NABU: Rekordbeteiligung bei der Stunde der Gartenvögel

Mehr als 5.600 Menschen aus Schleswig-Holstein haben das Muttertagswochenende genutzt, um Vögel in Garten, Park oder auf dem Balkon zu zählen. „Die Beteiligung übertrifft alle Erwartungen und die letztjährige Rekordteilnahme um fast 2.000 mehr Menschen, noch nie war die Beteiligung in Schleswig-Holstein so hoch“, freut sich Ingo Ludwichowski vom NABU Schleswig-Holstein. „Das verstärkte Interesse am Schicksal der heimischen Natur durch die Corona-Krise und das beunruhigende Blaumeisensterben haben besonders viele Menschen bewegt, bei unserer Vogelzählung mitzumachen“, vermutet Ludwichowski. Bundesweit haben erstmals über 120.000 Vogelfreundinnen und -freunde teilgenommen. Damit haben sich auch bundesweit so viele wie noch nie zuvor an der 16. „Stunde der Gartenvögel“ vom NABU und seinem Bayerischen Partner, dem LBV, beteiligt.

Im Mittelpunkt des Interesses der diesjährigen Zählung stand die Blaumeise. Seit Anfang März waren beim NABU vermehrt Berichte über kranke und verstorbene Blaumeisen eingegangen. Bis heute registrierte der NABU 19.000 solcher Meldungen, die 35.000 verstorbene Vögel betreffen. Schleswig-Holstein-weit sind bisher fast 450 Meldungen mit insgesamt über 500 betroffenen Tieren eingegangen. Als Ursache wurde inzwischen das Bakterium Suttonella ornithocola identifiziert, das offensichtlich ausschließlich bei Meisenarten im Frühjahr Lungenentzündungen verursacht. Die in Deutschland bisher einmalige Vogel-Epidemie flaut seit Ende April deutlich ab. „Bundesweit betrachtet sind 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden“, berichtet Ingo Ludwichowski. „In Schleswig-Holstein liegt der Rückgang deutlich niedriger, dennoch sind auch hier noch nie so wenige Meldungen pro Garten eingegangen wie in diesem Jahr.“

Um herauszufinden, ob der Rückgang wirklich auf das Konto der Epidemie geht, haben die Forscher für jeden Landkreis die Veränderungen der Blaumeisenzahlen mit der Anzahl der Meldungen kranker Meisen korreliert. Es ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang: „Je mehr Berichte toter Meisen aus einem Landkreis bei uns ankamen, desto größer waren dort auch die Bestandsrückgänge“, so Ludwichowski. „Wir können davon ausgehen, dass ein Rückgang von mindestens etwa vier Prozent gegenüber dem Vorjahr direkt auf das diesjährige Blaumeisensterben zurückzuführen ist.“ Bei einem Gesamtbestand von etwa 7,9 Millionen erwachsenen Blaumeisen, den der jüngste offizielle Bericht zur Lage der Vogelwelt ausweist, wäre das eine Größenordnung von ungefähr 300.000 an der Krankheit verstorbenen Blaumeisen.

Im Durchschnitt wurden in Schleswig-Holstein in diesem Jahr innerhalb einer Stunde etwas über 33 Vogelindividuen beobachtet, der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen. Die Top drei der häufigsten Vögel im Garten: Auf Platz eins liegt der Haussperling (4,8 Vögel/Garten), gefolgt von Amsel (3,8) und Feldsperling (3,19). Amsel und Feldsperling haben die Plätze getauscht. Auf Platz vier liegt die Kohlmeise (2,4), Platz fünf die Blaumeise mit 2,2 Beobachtungen pro Garten. Für alle fünf Arten ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Bundesweit setzt sich die Top fünf aus Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star und Feldsperling zusammen.

Große Verlierer dieses Jahres sind – sowohl bundes- als auch landesweit – neben der Blaumeise auch der Star und, wie schon in den Vorjahren, der Grünfink. Bei den größten Sorgenkindern unter den Siedlungsvögeln, Mehlschwalbe und Mauersegler wiederholten sich die katastrophalen Ergebnisse der Vorjahres zum Glück nicht, aber sie sind weiter weit entfernt von früheren Bestandszahlen. Zu den Gewinnern zählen vor allem Ringeltaube und Türkentaube. Auch beim Eichelhäher ist kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht.

Beobachtungen können noch bis zum 18. Mai am besten online unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden. Das funktioniert auch mit der kostenlosen NABU-App Vogelwelt, erhältlich unter www.NABU.de/vogelwelt.

Aktuelle Zwischenstände und Ergebnisse sind auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Wer Lust bekommen hat, weiter zu zählen, kann sich schon einmal den 29. Mai merken. Dann startet die nächste Citizen-Science-Aktion des NABU, der Insektensommer.

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