Bei einer weiter steigenden Zahl an Neuinfektionen auf mehr als 10.000 pro Tag wird es für die Gesundheitsämter nicht mehr möglich sein, die Infektionslage durch Kontaktverfolgung im Griff zu behalten. Dann droht entweder die unkontrollierte Ausbreitung in der gesamten Bevölkerung oder ein erneuter und vielleicht noch drastischerer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Lockdown als im Frühjahr. „Nicht nur mit dem Blick auf die mögliche Überforderung unserer Krankenhauskapazitäten müssen wir diese Situation dringend vermeiden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft unterstützt deshalb die gestern beschlossenen politischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus mithilfe von Kontaktbeschränkungen“, so Gaß.
Die Vorbereitung der Kliniken auf weiter steigende Patientenzahlen läuft planmäßig. „Die Krankenhäuser haben sich auf die vor uns liegenden Monate vorbereitet und profitieren dabei von den Erfahrungen aus dem Frühjahr. Durch den Aufbau von Reservekapazitäten gerade im Intensivbehandlungsbereich verfügen wir über deutlich mehr Beatmungsbetten, als dies noch im März der Fall war. Insgesamt sind mehr als 10.000 Beatmungsbetten aufgestockt worden. Ein Problem bleibt aber die Ausstattung dieser zusätzlichen Kapazitäten mit dem entsprechenden Fachpersonal. Eine gewisse Entspannung konnte dadurch erreicht werden, dass Beschäftigte in Kurzqualifikationen für den Einsatz in Teams im Intensivbereich vorbereitet wurden. Wir werden aber von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erneut eine große Flexibilität und Einsatzbereitschaft abverlangen müssen, um in dieser Ausnahmesituation den Schutz der Bevölkerung zu organisieren“, so Dr. Gerald Gaß.
Es wurden organisatorische Maßnahmen getroffen, um Infektionen in den Kliniken selbst zu vermeiden. Die Behandlung infizierter Patienten erfolgt strikt getrennt und auch der Infektionsschutz für die Krankenhausmitarbeiter wurde optimiert. Die Bevorratung von persönlicher Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln ist aktuell gut und auch die weiteren Lieferungen sind derzeit gesichert. „In der ersten Pandemiewelle wurden regionale Netzwerke zwischen Krankenhäusern etabliert, die sich bei der Behandlung der Patientinnen und Patienten hervorragend unterstützt haben. „Von dieser Netzwerkstruktur werden wir auch in einer zweiten Welle profitieren. Die Krankenhäuser werden auch weiterhin die Verantwortung für die Patientinnen und Patienten im Regelsystem übernehmen. Anders als im Frühjahr wollen wir keinen plötzlichen Lockdown in den Kliniken selbst erleben. Wenn wir geplante Behandlungen absagen müssen, soll dies im engen Austausch mit den niedergelassenen Ärzten und den Patientinnen und Patienten selbst erfolgen“ erklärt der Präsident der DKG mit Blick auf die kommenden Wochen.
Bei all dem was auf die Kliniken zukommt brauchen sie auch die Unterstützung der Politik und der Krankenkassen. Dabei geht es um das Aussetzen bürokratischer Hemmnisse beim flexiblen Personaleinsatz und MDK-Prüfungen ebenso, wie um die Fortsetzung und Wiedereinführung des finanziellen Rettungsschirms, dessen wesentlichen Elemente zum Ende September ausgelaufen sind. „Wir setzen uns dafür ein, dass die erfolgreiche Arbeit des vom Bundesgesundheitsminister eingesetzten Corona-Beirats zur Lösung dieser Fragen spätestens im November erneut zusammentrifft“, so der Präsident der DKG.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder – 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände – in der Bundes- und EU-Politik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr. Die 1.925 Krankenhäuser versorgen jährlich 19,4 Millionen stationäre Patienten und rund 20 Millionen ambulante Behandlungsfälle mit 1,3 Millionen Mitarbeitern. Bei 97 Milliarden Euro Jahresumsatz in deutschen Krankenhäusern handelt die DKG für einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen.
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