- Nowatek (Russland) und Total (Frankreich) planen neues LNG-Terminal
- Euler Hermes soll 300 Millionen US-Dollar der Finanzierung absichern
- 20 Prozent des Flüssiggases soll nach Europa verkauft werden
Beim Bau eines neuen Flüssiggas-Terminals im Nordwesten Sibiriens rechnet das Projektkonsortium um den russischen Energiekonzern Nowatek und das französische Ölunternehmen Total mit deutscher Unterstützung. Wie ein durchgestochenes Dokument der französischen Exportkreditagentur Bpifrance zeigt, soll ihr deutsches Pendant Euler Hermes 300 Millionen US-Dollar der Finanzierung absichern. Bei dem Projekt Arctic LNG 2 soll Gas aus den Gasfeldern der Yamal- und Gydan-Halbinseln verflüssigt und verschifft werden. Bereits 2017 hat Euler Hermes das Gasprojekt Yamal unterstützt, ein Flüssiggasterminal, das dem nun geplanten an der Mündung des Flusses Ob in die Arktische See direkt gegenüberliegt.
Etwa 21 Milliarden Dollar soll Arctic LNG 2 kosten. Gebaut werden sollen drei LNG-Züge zur Verflüssigung von Gas. Die Projektgesellschaft, der neben Nowatek und Total chinesische und japanische Firmen angehören, will elf Milliarden Dollar über Exportkreditagenturen und öffentliche Banken aus China, Japan, Russland, Italien, Frankreich und Deutschland, darunter Euler Hermes, sichern. Der deutsche Technologiekonzern Linde wird in den Projektunterlagen als Partner für die Gasproduktion genannt. Vor drei Jahren hatte Euler Hermes laut internationaler Medienberichte einen Bankkredit über 425 Millionen Euro für Yamal LNG gemeinsam mit der schwedischen Exportkreditagentur EKN abgesichert.
Aus dem Dokument geht auch hervor, dass 20 Prozent des Flüssiggases nach Europa, 80 Prozent nach Asien verschifft werden sollen. Die russische Regierung unterstützt das Projekt, da sie bis 2030 einen Anteil von 20 Prozent am globalen LNG-Markt anstrebt.
„Im Zusammenhang mit der Vergiftung von Kremlkritiker Nawalny wird zu Recht über das Ende der Nord Stream 2 Gaspipeline diskutiert. Darüber hinaus sollten weitere fossile Projekte auf den Prüfstand, vor allem, wenn sie sich in einem so frühen Stadium befinden wie Arctic LNG 2 und die Diskussion zur Förderung offensichtlich noch nicht abgeschlossen ist“, erklärt Regine Richter, Energie-Campaignerin bei der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. Sie ergänzt: „Das Projekt führt die Argumentation der LNG-Befürworter ad absurdum, dass Flüssiggas genutzt werden soll, um von russischem Gas unabhängig zu werden. Denn hier geht es wieder um russisches Gas, das exportiert werden soll. Nur eben in flüssiger Form.“
Die massive Ausweitung des globalen Flüssiggasmarktes ist überdies nicht mit den Pariser Klimazielen kompatibel. „Sie dient dazu neue Gasquellen zu erschließen und zu nutzen, während die Klimaziele nur erreichbar sind, wenn die fossile Energienutzung konsequent zurückgefahren wird“, so Richter.
Hintergrund
Über Exportbürgschaften sichert Euler Hermes im Auftrag der Bundesregierung Exporte deutscher Firmen oder Kredite von Banken für Exporte ab, um so die Exportwirtschaft zu unterstützen. Firmen können Anträge bei Euler Hermes stellen, über die Vergabe von Bürgschaften entscheidet dann das Wirtschaftsministerium, Finanzministerium, das Auswärtige Amt und das Entwicklungsministerium.
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