Nach der dreimonatigen Corona bedingten Zwangspause fand sich die Borussia im ersten Geisterspiel zu Beginn besser zurecht, Timo Boll wirkte, als würde ihm das alles nichts ausmachen. Er dominierte die Partie gegen Simon Gauzy vom ersten Ballwechsel an mit sicheren Grundschlägen und präzisen Abschlüssen. Die Ochsenhausener Nummer zwei hatte beim deutlichen 3:0-Sieg des Düsseldorfers nicht den Hauch einer Chance.
Da im Anschluss Kristian Karlsson gegen Hugo Calderano ein Feuerwerk abbrannte und den favorisierten Weltranglisten-Sechsten nach einem hochklassigen Match mit 3:1 in die Schranken wies, schienen die Gastgeber auf die Siegerstraße eingebogen zu sein. Mit diesem Break im Rücken bot sich Anton Källberg im Duell mit Jakub Dyjas die Möglichkeit, die Borussia in das Endspiel zu bringen. Die Begegnung entwickelte sich zu einem echten Krimi, abwechselnd gewannen beide Akteure die Sätze eins bis vier. Die Entscheidung musste also im Finaldurchgang fallen, in dem der junge Schwede kurz vor dem Sieg stand, in der Schlussphase aber einige Netz- und Kantenbälle hinnehmen musste und schließlich unglücklich mit 9:11 verlor.
Damit war Ochsenhausen drin in der Partie, die für die Württemberger bereits hätte zu Ende sein können. Das brachte Hugo Calderano für das Topspiel gegen Timo Boll einen richtigen Schub, der Brasilianer war in den ersten beiden Sätzen der bessere Spieler. Doch Boll wäre nicht Boll, wenn er nicht Wege finden würde, in die Partie zu kommen und so schnappte er sich sogar noch Satz Nummer zwei, ließ dafür im dritten Durchgang den Satzgewinn liegen, ehe er zurückkam und in der Folge groß aufspielte. Damit ging auch das immer junge, stets auf höchstem Niveau und stets ausgeglichene Duell in den Entscheidungssatz. In diesem lag der Borusse lange vorne und benötigte beim 8:6 nur noch drei Punkte zum Sieg und zum Finaleinzug seines Teams. Leider hatte auch der Ausnahmesportler in dieser Phase des Matches Pech mit einigen Netzbällen seines Gegenübers, der aber auch keinen Fehler mehr machte, den Satz drehte und den 2:2-Ausgleich herstellte.
Ein fast nicht mehr für möglich gehaltenes fünftes Spiel musste nun darüber entscheiden, wessen Saison nach diesem Halbfinale beendet ist und welches Team am Sonntag um den Deutschen Meistertitel spielen darf. Nach zwei dramatischen Einzeln wurde es eine klare Angelegenheit für Ochsenhausen. Simon Gauzy wurde mit dem Druck besser fertig als Kristian Karlsson, der sich zwar mühte, aber weder seinen Rhythmus der Partie gegen Calderano noch Lösungsmöglichkeiten fand, um das letzte Einzel zu gewinnen. So gab Borussia Düsseldorf eine 2:0-Führung nach einem wiederholt knappen, spannenden und packenden Duell gegen Ochsenhausen aus der Hand.
Das Halbfinale wurde live im TV auf Eurosport übertragen sowie im Internet auf tischtennis-deutschland.tv und im Borussia TV (tv.borussia-duesseldorf.de). Außerdem gibt es heute noch Highlights des Play-off-Halbfinals ab 18 Uhr auf Sky Sport News HD und in der ZDF heute-Sendung (19 Uhr) sowie morgen im ARD-Morgenmagazin (ab 5.30 Uhr) und in der WDR Lokalzeit (19 Uhr).
Stimmen zum Spiel:
Timo Boll:
"Ja, das war ein ganz bitterer Nachmittag für uns. Wir haben gut gespielt, sind in Führung gegangen und haben große Chancen gehabt, die Matches nach Hause zu bringen. Wir haben einige Führungen verspielt, aber man muss auch sagen, dass Ochsenhausen in den wichtigen Momenten auch wirklich sehr stark war und dadurch am Ende irgendwo auch verdient gewonnen hat. Wir wussten, dass es eine enge Partie werden wird und dann zählt halt immer die entscheidende Phase. Und da war Ochsenhausen einfach einen Tick besser. Das ist für uns natürlich frustrierend, dass es wieder passiert ist. Aber so ist der Sport. Das wird noch ein schwerer Abend für uns."
Hugo Calderano:
"Am Anfang war es ein bisschen schwer, meinen Rhythmus zu finden nach drei Monaten ohne Spiele. Im zweiten Spiel habe ich viel besser gespielt! Das Spiel gegen Timo war echt sehr hart. Ich glaube, Jakubs Spiel war sehr wichtig für uns. Wir haben immer geglaubt, dass wir zurückkommen können. Ich bin nun sehr sehr glücklich, dass wir jetzt im Finale stehen!"
Danny Heister, Cheftrainer Borussia Düsseldorf:
"Ich kann meinem Team keinen Vorwurf machen. Die Jungs haben alles versucht und alles reingehauen. Trotzdem ist es sehr, sehr bitter für uns, dass wir nicht im Endspiel stehen. Kristian hat ein Schlüsselspiel gegen Hugo gewonnen, damit war die Chance da, aber wir haben sie nicht genutzt. Wir hatten sicherlich Pech in wichitgen Phasen, nicht nur in den Schlussphasen der Sätze, haben aber auch die ein oder anderen Möglichkeiten ausgelassen, die Spiele für uns zu entscheiden. Die Niederlage tut gerade richtig weh."
Das Spiel im Überblick:
Borussia Düsseldorf – TTF Liebherr Ochsenhausen 2:3
Timo Boll – Simon Gauzy 3:1 (11:7, 11:6, 11:3)
Kristian Karlsson – Hugo Calderano 3:1 (11:8, 6:11, 15:13, 11:8)
Anton Källberg – Jakub Dyjas 2:3 (6:11, 11:7, 11:13, 11:7, 9:11)
Boll – Calderano 2:3 (9:11, 11:9, 11:13, 11:4, 8:11)
Karlsson – Gauzy 0:3 (7:11, 9:11, 8:11)
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