„Erfreulich ist, dass trotz Corona und der Folgen viele Handwerksbetriebe die Fachkräftesicherung in die eigenen Hände nehmen und weiterhin ausbilden“, beschreibt Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, die Lage. Die Rahmenbedingungen seien alles andere als einfach. „Deshalb dürfen wir alle gemeinsam bei unseren Anstrengungen auch weiterhin nicht nachlassen, junge Menschen für eine duale Ausbildung zu gewinnen.“ Zurückhaltender in Sachen Ausbildung waren vor allem die von der Corona-Krise stärker betroffenen Gewerke wie Friseure, Bäckereien, Metzgereien und das Kfz-Gewerbe. Deutlich optimistischer verhielten sich die Bau- und Ausbaugewerke wie Stuckateure und Zimmerer oder auch das Elektroniker-Handwerk.
Das Handwerk wird wie bisher alle Kraft in die Werbung für die duale Ausbildung sowie die Vermittlung und Nachvermittlung von Ausbildungsplätzen investieren. Hoefling: „Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Und diese werden spätestens nach Überwindung der Corona-Pandemie im Handwerk wieder genauso dringend gebraucht wie zuvor.“ Zudem dürfe wegen Corona kein Jugendlicher den Anschluss für seine berufliche Zukunft verpassen. Die Betriebe und Handwerksorganisationen seien vorbereitet, dass auch im Herbst noch Lehrverträge abgeschlossen werden. Die jetzt anlaufende Nachvermittlung sei ein großes Thema und biete noch gute Chancen unterzukommen. Späteinsteiger könnten mit der Lehre dann auch im September oder sogar im Oktober oder November noch starten. Im Übrigen seien über 300 freie Ausbildungsplätze in der Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer gelistet. Ausschlaggebend für die Jahresbilanz sei aber die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge Ende Dezember. Hoefling: „Bis dahin kann sich noch einiges ändern.“
Als einen positiven Ansatz bewertet Kammerchef Thomas Hoefling die vor kurzem eingeführte Ausbildungsprämie. „Sie hat sich in der kurzen Zeit als Motivationssignal bewährt, um in der aktuell wirtschaftlich schwierigen Situation die Ausbildungsleistung aufrecht zu erhalten – und das teilweise unter den Vorzeichen von Kurzarbeit oder Umsatzeinbußen.“ Für die über 4.000 Ausbildungsbetriebe des Stuttgarter Kammerbezirks seien die Zuschüsse nicht nur finanzielle Entlastung, sondern sind zugleich ein wichtiges Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung. Die Prämie sei ein wichtiger Schritt, um die Krise nach der Krise zu verhindern und die Fachkräftegewinnung zu unterstützen. Hinzu komme, dass die starke Babyboomer-Generation in den nächsten fünf bis zehn Jahren den Arbeitsmarkt verlässt, Zuwanderung allein wird diese Herausforderung nicht lösen.“
Eine Botschaft ist Kammerchef Hoefling wichtig. „All den jungen Menschen, bei denen aufgrund weggefallener Formate zur Berufsorientierung in den vergangenen Monaten Unsicherheiten entstanden sind, ob eine Ausbildung überhaupt noch stattfindet, sage ich ganz klar: Handwerk ist nicht nur modern, innovativ und in vielerlei Hinsicht digital, sondern ist auch krisenfest. Wie so oft zeigt sich, dass das Handwerk in Krisenzeiten Stabilität bietet und Arbeits- und Ausbildungsplätze schafft und erhält.“ Das sei nach wie vor für viele ein wichtiges Argument eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen.
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