse in Schichten aufgeteilt, die im vorgelagerten Bereich auch nachts anfallen.  

Bei 19 Prozent der Teilnehmer treffen bestellte Betriebsmittel nicht oder verspätet ein. Genannt werden besonders Pflanzenschutzmittel und Saatgut. Bei den meisten sorgt das Schließen der Baumärkte für eine Unterbrechung von Bauarbeiten oder Reparaturen auf den Höfen.  

Direkte wirtschaftliche Effekte durch Niedrigpreise melden Landwirte auf den Märkten für Milch und Fleisch. Zum Teil müssen Schlachtungen verschoben werden, weil der lokale Schlachter Termine nicht mehr einhalten kann. Betriebe in der Direktvermarktung spüren eine nachlassende Kundenfrequenz, Betriebe mit Ferienwohnungen haben diesen Betriebsteil schließen müssen. 

Das Verständnis und Miteinander in dieser Situation ist da 

Der hohe Grad an Selbstorganisation bei den Landwirten und die enge Verzahnung der verschiedenen Stufen in der Landwirtschaft helfen in dieser Situation. Die Auszubildende einer Warengenossenschaft berichtet über die Plexiglasscheiben für die Mitarbeiter, hinter denen sie die Bestellungen und Abholungen der Landwirte für Dünger, Pflanzenschutz- und Futtermittel abwickeln. „Es haben aber alle Verständnis und wir meistern die Situation gemeinsam“, schreibt sie. Die Außendienstmitarbeiter wickeln Geschäfte per Telefon ab und reduzieren persönliche Kontakte vor Ort, „obwohl es gerade in dieser Zeit wichtig wäre, um die Äcker zu beurteilen.“             

Kontaktverbote führen zu seelischer Belastung 

Bei sehr vielen Antworten von Landwirten, die mit Hindernissen weiterarbeiten müssen, wird auch die seelische Belastung erkennbar. Mit dem Kontaktverbot reduzieren sich nicht nur die direkten Gespräche mit Mitarbeitern, sondern auch mit Nachbarn, Lieferanten und Käufern, wie einer der Teilnehmer  

berichtet. Die Landwirtschaft ist ein soziales Flechtwerk, speziell in den vor- und nachgelagerten Bereichen. Ein „People Business“ eben. Informations-, Meinungs- und Nachrichtenaustausch summieren sich zur Grundlage für unternehmerische Entscheidungsfindungen, die Corona-bedingt nun auf anderen Wegen stattfinden müssen. „Mehr alleine arbeiten“, schreibt ein Landwirt auf die Frage, wie er die Pandemie erlebt. Und das heißt auch mehr alleine entscheiden.

Niedrige Preise und Verdienstausfälle durch geschlossene Ferienwohnungen haben Einkommen bereits gemindert. Die Zukunft des eigenen Betriebes wird unsicherer. Direktvermarkter haben die Hamsterkäufe auf dem Hof erlebt und mussten zusätzliche Arbeitsstunden leisten. Selbst wer gesunde Mitarbeiter hat, leidet mit. Die eigenen Sorgen werden mit in den Betrieb getragen, die Kinderbetreuung muss neu organisiert werden und belastet indirekt den Arbeitsablauf auf den Höfen. Ein Landwirt schreibt, eine anstehende Operation eines Angestellten wurde verschoben und er muss jetzt auf ungewisse Zeit auf ihn verzichten.              

Landwirte reflektieren in dieser Zeit nicht nur über das eigene Geschäft, sondern sehen auch die Auswirkungen auf die Gesellschaft. In den vergangenen Jahren litten sie unter verschiedenen Krisen. Einer notiert den Preisverfall bei Schlachtvieh, sieht im Lebensmitteleinzelhandel aber die gleich hohen Preisen wie zuvor. Viele Landwirte leben schon länger „von der Substanz der Gebäude und Maschinen. Kostendeckend sieht anders aus. Die Lawine des Hofsterbens wird bald nicht mehr aufzuhalten sein. Das wird der Trend der nächsten Jahre sein.“ 

So richtet die Corona-Pandemie mit ihren Folgen das Brennglas auf Themen, die der Landwirtschaft schon lange zu schaffen machen. Wir sollten uns, sicher auch unabhängig von diesen außergewöhnlich fordernden Zeiten, intensiver mit der Frage auseinandersetzen, wie wir systemrelevante Leistungsträger unserer Gesellschaft behandeln. Und das gilt neben den Medizin- und Pflegekräften, den Kurier- und Postfahrern und den Verkäufern im Einzelhandel sicher auch für Helden der Grundversorgung – unsere Landwirte. 

1)Die Befragung wurde im Auftrag von ADAMA über die Agentur agriExperts des Deutschen Landwirtschaftsverlages im April 2020 durchgeführt.

Über die ADAMA Deutschland GmbH

ADAMA Deutschland GmbH ist seit Juni 2002 ein Unternehmen der ADAMA Agricultural Solutions Ltd. und wurde als Feinchemie Schwebda GmbH (FCS) 1983 gegründet. Sie befasst sich mit der Entwicklung, Registrierung und dem Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz und rangiert damit an vierter Stelle der deutschen Pflanzenschutzmittel-Industrie. Das Unternehmen liefert effiziente PflanzenschutzLösungen an Landwirte unter Einbeziehung der gesamten Wertschöpfungskette in der Landwirtschaft. Es zeichnet sich durch seine langjährige Innovationskraft, einen auf den Landwirt ausgerichteten Ansatz bei der Produktentwicklung und das Einhalten strikter Standards im Umweltschutz sowie in der Qualitätskontrolle aus. Weitere Informationen erhalten sie unter: www.adama.com/de.

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