„Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft (…) von selbst bringt die Erde Frucht (…) Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“ (Mk 4, 26-29)
Diese Passage aus dem Markus Evangelium gewinnt angesichts der weltweit wütenden Corona-Pandemie wieder an Bedeutung. Gott hat die Erde fruchtbar gemacht und mit seiner Schöpfung die Lebensgrundlage für die landwirtschaftlichen Betriebe und die dort arbeitenden Menschen geschaffen. Gottes Früchte werden von uns Menschen gesät und in Dankbarkeit geerntet.
Das Bild von leeren Regalen – wir werden es schon bald wieder vergessen haben. Niemals vergessen dürfen wir aber, dass die Landwirtschaft die Grundlagen für unser aller Leben liefert. Nahrungsmittelproduktion ist weltweit systemrelevant und darf nicht als selbstverständlich betrachtet werden.
Landwirtinnen und Landwirte tragen in besonderer Weise Verantwortung für unsere Nahrungsmittel, Kulturlandschaften und ihre Nutztiere. Seit jeher leben sie Veränderung. Betrachtet man die Landwirtschaft als Ursprung menschlicher Kulturen, wird der stetige Wandel des Sektors und seine Anpassungsfähigkeit besonders deutlich. Menschen in den landwirtschaftlichen Betrieben ist bewusst, dass eine Fortsetzung der bisherigen bäuerlichen Wirtschafts- und Lebensweisen nicht zielführend sein kann, vielmehr ist es erforderlich sich stetig wandelnden natürlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen und diese aktiv mit zu gestalten. Landwirtschaft, abstammend vom lateinischen Wort „colere“, bedeutet pflegen, hegen und Fürsorge halten. Hieraus wird das Grundverständnis der Landwirtschaft deutlich. Auf moderne Weise ist auch das Leitbild der Nachhaltigkeit darin verwurzelt. Ökonomische, ökologische und soziale Aspekte sind so in Einklang zu bringen, dass gegenwärtige und nachfolgende Generationen in der Stadt und auf dem Land eine Zukunft haben.
Die aktuellen Veränderungen sind nicht nur für Bauernfamilien, sondern auch für die Verbraucher und viele gesellschaftliche Gruppen von großer Bedeutung. Eine produktive Nahrungsmittelerzeugung mit den Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie der Weiterentwicklung des Tierwohls zu vereinbaren, setzt einen gesellschaftlichen Dialog über die Zukunft der Landwirtschaft und die Wertschätzung von Lebensmitteln voraus.
Landwirtinnen und Landwirte leben Tierwohl, denn sie betrachten ihre Nutztiere nicht als beliebigen Produktionsfaktor, sondern räumen ihnen eine Mitgeschöpflichkeit zum Menschen ein. Es gilt einen würdevollen Umgang mit den Nutztieren von Beginn des Lebens bis hin zur Schlachtung in allen Betrieben zu gewährleisten. Ein fehlendes Verantwortungsbewusstsein ist hierbei nicht akzeptabel. Die in der Landwirtschaft Tätigen leben und wirtschaften von und mit der Natur und sind daher im besonderen Maße mit der Schöpfung verbunden. Daraus resultiert eine große Verantwortung, der jeder Betrieb gerecht werden muss. Dies betrifft den Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie die zukünftige Gestaltung der Lebensmittelproduktion vom Acker bis ins Regal.
Auch der Lebensmittelhandel muss sich dieser Verantwortung bewusster werden. Gerade der aggressive Preiskampf mindert die Wertschätzung von Lebensmitteln in unserer Gesellschaft. Die Bäuerinnen und Bauern stellen sich den zahlreichen Herausforderungen der modernen Landwirtschaft. Dabei geraten die Betriebe mit der Verantwortung für unser aller Lebensgrundlage unter hohensozioökonomischen Druck.
Mit der Debatte um mehr Nachhaltigkeit wird eine neue Werteorientierung in Wirtschaft und Gesellschaft deutlich – eine Besinnung auf das eigene Handeln. Diese Reflexion wird zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Dialoges. Hochproduktiv und gleichzeitig nachhaltig – welche internationalen Standards sind vor dem Hintergrund der Versorgungsicherheit und einer steigenden Weltbevölkerung auf der einen Seite und endlicher Ressourcen sowie dem Erhalt von Lebensräumen auf der anderen Seite als zielführend anzusehen? Vor welchen technischen und gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen stehen wir? In welchem Maße trage ich selbst durch mein Verhalten, insbesondere mein Kaufverhalten, Verantwortung? Hier kann die Landwirtschaft durch generationsübergreifendes Denken und Handeln auch auf der Basis christlicher Werte eine Vorbildfunktion für nachhaltiges Wirtschaften und Leben unter Veränderungen einnehmen.
„Danken und (Weiter-)Denken.“
Der Deutsche LandFrauenverband e.V. (dlv) ist der bundesweit größte Verband für Frauen, die auf dem Lande leben, und deren Familien. Ziel ist, die Lebensqualität und die Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum zu verbessern. Der dlv vertritt die politischen Interessen aller Frauen in ländlichen Regionen und den Berufsstand der Bäuerinnen.
500.000 Mitglieder, 12.000 Ortsvereine, 22 Landesverbände bilden zusammen ein starkes Netzwerk. Der Verband nutzt seine gesellschaftliche Kraft, um die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Situation der Frauen zu verbessern. Präsidentin ist Petra Bentkämper.
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