Jugendliche brauchen eine berufliche Perspektive

Caritas und Diakonie in Baden-Württemberg befürchten, dass sich die ohnehin wachsende Zahl von Jugendlichen ohne abgeschlossene Berufsausbildung Corona-bedingt deutlich erhöhen wird. Die Bundesregierung hat im Pakt für Ausbildung bereits Unterstützungsangebote für Ausbildungsbetriebe bereitgestellt. Zum Internationalen Tag der Jugend am 12. August fordern die kirchlichen Wohlfahrtsverbände, neben der Förderung der Ausbildungsbetriebe die öffentlich geförderte Ausbildung deutlich auszuweiten, um Ausweichmöglichkeiten zu schaffen. Eine außerbetriebliche Ausbildung in Einrichtungen der Jugendberufshilfe leiste einen wichtigen Beitrag dazu, gerade benachteiligten jungen Menschen eine Lehre zu ermöglichen und ihnen damit eine berufliche Perspektive zu eröffnen. Darüber hinaus sei es erforderlich, (zukünftige) Auszubildende mit Unterstützungsbedarf durch die assistierte Ausbildung und ausbildungsbegleitende Hilfen während der Ausbildung zuverlässig zu begleiten. „Die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung versprochene Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen muss endlich eingelöst werden“, so die Verbände. Baden-Württemberg könne hier eine Vorreiterrolle einnehmen.

Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen zeichnet sich ab, dass die Zahl der Ausbildungsbetriebe zurückgehen wird. Arbeitsagenturen, Handwerks-, Industrie- und Handelskammern signalisieren bereits: Es wird für viele Jugendliche deutlich schwieriger, eine Lehrstelle zu finden. Man rechnet mit einem Rückgang bei den neuen Ausbildungsverträgen zwischen fünf und zehn Prozent. Vor allem Jugendliche, die einen schlechteren Schulabschluss haben, die beeinträchtigt oder sozial benachteiligt sind, dürften es besonders schwer haben. Daher appellieren die Verbände auch an die Betriebe, die vielfältigen Unterstützungsangebote von Bund und Land in Anspruch zu nehmen. Damit handelten sie auch in ihrem eigenen Interesse, Fachpersonal für die Zukunft zu sichern.

Die Jugendphase ist von großer Bedeutung, ob und wie junge Menschen den sozialen und gesellschaftlichen Anschluss finden. Vor allem die berufliche Ausbildung ist eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige und gleichberechtigte soziale Teilhabe. „Dafür brauchen alle Jugendlichen allerdings auch die Chance auf eine Berufsausbildung“, so Caritas und Diakonie. In Baden-Württemberg verfügten im Juni 2020 beinahe 17.900 und somit 65 Prozent der unter 25-jährigen Arbeitslosen über keine abgeschlossene Berufsausbildung, eine Entwicklung, der nach Auffassung der Wohlfahrtsverbände entschieden entgegengesteuert werden muss.

Der Internationale Tag der Jugend am 12. August wurde 1985 von den Vereinten Nationen ausgerufen und soll an die Bedeutung der Jugend als weichenstellende Lebensphase erinnern. In diesen Zeitraum fallen die Pubertät und die Identitätsfindung sowie meistens auch der Abschluss der Schulzeit, der Beginn des weiteren Ausbildungsweges sowie die Trennung vom Elternhaus.

Über den Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e.V.

Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.

Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.

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