Eine deutliche Erhöhung der Tabaksteuer sowie die Einführung einer Zuckersteuer im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes fordert die GenoGyn, die rund 600 niedergelassene Frauenärztinnen und -ärzte vertritt, seit Jahren. Weitere politische Versäumnisse sehen die Gynäkologen etwa bei der suboptimalen Prävention des Schwangerschaftsdiabetes an dem heute 13,2 Prozent aller Schwangeren in Deutschland erkranken. Mithilfe des sogenannten 50 g Suchtests im gesetzlichen Screening bleibt mindestens jeder fünfte Fall unerkannt. Entsprechend der S3-Leitlinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge fordert die GenoGyn die Verwendung des aussagekräftigeren ‚75-Gramm-Diagnosetests’ im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge. „Jede zweite Frau entwickelt nach einem GDM innerhalb von zehn Jahren einen manifesten Typ-2-Diabetes und die Kinder haben ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Ty-2-Diabetes“, warnt Dr. Klinghammer. Dass mit dem neuen Programm zur Früherkennung des Zerfixkarzinoms seit 2020 die jährliche Blutdruckmessung beim Frauenarzt entfällt, sei ebenso kritisch zu bewerten und vergebe große Präventionschancen.
„Die Corona-Pandemie zeigt auf dramatische Weise, welche Folgen es hat, wenn eines der besten Gesundheitssysteme der Welt fast ausschließlich auf die kurative Medizin ausgerichtet ist. Sieben Euro, die nach dem Präventionsgesetz pro Versichertem im Jahr aufgewendet werden, sind für die Gesunderhaltung der Bevölkerung nicht ausreichend“, sagt der GenoGyn-Vorstand und moniert erneut, dass Frauenärzte nicht in die Umsetzung des Präventionsgesetzes eingebunden sind. „Als lebenslange Begleiter der Frau haben niedergelassene GynäkologInnen eine Schlüsselrolle in der Primärprävention und sind wie keine andere Facharztgruppe die idealen Screening-Ärzte, um kardiovaskuläre Risiken und viele andere Risikofaktoren etwa für Volkskrankheiten wie Inkontinenz oder Osteoporose zu erkennen“, betont Dr. Jürgen Klinghammer. Fortbildung in Präventionsmedizin für Frauenärztinnen und -ärzte ist deshalb ein Hauptanliegen der Ärzteorganisation GenoGyn. Ihre Versuche, Krankenkassen mithilfe von IV- oder Selektivverträgen für mehr Prävention in der gynäkologischen Praxis zu gewinnen, sind in der Vergangenheit gescheitert, erfolglos blieb auch die Kontaktaufnahme zu verantwortlichen Gesundheitspolitikern.
„Angesicht von über 120.000 Menschen, die jährlich an den Folgen von Tabakkonsum sterben, rund sieben Millionen Typ-2-Diabetekern und einer neuen WHO-Studie, wonach jeder fünfte Jugendliche in Deutschland zu dick ist, muss die Politik endlich effektivere Präventionsmaßnamen ergreifen, denn auch sie retten Leben. Zudem wäre eine gesündere Bevölkerung in kommenden Pandemien weniger großen Risiken ausgesetzt“, mahnt Frauenarzt Dr. Klinghammer.
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