Skypen mit dem MARS?!

Vor gut einem Jahr wurde ein Kooperationsvertrag zwischen der Leibniz-Fachhochschule Hannover und der WelfenAkademie Braunschweig geschlossen. Als erste gemeinsame Unternehmung wurde ein Studierendenprojekt ins Leben gerufen. Seitdem entwickeln Studierende beider Institutionen unter dem Namen M.A.R.S. (Marketing Associated Research Simulation) eine webgestützte Software zur Simulationsrechnung digitaler Werbekampagnen. Dabei erstellen die „Welfen“ aus dem BWL-Studienschwerpunkt Digital Marketing & Sales die fachlichen Konzepte, während die Wirtschaftsinformatiker in Hannover sich um die technische Umsetzung kümmern.

„Entscheidend für den Erfolg ist dabei die Zusammenarbeit an der Schnittstelle zwischen Fachexperten und Technikern“, betont Prof. Dr. Holger Märtens, verantwortlicher Dozent auf Seiten der Leibniz-FH. „Das ist wie im Unternehmen: Kommunikation ist das A und O in jedem Projekt.“ „Und genau das ist für die Studierenden eine der größten Herausforderungen“, ergänzt Dr. Clemens Boecker, sein Pendant bei den Braunschweigern. „Die gemeinsame Arbeit auf Distanz ist eben doch ganz anders, als wenn man sich täglich im Hörsaal zusammensetzen kann.“

Doch nach der ersten Findungsphase erkannten die Studierenden schnell, wie sie sich die Technik zunutze machen konnten. Lange vor Corona verwendeten sie Skype für gemeinsame Sitzungen, Trello zur Aufgabenverwaltung, Google Drive für den Dokumentenaustausch und Slack für den kurzen Chat zwischendurch. Inzwischen kommt Microsoft Teams zum Einsatz, das an der Leibniz-FH den De-facto-Standard für die Online-Lehre darstellt. „All das mussten die Studierenden ohne unser Eingreifen entwickeln, wir haben sie sozusagen ins kalte Wasser geworfen“, betonen die beiden Dozenten. Schließlich gehöre die Selbstorganisation als Team zu den Aufgaben, die die Teilnehmer im Rahmen des Projekts eigenständig zu lösen hatten.

Im Sommersemester wurde das fortdauernde Projekt nun bereits an den zweiten Studierendenjahrgang übergeben – eine Aufgabe ganz eigener Art, bei der wiederum die elektronischen Werkzeuge eine wichtige Rolle spielten. „Unter Corona-Bedingungen konnten wir uns ja auch innerhalb der eigenen Hochschule nicht im Gruppenrahmen treffen, um uns von unseren Vorgängern in die fachlichen Zusammenhänge oder in den Code einführen zu lassen“, bedauern die neuen studentischen Projektleiter auf Leibniz-Seite, Ekaterina Friesen und Bjarne Graumann. „Und deshalb haben wir einfach dieselben Tools eingesetzt, um uns einerseits zwischen den Jahrgängen auszutauschen sowie andererseits die neuen Teams zu konstituieren und innerhalb dieser Teams zu kommunizieren“, ergänzen Vivien Schwehm und Jonas Fickert, ihre Pendants bei den „Welfen“.

Denn im Projekt ist noch einiges zu tun. Fachlich beherrscht die Software bisher die Grundzusammenhänge einer „Customer Journey“, um aus der vom Benutzer gewählten Verteilung seines Marketingbudgets den erwarteten Kampagnenerfolg zu errechnen. „Das wollen wir erweitern zu einer differenzierten Betrachtung mehrerer Zielgruppen und Medien“, haben sich Schwehm und Fickert vorgenommen. „Technisch müssen wir die Webplattform für alle verfügbar machen, außerdem sollen die Berechnungen und Auswertungen übersichtlich und leicht bedienbar sein“, fügen Friesen und Graumann hinzu.

Für die Leiter der beiden privaten Institutionen ist die Kooperation nicht nur fachlich und technisch, sondern auch strategisch hochinteressant. „Im 21. Jahrhundert ist es für Bildungseinrichtungen eine positive Herausforderung, auf Veränderungen der Bildungslandschaft zuzugehen“, sagt Prof. Dr. Thomas Winkelmann, Präsident der Leibniz-FH. „An solchen Projekten lernen die Mitarbeiter/-innen von morgen, wie unterschiedliche Fachrichtungen mit neuen Medien zusammenarbeiten. Das macht ‚Change‘ zu ‚Challenge‘.“ Dr. Jens Bölscher, Geschäftsführer der WelfenAkademie, ergänzt: „Unsere Partnerunternehmen legen verständlicherweise großen Wert darauf, dass die Studierenden ziel-, handlungs- und teamorientiert arbeiten können. Dieses Projekt ist ein ganz wichtiger Baustein zur Entwicklung solcher Kompetenzen.“

Voraussichtlich wird der Lehrbetrieb auch im nächsten Semester zu großen Teilen im Corona-bedingten Fernmodus stattfinden müssen. Doch im Projekt M.A.R.S. sieht man dem gelassen entgegen – business as usual.

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