Als „Wilder Wald“ wird ein 12 Hektar großes Gebiet am Ernst-August-Kanal bezeichnet, welches sich nach der Sturmflut 1962 zu einem ökologisch wertvollen Waldbiotop entwickeln konnte. An seiner Stelle plant die Stadt die Errichtung des „Spreehafenviertels“ – vom Wald bliebe nicht viel übrig, auch ein ortsnaher Ausgleich ist nicht möglich. Im ohnehin stark belasteten Wilhelmsburger Norden fungieren die teils jahrzehntealten Weiden, Pappeln und Eschen nicht nur als seltener Raum für Naherholung und Naturerlebnisse, sondern auch als Puffer gegen Lärm und Schadstoffe von Verkehr, Industrie und Hafen.
Der NABU betont zudem den Wert des Waldes für den Klimaschutz: „Grünflächen und Bäume sind unverzichtbare Helfer gegen die Auswirkungen des Klimawandels, gerade auch in den sich besonders stark erwärmenden Städten. Wälder kühlen die Luft wirksam ab, filtern Schadstoffe und binden große Mengen CO2. Ein natürlich entstandener Wald wie jener am Ernst-August-Kanal muss von einer zeitgemäßen Stadtplanung als Schatz begriffen werden, nicht als ungenutzte, zu vermarktende Baufläche“, so Frederik Schawaller, Leiter der Hamburger NABU-Gruppe Süd.
Gegen die geplante Abholzung startete die Wilhelmsburger Initiative „Waldretter“ ein Bürgerbegehren, das aufgrund des Corona-Lockdowns über Monate jedoch praktisch kaum durchführbar war. Eine in Aussicht gestellte Fristverlängerung wurde gekippt, so dass die erforderlichen 6.000 Unterschriften nun bis zum 31.7.2020 gesammelt werden müssen. Ende Juni stand der Zähler bereits bei über 2.000 Stimmen. Wird das Ziel erreicht, muss sich die Bezirksversammlung mit dem Anliegen des Bürgerbegehrens auseinandersetzen.
Unterschreiben können alle im Bezirk Mitte gemeldeten Personen, die älter als 16 Jahre alt sind. Auch Naturfreund*innen aus den Stadtteilen Billbrook, Billstedt, Borgfelde, Finkenwerder, HafenCity, Hamburg-Altstadt, Hamm, Hammerbrook, Horn, Neustadt, Neuwerk, Rothenburgsort, St. Georg, St. Pauli, Steinwerder, Veddel und Wilhelmsburg können also dazu beitragen, den Wilden Wald zu erhalten.
Infos und Unterschriftenlisten gibt es unter www.waldretter.de sowie unter www.NABU-Hamburg.de/wilderwald. Neben dem Einschicken der Listen ist auch eine direkte Abgabe an verschiedenen Orten im Bezirk Mitte möglich: In Wilhelmsburg in der „Deichdiele“ (Veringstraße 156, hier gibt es auch leere Listen), auf St. Pauli im „Twelve Monkeys“ (Hopfenstraße 15b), in Hamm im „Blumenparadies Hamm" (Hammer Steindamm 64) sowie in Borgfelde in der NABU-Geschäftsstelle (Klaus-Groth-Str. 21, Einwurf in den Briefkasten).
Naturschutzbund Deutschland (NABU) Landesverband Hamburg e.V.
Klaus-Groth-Straße 21
20535 Hamburg-Borgfelde
Telefon: +49 (40) 697089-0
Telefax: +49 (40) 697089-19
http://www.hamburg.nabu.de