- Über 500 Teilnehmer/innen beim ersten Online-Fach-Symposium der Dr. Becker Klinikgruppe zu psychischen Folgen der Corona-Krise
- Experten/innen für psychologisch-psychotherapeutische Versorgung gaben Einblicke in ihren aktuellen Arbeitsalltag
- Zweites Fach-Symposium in Planung
Corona und die damit einhergehenden Maßnahmen zur Eindämmung haben direkte Auswirkungen auf die psychisch-psychotherapeutische Versorgung in Deutschland. So erwarten Experten/innen zum einen, dass die Zahl psychisch Erkrankter zukünftig ansteigen wird. Zum anderen betrifft es die Gestaltung der Versorgung bereits heute. Um einen fachlichen Austausch zu diesem Thema einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen, fand gestern das Online-Symposium „Psychische Folgen in und nach der Corona-Krise“ statt. 500 Zuschauer/innen nahmen an dem Austausch teil, den die Dr. Becker Klinikgruppe organisiert hatte.
Verschiedene Bedarfsgruppen für psychische Versorgung
“Wir alle erleben gerade eine Art Kontrollverlust“, erklärt Dr. Alina Dahmen, Geschäftsleiterin der Dr. Becker Klinikgruppe. „Das geht an niemandem spurlos vorbei, auch wenn jeder damit anders umgeht.“ Wer besonders gefährdet ist, führte Thomas Weber, Geschäftsführer des Zentrums für Trauma- und Konfliktmanagement in Köln, direkt im ersten Vortrag aus. Er identifizierte unterschiedliche Bedarfsgruppen: Menschen mit psychischen Vorerkrankungen, die sich durch die jetzige Situation verschlimmern, Menschen ohne Vorerkrankungen, die jedoch unter der jetzigen Situation besonders litten, Existenzgefährdete, Mitarbeitende im Gesundheitswesen, die in diesen Tagen unter einem außergewöhnlichen Druck litten, und die Menschen die unmittelbar durch Corona betroffen sind: Durch den Tod eines Angehörigen oder eine überstandene Corona-Infektion mit schwerem Verlauf.
Der Bedarf an Versorgung würde demnach zukünftig steigen. „Epidemien führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu psychischen Erkrankungen und die Wahrscheinlichkeit steigt noch, je länger sie andauern. Das zeigen auch aktuelle Erfahrungen aus Wuhan“, ergänzt Dr. Alina Dahmen.
Einen weiteren Aspekt brachte Monika Kleine, Geschäftsführerin des Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Köln und Mitglied des Expertenrats Corona NRW ein: Menschen in prekären Lebenssituationen hätten es aktuell besonders schwer, da entsprechende Hilfsangebote angepasst werden mussten – und diese lassen sich nicht durch Videotelefonie ersetzen. Sie appellierte daher für niedrigschwellige Gesprächsangebote wie bspw. den Ausbau der Telefonseelsorge.
Video-Sprechstunde und Co: Corona-Auswirkungen auf die aktuelle, therapeutische Versorgung
Insgesamt neun Experten/innen aus den Bereichen der klinischen wie ambulanten Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Sozialpädagogik berichteten in kurzen Vorträgen aus ihren aktuellen Erfahrungen mit Patienten/innen. Denn die Versorgung in Deutschland gestaltet sich seit Ausbruch der Pandemie anders:
- So berichtete Dr. Bernd Gremse von der psychiatrischen Institutsambulanz der Klinik Dr. Fontheim, Liebenburg, von Video-Sprechstunden. Gremse wies auf die Verzerrung emotionaler Stimmung durch die Technik hin; ein Punkt, den auch Dr. Anke Hierundar von der Universitätsmedizin Rostock später noch einmal aufgriff.
- Thorsten Bracher, Klinikdirektor Vitos Klinik für Psychosomatik in Eltville, beleuchtete die Situation in stationärer Behandlung: So könnten Gruppentherapien nicht mehr wie zuvor angeboten werden. Der soziale Abstand wirke sich im Therapiealltag, der auf Vertrauen und Gruppenzusammenhalt fußt, unmittelbar aus. Zudem verändere sich das Klima in der Klinik: Es herrsche mehr Misstrauen gegenüber Neuanreisenden.
- Es gab aber auch viel Positives zu berichten. Einige Patienten/innen kämen besser zur Ruhe und auch die Möglichkeit der längeren Reflektionsphase käme vielen entgegen. Und Anne Meier-Credner von der TU Braunschweig gab im letzten Vortrag des Nachmittags einen positiven Ausblick. Menschen seien grundsätzlich in der Lage, mit schwierigen Situationen zu Recht zu kommen.
Symposium wird fortgesetzt
Zusammenfassend hielt Dr. Alina Dahmen fest: „Es kommt ein großer Bedarf auf uns zu! Wir werden umdenken müssen und neue Lösungen finden. Dafür sind solche Plattformen des Austausches gut. Und wir sind sehr zufrieden: Ich danke allen Referentinnen und Referenten für ihre wertvollen und spannenden Vorträge! Wir haben sehr viel positives und dankbares Feedback aus dem Publikum bekommen.“ Für den 27.05. sei daher eine Fortsetzung des Symposiums mit Blick auf die psychischen Folgen von Corona geplant. Bereits am 13.05. veranstaltet die Dr. Becker Klinikgruppe ein weiteres Corona-Symposium, auf dem die Folgen von Corona auf kardiologische und neurologische (Vor-)Erkrankungen beleuchtet werden.
Alle Vorträge des gestrigen Symposiums lassen sich ab nächster Woche auf der Seite dbkg.de/coronasymposium einsehen.
Die Dr. Becker Klinikgruppe ist ein inhabergeführtes mittelständisches Familienunternehmen mit Hauptsitz in Köln. Deutschlandweit betreibt die Klinikgruppe neun Rehabilitationseinrichtungen mit den Indikationen Orthopädie, Neurologie, Kardiologie und Psychosomatik sowie drei ambulante Therapiezentren. Mehr Informationen: www.dbkg.de
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