TÜV SÜD-Tipps für den Kauf eines sicheren E-Scooters

Seit vergangenem Sommer prägen sie das Straßenbild in deutschen Großstädten: E-Scooter. In Zweier- oder Dreiergruppen stehen die Miet-Elektroflitzer an fast jeder Straßenecke und werden noch vorwiegend von Touristen und Partygängern genutzt. Als Teil der Verkehrswende sollen sie außerdem den letzten Kilometer zwischen Bahn und Arbeitsstätte oder Zuhause erleichtern. Wer sich selbst einen E-Scooter anschaffen will, sollte laut TÜV SÜD-Produktexperten Andreas Hüsam ein paar Dinge beachten, damit er lange Spaß am Fahrzeug hat.

TÜV SÜD prüft E-Scooter auf viele verschiedene Aspekte: Von der Akkusicherheit und dem Leistungs- und Batterietest über die Schadstoffbelastung und Elektromagnetische Verträglichkeit bis hin zur Mechanik. Aus der Praxis weiß Andreas Hüsam: "Käufer sollten besonders bei Nutzung im Stadtverkehr darauf achten, dass der E-Scooter große, breite Reifen hat. So ist die Gefahr geringer, in einem Gullydeckel oder in Straßenbahnschienen hängen zu bleiben und zu stürzen." Luftreifen federn außerdem besser und geben Stöße durch unebenen Untergrund wie Kopfsteinpflaster etwas gedämpft an den Fahrer weiter.

Bremsen

Im dichten Stadtverkehr und auf regennasser Fahrbahn sind gute Bremsen besonders wichtig. E-Scooter können schließlich bis zu 20 Stundenkilometer schnell fahren und es besteht keine Helmpflicht. "Wir empfehlen allerdings das Tragen eines Helms", erklärt der TÜV SÜD-Experte und beruft sich auf zahlreiche Unfallstudien zum Thema Helmtragen. Zum Anhalten sollte der E-Scooter über eine Vorder- und Rückradbremse verfügen, am besten beide über Bremshebel am Lenker zu bedienen. Denn bei einer Not- oder Risikobremsung ist der Griff an die Bremshebel etwas, das dem Benutzer unbewusst schneller gelingt als ein Tritt mit dem Fuß auf die Hinterradabdeckung (Fender Brake). Außerdem wird bei einer Vollbremsung auf die Fender Brake manchmal sogar das Nummernschild heruntergedrückt – was wegen der Sichtwinkel-Änderung laut Elektrokleinstfahrzeug- Verordnung (eKFV) nicht passieren darf.

Optimalerweise wählen Käufer ein Modell mit Scheibenbremse, da die Bremswirkung erheblich besser ist. Elektronische Bremsen sind häufig falsch eingestellt und bremsen dann zu stark oder zu schwach – beides ist gefährlich im Straßenverkehr. Daher sollten Käufer den E-Scooter schon im Laden auf die Bremswirkung testen.

Straßenzulassung und Beleuchtung

Apropos Straßenverkehr: E-Scooter brauchen eine Haftpflichtversicherung und ein Kennzeichen, das jährlich mit einer neuen Plakette versehen werden muss. Für die Straße zugelassene Modelle müssen eine ABE-Nummer haben, die meist an der rechten Vorderseite des Fahrzeugrahmens angebracht ist. Diese Betriebserlaubnis gestattet das Fahren auf Radwegen oder Radspuren sowie, falls keine vorhanden sind, auf der Straße. Auf dem Gehweg ist das Fahren mit dem E-Scooter nicht erlaubt, genauso wenig wie das Fahren unter Alkoholeinfluss: Es gelten dieselben Bestimmungen wie beim Autofahren.

Wer ein Modell mit elektronischen Bremsen wählt, sollte darauf achten, dass der Elektromotor hinten ist – so verringert das zusätzliche Gewicht bei einer Vollbremsung das Absteigen über die Lenkstange nach vorne. Bei anderen Modellen, bei denen die Bremsen besser zu dosieren sind, ist es dagegen unerheblich, ob der Motor vorne oder hinten sitzt. Alle akkubetriebenen E-Scooter mit Straßenzulassung verfügen über eine Beleuchtung. Die Lichtstärke variiert allerdings von Modell zu Modell teilweise erheblich – wer viel im Dunkeln unterwegs ist, sollte daher auf eine hohe Leuchtkraft achten.

Abbiegen mit dem E-Scooter

Vorsicht ist beim Abbiegen geboten: Durch die kleinen Reifen ist das oft eine instabile Angelegenheit. Zusätzlich sind die E-Scooter dann mit einer Hand schwer zu lenken und Unebenheiten führen schnell zu einem Stutz. Kritiker fordern daher, E-Scooter künftig mit Blinkern auszustatten.

Akkuleistung und herausnehmbare Akkus

Die Akkuleistung ist bei den am Markt erhältlichen Modellen extrem unterschiedlich. Hersteller geben Reichweiten zwischen zehn und 40 Kilometern an, was aber meist unter Realbedingungen nicht erreicht wird. Käufer sollten bedenken, ob die Akkukapazität ohne Zwischenladung für ihre täglichen Wegstrecken ausreicht. Zum Laden muss entweder das ganze Fahrzeug an die Steckdose oder man wählt ein Gerät, bei dem der Akku zum Laden entnommen werden kann – praktisch, wenn das Laden im vierten Stock ohne Lift passieren muss. Auch die Ladedauer ist ein Auswahlkriterium, das es zu beachten gilt.

Klappen und Tragen

Das Spiel im Klappmechanismus, Gefahren für das Einklemmen von Fingern und scharfe Ecken und Kanten – all das und noch viel mehr (z.B. die Festigkeit des Rahmens) testet TÜV SÜD bei der mechanischen Prüfung von E-Scootern und darauf sollten auch Käufer achten. Lässt sich der Klappmechanismus schnell und einfach betätigen, ist der Lenker leicht zu verstellen, kann ich mich irgendwo einklemmen, ist die Bedienungsanleitung verständlich? "Bei einigen Modellen ist die Sicherung schlecht zu lösen, so dass das Zusammenlegen des Rollers manchmal problematisch ist", hat Andreas Hüsam beobachtet. Auch die Arretierung des zusammengeklappten Scooters sollten sich Käufer ansehen und ausprobieren, ob sie damit gut zurechtkommen. Es empfiehlt sich auch, das Tragen des E-Scooters und das Gewicht auf der Schulter zu testen: Wichtig, wenn der Roller im Bus und Bahn transportiert werden soll.

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Über die TÜV SÜD AG

Im Jahr 1866 als Dampfkesselrevisionsverein gegründet, ist TÜV SÜD heute ein weltweit tätiges Unternehmen. Mehr als 25.000 Mitarbeiter sorgen an über 1.000 Standorten in rund 50 Ländern für die Optimierung von Technik, Systemen und Know-how. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, technische Innovationen wie Industrie 4.0, autonomes Fahren oder Erneuerbare Energien sicher und zuverlässig zu machen. www.tuvsud.com/de

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