Fundamentaldaten vor Politik: US-Wahl und die Märkte

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  • Konzentration auf längerfristige Faktoren ratsam
  • Volatilität bleibt trotz geldpolitischer Unterstützung und Aussicht auf Corona-Impfstoff
  • Für langfristig orientierte Investoren sind solide Bilanzen und Wettbewerbsvorteile wichtiger als US-Wahl

Der bisherige Jahresverlauf war von anhaltender Marktvolatilität geprägt, wobei sich die Wirtschaft inzwischen auf Erholungskurs befindet. Mit der im November anstehenden US-Präsidentschaftswahl sehen sich Investoren weiterer Unsicherheit ausgesetzt. So müssen sie die Aussichten auf entweder eine Einheit oder eine Teilung zwischen Präsidentschaft und Kongress sowie die sich daraus ergebenden politischen Konsequenzen beurteilen.

Während neue politische Entscheidungen sicherlich branchen- und unternehmensübergreifende Auswirkungen haben werden, sind wir der Meinung, dass die für die Finanzmärkte wichtigeren Faktoren das Entwicklungstempo für einen Corona-Impfstoff, die Wiedereröffnung der Wirtschaft und die anhaltende geldpolitische Unterstützung der weltweiten Zentralbanken sind. Daher sind wir der Meinung, dass Investoren gut beraten wären, über die Wahl hinauszublicken und sich stärker auf die langfristigen Faktoren zu konzentrieren, die die US-Wirtschaft und die Aussichten für die Aktien- und Anleihenmärkte vorantreiben.

Politik wird Unternehmen und Finanzmärkten weiterhin Unterstützung bieten

Die im März weltweit von Regierungen und Zentralbanken ergriffenen Maßnahmen haben erheblich dazu beigetragen, die Lücke zwischen dem plötzlichen Wirtschaftsabschwung und der allmählichen Wiedereröffnung der Wirtschaft zu schließen. Die US-Regierung und die US-Notenbank (Fed) haben den Märkten enorme Mengen an fiskal- und geldpolitischen Konjunkturmaßnahmen sowie Liquidität zugeführt, was historisch zu einer der schnellsten Markterholung nach einer Rezession führte.

Erst kürzlich hat der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, ein neues Inflationsziel vorgestellt. In Kombination mit dem Hinweis, dass die Fed ihre Zinsen niedrig halten will, um eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung zu fördern, dürfte dies unserer Einschätzung nach sicherstellen, dass noch auf längere Zeit lockere Bedingungen vorherrschen sollten. Unabhängig vom Ausgang der Wahl gehen wir nicht davon aus, dass diese Unterstützung nachlassen wird, solange sich die Wirtschaft nicht erholt hat.

Fortschritte bei Impfstoff und neue Anlagethemen sind Rückenwind für Märkte

Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit und die Marktvolatilität haben die private Sparquote dramatisch in die Höhe getrieben, da die steigende Arbeitslosigkeit Investoren dazu veranlasste, während des Marktabschwungs in Barmittel zu flüchten. Im Zuge der Erholung von Wirtschaft und Unternehmensergebnissen, besteht die Chance, dass diese liquiden Mittel – sowohl auf Unternehmens- als auch auf Verbraucherseite – wieder den Aktienmärkten zufließen.

Darüber hinaus hat das Niedrigzinsumfeld dafür gesorgt, dass Aktiendividenden und Cashflow-Renditen attraktiv bleiben. Da Investoren weiterhin händeringend nach Ertragsmöglichkeiten suchen, könnte dies sowohl Aktien als auch Unternehmensanleihen zusätzliche Unterstützung bieten. Die relativ schnelle Erholung der Märkte und die anhaltende Stabilität der Eigenheimpreise haben zudem dazu beigetragen, das Vermögen der Verbraucher zu steigern. Dies wiederum könnte in den kommenden Quartalen die Zuversicht im Hinblick auf größere Käufe erhöhen.

Und schließlich konnten wir beobachten, wie sich aufgrund der diesjährigen Volatilität mehrere Anlagethemen herauskristallisieren und an Fahrt gewinnen. Die zunehmende Nachfrage nach technologiebasierten Cloud Software-Plattformen zur Unterstützung der Arbeit im Homeoffice und eine rasche Verlagerung hin zu E-Commerce sind zwei Themen, von denen bestimmte Unternehmen klar profitiert haben. Wir sind davon überzeugt, dass Unternehmen, die in der Lage sind, in diese Themen zu investieren bzw. von diesen Themen zu profitieren, weiterhin für steigende Aktienkurse sorgen.

Während wir im Vorfeld der Wahlen ein gewisses Maß an kurzfristiger Volatilität an den Märkten beobachten, ist es wichtig, etwas Abstand zu wahren und zu überlegen, wo wir im längerfristigen Zyklus stehen. Nach einer Rezession lässt der Kreditzyklus allmählich seinen Tiefpunkt hinter sich, während die Konjunkturerholung Fahrt aufnimmt und Unternehmen einen mehrjährigen Prozess der Bilanzsanierung beginnen. Da das Kreditrisiko dieser Unternehmen sinkt, kann dieser nachhaltige Rückenwind häufig zu engeren Spreads und attraktiven Renditechancen führen.

Das Quantitative Easing der Fed hat auch die Anleihenmärkte unterstützt, obwohl ihr Kauf von Unternehmensanleihen einen stärkeren positiven Einfluss auf den Investment-Grade-Kreditmarkt hatte. Dies führte dazu, dass einige Anleihen mit BB-Rating attraktive Spreads und Relative-Value-Chancen bieten. Wir sehen weiterhin Chancen bei Wertpapieren mit BBB-Rating sowie vielen High-Yield-Emittenten mit höherem BB-Rating.

Konsequente Fokussierung auf Fundamentaldaten

Angesichts der durch Corona verursachten Unsicherheit, die das wirtschaftliche Umfeld belastet, sind wir davon überzeugt, dass es im Interesse beider politischen Parteien (Republikaner und Demokraten) ist, eine lockere Politik beizubehalten und die Finanzmärkte, die Verbraucher und die Wirtschaft weiterhin zu unterstützen. Diese Unterstützung könnte – in Kombination mit der Entwicklung eines Impfstoffs und der Infrastruktur für dessen Verteilung – die wirtschaftliche Erholung weiter stärken. Wir bewerten die Lage zwar weiterhin positiv, die Volatilität dürfte jedoch anhalten – nicht nur während der Wahlen, sondern auch im Zuge der laufenden Erholung. Daher gehen wir davon aus, dass es wichtig sein wird, aktiv zu bleiben und sich auf Aktien oder Unternehmensanleihen von Unternehmen mit soliden Bilanzen, Cashflows und langfristigen Wettbewerbsvorteilen zu konzentrieren. Wir sind davon überzeugt, dass sich diese Merkmale gemeinsam mit anderen fundamentalen Faktoren wie Geld- und Fiskalpolitik für langfristig orientierte Investoren als wichtiger erweisen werden als die von der Wahl verursachte kurzfristige Unsicherheit.

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