Arends ist ein ostfriesisches Original. Im Holzfällerhemd, mit plattdeutschem Unterarm-Tattoo und Ohrringen steht er hoch oben auf dem Gerüst. Akribisch kontrolliert er Stein für Stein an der Fassade einer alten Pastorei von 1729 und verfugt den eigens hergestellten Maurermörtel aus Muschelkalk. Sein aktueller Auftrag hat ihn in den beschaulichen Stadtteil Logumer Vorwerk in Emden geführt. Die Besitzer des denkmalgeschützten Hauses haben Arends mit der Sanierung beauftragt. Viele seiner Aufträge kommen aus dem Privatbereich, aber auch im öffentlichen Denkmalschutz ist er tätig.
Seine Leidenschaft für Geschichte kann er mit seinem Beruf voll ausleben. Denn jedes Gebäude, jeder verwendete Stein dokumentiere ein Stück davon. „Wenn ich einen Backstein in der Hand halte, der vor 500 Jahren von jemand anderem gefertigt und bereits verwendet wurde, dann ist das wie eine kleine Zeitreise“, zeigt sich der 52-Jährige begeistert. Um der Historie eines jeden Hauses gerecht zu werden, nutzt er bei der Restaurierung eines Mauerwerks überwiegend alte Handwerkstechniken. „Deshalb habe ich mich auch auf Backsteine und Muschelkalk spezialisiert“, macht er deutlich. Außerdem versuche er ausschließlich die originalen Steine der jeweiligen Epoche zu verwenden und aufzubereiten. Ein gutes Netzwerk, zu dem auch der Monumentendienst aus Cloppenburg zählt, sei bei der Beschaffung von Ersatzmaterial hilfreich. Zwar sei es nicht immer einfach, die alten Bausubstanzen zu beziehen, aber die Mühe nehme er gerne auf sich. „Die Optik eines Gebäudes steht und fällt mit dem verwendeten Material.“ Im besten Falle könne ein Laie hinterher nicht erkennen, welcher Backstein ausgetauscht wurde und welcher nicht.
Der Grundstein für seine Vorliebe zur Pflege und Aufbereitung alter Gebäude wurde schon während seiner Berufsanfänge gelegt. Von 1989 bis 1992 absolviert Arends in dem Unternehmen Sieben Eugen KG aus Emden eine Ausbildung zum Maurergesellen. Der Betrieb ist seinerzeit auch im Bereich der Denkmalpflege unterwegs. Nach seiner Lehre macht er sich selbstständig. „Ich wollte in das Gebiet noch tiefer einsteigen”, erinnert er sich. 2004 legt er den Meister im Maurer- und Betonbauerhandwerk ab. Aber das ist ihm noch nicht genug. An der Akademie des Handwerks in Raesfeld erwirbt er 2008 nach zweijähriger Ausbildung die Zusatzqualifikation staatlich geprüfter Restaurator im Handwerk. „Während der Fortbildung lernt man viel über den geschichtlichen Hintergrund sowie die alten Materialien und Baustile“, erklärt Arends.
Sein bisher spannendstes Projekt war die Freilegung eines alten Steinhauses aus dem 16. Jahrhundert in Greetsiel. Es war in einem Gulfhof verbaut. „Auf Wunsch des Besitzers haben wir das Gebäude in seinen Originalzustand zurückversetzt – ohne fließend Wasser und Strom“, berichtet er. Gut 15 Jahre habe das Projekt gedauert. „Das war einmalig“, resümiert der Restaurator. Ostfriesland habe viele historische Bauten, die es zu einer besonderen Kulturlandschaft mache. Und diese zu erhalten sei auch sein ganz persönlicher Antrieb. „Ich bin ein Lokalpatriot. Ich finde, die ostfriesischen Bauten zeigen uns, wo wir herkommen. Und mit meiner Arbeit breche ich eine Lanze für den Erhalt dieser Kultur und unserer Geschichte“, zeigt sich der Maurermeister stolz.
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