»Der Pool an Teilnehmern für den Städtebauwettbewerb Backnang-West ist nun ausgesprochen vielfältig und international«, sagt der Backnanger Baudezernent Stefan Setzer. Büros unter anderem aus Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Chile, Kolumbien, Polen, Kanada, den USA und der Schweiz sollen nun Ideen und Pläne für das knapp 17 Hektar große Gelände entwickeln. Aus Deutschland sind Büros unter anderem aus Stuttgart, Karlsruhe, Berlin und München vertreten. Die Bandbreite reicht dabei von etablierten Planungsfirmen mit mehreren hundert Mitarbeitern bis hin zu jungen, kleinen Büros. »Das dem Wettbewerb vorgeschaltete Bewerbungsverfahren hat sich bewährt«, so Setzer. »Mit der geballten Expertise und Kreativität der nun eingeladenen Büros bin ich mir sicher, dass wir einen mutigen, zukunftsfähigen und für Backnang gut passenden Entwurf bekommen.«
Mit der Skizzenqualifikation zur Auswahl der Teilnehmer am städtebaulichen Wettbewerb haben die Stadt Backnang und die IBA’27 neue Wege beschritten. Stadtplanerinnen und Architekten aus aller Welt waren aufgerufen, sich mit ersten Ideen zur Zukunft von Backnang-West zu bewerben. Die Einreichungen hatten unterschiedlichste Formate: Zeichnungen, erste Planentwürfe, Comics und Geschichten, wie der neue Stadtteil im Jahr 2050 aussehen könnte. Anhand der Skizzen beurteilten zehn Juroren – drei von der Stadt Backnang, drei externe Fachleute und vier Vertreter der IBA’27 – mit welcher erkennbaren Kreativität und Fachkenntnis sich die Bewerberinnen der Fragestellung und dem Planungsgebiet näherten.
»Backnang hat Mut bewiesen, einen neuen Weg auszuprobieren«, so IBA’27-Intendant Andreas Hofer. »Das anonyme Skizzenverfahren stellt sicher, dass allein Ideenreichtum, Kompetenz und Auseinandersetzung mit dem konkreten Ort für die Auswahl der Teilnehmerinnen ausschlaggebend waren. Damit geben wir auch jungen Büros eine Chance und Bühne.« Die große internationale Resonanz zeige zudem, dass die IBA bereits jetzt über die Grenzen hinweg wahrgenommen werde. »Es ist gelungen, vielversprechende Büros aus der ganzen Welt für die anstehende Planungsaufgabe in Backnang zu gewinnen. Die jungen und internationalen Impulse können Städtebau und Architektur in der Region Stuttgart bereichern und zukunftssicherer machen. Wenn wir diesen Weg zusammen mit vielen Partnern beherzt weitergehen, könnte die IBA in der Tradition des Weissenhofs bis 2027 eine große Strahlkraft entwickeln.«
Der Städtebauwettbewerb für Backnang-West selbst startet Mitte Juli 2020 und soll im Januar 2021 entschieden werden. Der Auslobung war im Herbst 2019 das ausführlichste Beteiligungsverfahren in der jüngeren Geschichte Backnangs vorangegangen, mit mehreren Bürger- und Expertenworkshops und unter Einbeziehung der Grundstückseigner. Die Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens sind Bestandteil des Auslobungstextes, über den der Backnanger Gemeinderat am 9. Juli 2020 entscheidet. Ausloberin ist die Stadt Backnang in Kooperation mit der IBA’27.
Das Vorhaben »Quartier Backnang-West«
Das »Quartier Backnang-West« soll auf einem ehemals industriell genutzten Areal in der 37.000 Einwohner zählenden Stadt Backnang im Nordosten der Region Stuttgart entstehen. Das knapp 17 Hektar große Gelände blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Entlang des Flusses Murr siedelten sich bereits im 19. Jahrhundert verschiedene Industriebetriebe an, deren historische Fabrikgebäude bis heute das Bild prägen. Die Entwicklung des Areals unter Einbindung der erhaltenswerten Industriehallen ist für Backnang eine besondere Chance und für die Stadt »die größte städtebauliche Herausforderung nach dem Krieg«, so Backnangs Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper im Juni 2020 im Gemeinderat. Auf einer Fläche, die ungefähr der Größe der angrenzenden Altstadt entspricht, könnte hier ein neues urbanes Quartier mit hoher Dichte entstehen. Durch zeitgemäße Nutzungsmischungen mit Flächen für Kultur, Bildung, Gewerbe und gemeinschaftliche Wohnformen erhöht sich die Attraktivität der Innenstadt. Eine besondere Freiraumqualität schafft zudem die Nähe zum Wasser.
Die IBA’27
Genau 100 Jahre nachdem die europäische Architekten-Avantgarde in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung ihr damals radikales »Wohnprogramm für den modernen Großstadtmenschen« vorstellte, soll die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) ganz neue Antworten finden auf die Frage: Wie leben, wohnen, arbeiten wir im digitalen und globalen Zeitalter? Gesteuert wird die Bauausstellung von der IBA’27 StadtRegion Stuttgart GmbH. Gesellschafter sind die Landeshauptstadt Stuttgart, der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, die Architektenkammer Baden-Württemberg sowie die Universität Stuttgart. Die Gesellschafter übernehmen anteilig die laufende Finanzierung der GmbH. Das Land Baden-Württemberg unterstützt die IBA’27 in den Jahren 2018 bis 2027 mit insgesamt 2,5 Millionen Euro.
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