Schwangere Frauen brauchen wenig zusätzliche Energie, dafür aber mehr Vitamine und Mineralstoffe als vor der Schwangerschaft. Nährstoffe, auf die in der Schwangerschaft besonders geachtet werden sollte, sind Folsäure, Jod, Eisen und auch n-3-Fettsäuren. Pauschal empfohlen wird Schwangeren nur die Supplementation von Folsäure und Jod, da hier eine ausreichende Zufuhr über die normale Ernährung kaum oder nicht möglich ist.
Folsäure schon vor der Schwangerschaft einnehmen
Da Folat eine zentrale Stellung bei der Zellteilung und Blutbildung einnimmt, kann eine Unterversorgung in der Frühphase der Schwangerschaft zu erheblichen Komplikationen führen: Früh- und Fehlgeburten sowie schwere Fehlbildungen des Säuglings wie der offene Rücken (Neuralrohrdefekt). Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, sollen zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung 400 μg synthetische Folsäure/Tag oder äquivalente Dosen anderer Folate in Form eines Präparats einnehmen, damit sich das Ungeborene optimal entwickeln kann. Die Einnahme sollte mindestens 4 Wochen vor Beginn der Schwangerschaft anfangen und während des 1. Drittels der Schwangerschaft beibehalten werden. Wenn die Supplementation erst kurz vor oder sogar nach der Konzeption beginnt, empfehlen Experten die Einnahme eines Präparates mit 800 µg Folsäure/Tag. Unabhängig von der Supplementation sollten Schwangere vermehrt folatreiche Lebensmittel wie grünes Gemüse, insbesondere Blattgemüse wie Spinat und Salate, Tomaten, Orangen, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Fleisch, Eier und Milchprodukte verzehren, um ihren Bedarf zu decken.
Gute Jodversorgung wichtig für die körperliche und geistige Entwicklung
Deutschland ist zwar heute kein ausgesprochenes Jodmangelgebiet mehr, die anhand der Jodausscheidung geschätzte Zufuhr von Jod bei Frauen im gebärfähigen Alter in Deutschland liegt laut 13. DGE-Ernährungsbericht unter dem Referenzwert für die Jodzufuhr von 200 µg/Tag. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft hat besonders schwere Auswirkungen wie ein erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten. Der Säugling kommt bereits mit einem Kropf zur Welt und im ungünstigsten Fall treten dauerhafte Entwicklungsstörungen des Skelett- und Nervensystems auf. Da in der Schwangerschaft der Jodbedarf erhöht ist, sollten Schwangere Jod in Höhe von 100 bis 150 µg Jod/Tag supplementieren. Zusätzlich zu einem Jodpräparat ist eine gute Jodzufuhr mit der Nahrung über täglich Milch- und Milchprodukte, ein- bis zweimal wöchentlich Fisch, vor allem Seefisch, und die zusätzliche Verwendung von Jodsalz empfehlenswert. Bei Schilddrüsenerkrankungen sollten Betroffene vor der Supplementation Rücksprache mit der/m behandelnden Ärzt*in halten.
Individuell handhaben: Supplementation von Eisen und n-3-Fettsäuren
Die Nahrungsergänzung von Eisen und n-3-Fettsäuren ist in Abhängigkeit vom Eisenstatus bzw. der Ernährungsanamnese der Schwangeren individuell zu handhaben. Eine gezielte Eisensupplementation zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung sollte nur nach einer ärztlich diagnostizierten Unterversorgung erfolgen. Zur Bedarfsdeckung an langkettigen n-3-Fettsäuren wird wöchentlich mindestens eine Portion fettreicher Seefisch empfohlen, bei Verzicht auf Fischverzehr die Einnahme eines Präparates mit der n-3-Fettsäure Docosahexaensäure.
Alle übrigen Vitamine und Mineralstoffe können auch in der Schwangerschaft über eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung nach den 10 Regeln der DGE mit herkömmlichen Lebensmitteln ausreichend aufgenommen werden.
Hintergrundinformationen
Die Ergebnisse einzelner Forschungsvorhaben des im Herbst 2020 erscheinenden 14. DGE-Ernährungsberichts stellt die DGE vorab vor. Das Kapitel 3 „Studie zur Erhebung von Daten zum Stillen und zur Säuglingsernährung in Deutschland – SuSe II“ ist als Vorveröffentlichung zum 14. DGE-Ernährungsbericht online verfügbar. Den DGE-Ernährungsbericht erstellt die DGE alle vier Jahre im Auftrag des BMEL aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die wissenschaftsbasierten DGE-Ernährungsberichte beschreiben und bewerten die Entwicklung der Ernährungssituation in Deutschland. Der Bundesregierung dienen die Forschungsergebnisse und Aussagen als Entscheidungshilfe für ihre gesundheits- und ernährungspolitischen Maßnahmen. Weitere Informationen zu den DGE-Ernährungsberichten sind in einem FAQ-Papier zusammengestellt.
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