Es gibt jedoch einige Fakten und Tendenzen, die zum Aufbau einer ausgewogenen Vermögensallokation beitragen können. Gilles Seurat, Multi Asset Fund Manager bei La Française AM, gibt eine Einschätzung zur weiteren Entwicklung der Finanzmärkte.
Erst der Anfang
Die Regierungen scheinen so viel Geld wie möglich ausgeben zu wollen. Die Defizite sind bereits rekordverdächtig – für 2020 werden für die Eurozone insgesamt -9,6 % prognostiziert, -17 % für die USA, und -13,5 % für Großbritannien (Quelle: Bloomberg, 17.08.2020). Dabei sieht es so aus, als wäre dies erst der Anfang. Genauso wie das Quantitative Easing der Zentralbanken mehrfach verlängert bzw. erhöht wurde, werden die Regierungen wahrscheinlich in Zukunft die Märkte mit noch mehr Geld fluten, wenn das Wachstum nicht so ausfällt wie gewünscht.
Ausgaben, die heute getätigt werden, führen morgen zu einer deutlich höheren Verschuldung im Verhältnis zum BIP. Diese zusätzliche Verschuldung muss letzten Endes zurückgezahlt werden, und zwar auf Kosten zukünftigen Wachstums. Das bedeutet, dass eine geldpolitische Straffung keine Option ist, da sich die Regierungen höhere Zinsen schlicht nicht leisten können.
Bereits vor der Corona-Krise waren wir der Meinung, dass die Zinsen aufgrund langfristiger Trends wie Digitalisierung und Bevölkerungsalterung gedeckelt sind. Jetzt ist es noch eindeutiger: Die negativen Renditen werden bleiben – also gewöhnen wir uns daran. Im aktuellen Umfeld ist die langfristige australische Staatsverschuldung, bei der die Renditekurve nach oben zeigt, am ehesten eine Option.
Was macht der Dollar?
Auch Währungen sind betroffen. Der US-Dollar hat seinen Glanz verloren. Die Carry-Werte sind mittlerweile vernachlässigbar und die Realzinssätze stark negativ. Dieser Abwärtstrend bedeutet, dass sich die Inflationserwartungen von den stark gefallenen Niveaus, die wir während der Krise erlebt haben, weiter erholen werden. Einer Breakeven-Inflation in Europa und in den USA stehen wir daher positiv gegenüber.
Aktien zwischen Baum und Borke
In den risikoreicheren Anlageklassen, wie Aktien, befinden sich diese in einem andauernden Spannungsfeld zwischen katastrophaler Wirtschaftsleistung und einem bedeutenden fiskalischen sowie monetären Easing. Die Positionierung der Investoren zeigt uns jedoch deutlich wie es um die Stimmung bestellt ist. Obwohl sich die Laune verbessert hat, ist sie im Vergleich zu den historischen Daten nach wie vor relativ schlecht: Die Cash-Bestände sind hoch, systematische Strategien wie „Volatility-Targeting-Fonds“ weisen geringere Risiken auf, und selbst das Hedgefonds-Beta liegt im Vergleich zum S&P500 am unteren Ende der Spanne. In unseren Augen bedeutet das, dass der „Pain Trade“ bei risikoreichen Anlagen, die unter den gleichen Voraussetzungen weiter steigen werden, größer ist. Wir bevorzugen finanzielle Nachranganleihen (AT1) sowie Unternehmensanleihen (sowohl Investment-Grade als auch High Yield). Anleihen haben Derivate während der Krise underperformt und daher Aufholpotenzial. In den europäischen Peripheriemärkten verfolgen wir aufmerksam griechische Anleihen, die ein attraktives Risiko- und Ertragsprofil aufweisen und nun im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase-Programm (PEPP) von der EZB gekauft werden.
Bei Aktien bevorzugen wir Large Caps, die weit weniger Verluste erlitten haben als ihre Small-Cap-Pendants. In einem Bärenmarkt sollte der Dollar-Trend – auf währungsgesicherter Basis – höhere Erträge aus US-Aktien bedeuten.
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