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„Die Bäume stammen aus Zeiten unserer Urgroßeltern. Sie tragen weniger Früchte als noch vor zwei Jahren bei der Jahrhunderternte und die Eicheln sind kleiner als üblich. Die Ernte wird dieses Jahr knapper ausfallen und mühsamer sein“, erwartet Försterin Elke Urbansky. Die Försterin aus dem Forstamt Oerrel bei Munster koordiniert die Ernte und hofft auf freiwillige Helfer. Wie schon vor zwei Jahren hilft ihr die Rainald von Dassel Schule bei der Sammelaktion.
Großer Bedarf an jungen Waldbäume in Deutschland
Der Bedarf an neuen Eichen ist groß. Allein in den Niedersächsischen Landesforsten wurden über 1 Millionen neuer Eichenbäume in der zurückliegenden Saison gepflanzt. „Wir benötigen dringend das Saatgut für den Umbau der Nadelwälder in klimastabile Mischwälder“, betont Andreas Preuß. Der Leiter der Forstsaatgut-Beratungsstelle sieht Engpässe bei jungen Laubbäumen auf Deutschlands Waldbesitzer zukommen, da Dürre und Borkenkäferbefall vielerorts zu großen Waldverlusten geführt hätten. „Der Bedarf an neuen Bäumen ist überall in Deutschland hoch und wir müssen Jahre im Voraus mit der Ernte und Nachzucht beginnen, um den wachsenden Bedarf decken zu können“, beschreibt Andreas Preuß die Situation auf dem knapper werdenden Markt.
Forstsaatgut-Beratungsstelle will 2,5 Millionen neue Eichen aus Niedersachsens Wäldern erzeugen
Förster Preuß möchte im Solling in diesem Herbst zwei Tonnen Eichensaatgut in den Forstämtern Dassel und Neuhaus gewinnen. Landesweit hofft Preuß auf eine Ernte von insgesamt 25 Tonnen aus Niedersachsens Wäldern. „Daraus könnten dann 2,5 Millionen neue Pflanzen erzeugt werden. Doch der Tisch ist dünn gedeckt, nur 10 bis 25 Eicheln liegen durchschnittlich auf einem Quadratmeter Waldboden. Und die leckeren Tafelfrüchte teilen wir noch mit Wildschweinen und anderen Waldbewohnern, die ebenfalls Eicheln suchen und sogar nachts unterwegs sind“, so Preuß. Weil in diesen Tagen die Maisfelder abgeerntet würden, seien Wildschweine wieder vermehrt im Wald auf Nahrungssuche.
Motivierte Sammler spenden Arbeitsleistung für klimastabile Wälder
Gefragt sind motivierte Sammlerinnen und Sammler, die fleißig wie die Eichhörnchen den Waldboden nach Eicheln absuchen und die guten in den mitgebrachten Eimer lesen während die faulen Früchte liegenbleiben sollen. Rund 40 Hektar Eichenwälder allein im Solling will die Forstsaatgut-Beratungsstelle in den nächsten Wochen beernten lassen. Elke Urbansky rechnet mit drei bis fünf Sammeltagen bis Mitte Oktober und gibt folgende Hinweise an Interessierte: Wer bei der Handsammlung mithelfen möchte braucht einen Sammeleimer und Schoner oder eine Matte für die Kniee. Der unterschriebene Sammelerfassungsbogen aus dem Internet soll ausgedruckt zum Treffpunkt mitgebracht werden. Warme Kleidung, festes Schuhwerk, Verpflegung und gute Laune seien beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Eicheljagd im Herbstwald.
Wiegen der Ernte und Versiegelung der Säcke vor Ort im Wald
Noch im Wald wird die Ernte gewogen, die Solling-Eicheln in versiegelte Säcke abgefüllt und mit sogenannten Stammzertifikaten (Herkunftsurkunden) ausgestattet. „Wir bringen die Säcke nach Oerrel in die Forstsaatgut-Beratungsstelle der Landesforsten. Dort wird das Saatgut fachgerecht behandelt und an Baumschulen abgegeben, die aus den Eicheln kleine Sämlinge ziehen“, beschreibt Elke Urbansky das weitere Vorgehen. „Wir dürfen nur Eicheln aus Wäldern sammeln, die vom Landwirtschaftsministerium als Saatgutbestand anerkannt worden sind. Wer Eicheln aus dem Stadtpark oder von seiner Hofeinfahrt mitbringt, hilft uns leider nicht. Diese Früchte dürfen wir nicht als Saatgut verwenden“, betont Försterin Urbansky. Sie lädt Natur- und Waldfreunde herzlich ein, ihre Arbeitsleistung für zukünftige Wälder zu spenden.
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